Velbert/Essen. Der Limbecker Platz möchte Velberter Kunden anlocken und plakatiert dafür in unserer Stadt: Was die Beteiligten und potenzielle Kunden sagen.

Wer in den vergangenen Tagen auf der Rheinlandstraße in Richtung Willy-Brandt-Platz unterwegs war, hat die Werbung vielleicht schon gesehen: „Ey Velbert – komm ma Essen!“ So steht es auf