Neviges. Elterntaxis verstopfen die Straßen einer Wohnsiedlung in Velbert. Das Thema schlägt hohe Wellen. Es gibt Lösungsvorschläge – die werden geprüft.
Sie können es nicht lassen. Allen Bitten der Schulleitung zum Trotz verstopfen Elterntaxis morgens und nachmittags regelmäßig die engen Straßen der Siedlung „Auf der Drenk“ in Velbert-Tönisheide. Die Eltern der Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule fahren nach wie vor am liebsten direkt vor die Schule, um ihre Kinder wegzubringen oder abzuholen. Davon machte sich auch die SPD bei einem Ortstermin ein Bild: Zahlreiche leidgeprüfte Anwohner waren der Einladung gefolgt – sie kennen genau, was die Politiker sahen: Rückstau bis auf die Nevigeser Straße, zugeparkte Gehwege, im Halteverbot parkende Autos.
Ein Zustand, den auch Matthias Gohr unsäglich findet:„Das Thema wird auf Gesamt-Velbert übertragen. Ich werde es auch im Schulausschuss vortragen“, sagt der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, der auch den Vorsitz im Schulausschuss hat. Die chaotischen Zustände seien kein Thema, das nur diese Wohnsiedlung in Tönisheide betreffe. „Man muss schon heute an die Zukunft denken. An dem neuen Standort Waldschlösschen soll es so etwas nicht geben.“ Läuft alles wie geplant, ist der Schul-Neubau 2025 fertig. Doch jetzt gelte es erst einmal, Abhilfe in Tönisheide zu schaffen – die SPD werde das leidige Thema „Elterntaxi“ mitnehmen in die nächste Sitzung des Bezirksausschusses.
Siedlergemeinschaft in Velbert schrieb an Bürgermeister
Die Anwohner Benjamin Corsten, Andrea Röske und Marc Blobel, die sich im Namen der Siedlergemeinschaft besonders engagieren und bereits an Bürgermeister Dirk Lukrafka geschrieben haben, sind erst einmal froh, „dass Bewegung in die Sache kommt“, so Benjamin Corsten. Bei einem persönlichen Gespräch auf dem Wochenmarkt habe der Bürgermeister „sehr verständnisvoll reagiert“. Man werde „alles tun, um die Situation zu verbessern“, erklärte Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. Und dazu prüfe man alles, was an Anregungen und Lösungsvorschlägen auf den Tisch komme.
Vorschlag: Durchfahrt nur für Bewohner
Eine mögliche Lösung hatte die Siedlergemeinschaft auf dem Ortstermin vorgestellt: Durchfahrt bei Schulbeginn und Schulende nur für Bewohner, geregelt durch ein entsprechendes Verkehrsschild. In einigen Städten werde das bereits praktiziert, so Anwohner Benjamin Corsten. Die Anwohner bekämen dann einen entsprechenden Ausweis für das Auto. „Aber was ist mit Besuch? Die müssen doch auch durchkommen, das stelle ich mir in der Umsetzung nicht so einfach vor“, zeigt sich Matthias Gohr skeptisch. Auch das werde man, wie alle Vorschläge, prüfen, so Stadtsprecher Blißenbach.
Bei dem Ortstermin wurden Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) nicht müde, mit den Autofahrern zu reden, ihnen klar zu machen, dass ihr Verhalten zu gefährlichen Situationen führen kann, wenn etwa im Halteverbot geparkt werde. Knöllchen wurden jedoch nicht verteilt. Der KOD sei an jenem Nachmittag lediglich „im Zuge der Schulwegsicherung“ vor Ort gewesen, so Hans-Joachim Blißenbach. In welcher Form der KOD zukünftig eventuell zum Einsatz kommt, auch das will die Stadt prüfen.
Konstruktives Gespräch am runden Tisch
Gut und konstruktiv sei das Gespräch am runden Tisch verlaufen, zu dem Schulleiter Jens Brandenburg am Dienstagnachmittag eingeladen hatte und das sich bis in den frühen Abend hinzog, wie Marc Blobel von der Siedlergemeinschaft berichtet. Neben einer Mitarbeiterin des Kommunalen Ordnungsdienstes nahmen auch Jan Schneider, Leiter der Straßenverkehrsbehörde der Stadt Velbert, und Matthias Gohr an dem Gespräch teil. Auch erste Ergebnisse habe es schon gegeben, sagt der Anwohner: So soll die wenig frequentierte Haltestelle für Schulbusse in der Nähe des Spielplatzes als Haltebucht für Eltern frei gegeben werden. „Herr Brandenburg wird die Eltern in einem Brief darüber informieren“, so Marc Blobel.
In der Diskussion ist auch ein Kreisverkehr
In der Diskussion sei noch eine weitere Idee, nämlich die Verkehrsführung am Eingang zur Siedlung zu ändern, also an der Einfahrt von der Nevigeser Straße zur Straße Auf der Drenk. Hier könnte die Verkehrsführung so verlaufen, dass Eltern ihre Kinder vorn an der Siedlung herauslassen und dann wieder wenden. „Dafür müsste ein Kreisverkehr angelegt werden, darüber wurde auch gesprochen“, sagt Marc Blobel. Alles in allem sei das Gespräch sehr konstruktiv verlaufen, sagt Marc Blobel, der sich in der Vergangenheit immer wieder über zugeparkte Garageneinfahrten und zunehmend aggressive Eltern geärgert hatte.
Schulleiterin wird oft mulmig
An den Grundschulen in Tönisheide und Neviges ist das Problem zwar nicht so gravierend, doch das Thema „Elterntaxi“ bleibt auch hier ein Evergreen: „Es sind zum Glück nur Einzelfälle. Aber mir wird schon immer mulmig, wenn ich vom Fenster aus sehe, wie in der kleinen Kirchstraße gewendet wird“, sagt Bärbel Emersleben, Schulleiterin der Grundschule Tönisheide. Meistens auch noch hektisch, weil man ja spät dran sei. „Und das direkt vor dem Schuleingang. Man darf nicht vergessen, Kinder laufen oft einfach los, wenn sie andere Kinder sehen. Die passen dann nicht unbedingt auf, wenn da ein Auto herumkurvt.“ Aber das sei zum Glück nicht der Regelfall: „Viele Eltern regen auch an, zu Fuß zu gehen oder setzen die Kinder an Sammelpunkten ab.“
Lob für vernünftige Eltern
Mehr Inhalte aus Neviges und Tönisheide
- Warum auch im Winter alle Eismann Mario aus Velbert lieben
- Windkraft: Sollen Windräder auf einem Feld in Velbert gebaut werden?
- Weihnachtsmarkt: Das ist neu beim Hubbelsgasser Weihnachtsmarkt
- Konzert: Chor in Velbert wagt mutig das Risiko – das sind Reaktionen
- Met statt Glühwein bei der Velberter Mittelalter-Weihnacht
- Trecker kommen wieder: Die Strecke der großen Lichterfahrt
Julia Theus, Leiterin der evangelischen Grundschule an der Ansembourgallee, hat den Eindruck, dass es „seit dem Sommer besser geworden ist“. Also nach der Aktion im Frühjahr, als die Schule mit der Aktion „Bewegungspass“ es Kindern schmackhaft machte, zu Fuß zu gehen. Die Reaktion sei damals positiv gewesen. Was die Schulleiterin besonders freut: „Bei den letzten Anmeldungen habe ich oft das Kriterium gehört: Wir möchten für unser Kind eine fußläufige Schule.“ Auch im Siepen habe sich die Situation entspannt, sagt Ilka Powilleit, Leiterin der Sonnenschule: „Ich kann natürlich Eltern nichts vorschreiben. Zu uns kommen ja auch Familien aus Langenberg oder drüben aus der Wohnsiedlung Auf den Poethen.“ Entschärft worden sei die Situation sicher auch durch den selbst initiierten Schulbus, eine Kooperation mit der benachbarten Regenbogenschule und der evangelischen Grundschule. Unter dem Strich könne man sagen: „Es ist besser geworden, die Eltern reißen sich zusammen.“
>>>Umzug 2025 geplant
Die Gesamtschule Neviges ist zurzeit in den Räumen der ehemaligen Heinrich-Kölver_Schule untergebracht. Der Umzug in den Neubau Waldschlösschen ist für 2025 geplant.
Zurzeit besuchen 617 Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf bis acht die Gesamtschule. In der neuen Schule am Waldschlösschen wird es Platz für 1300 Schüler geben.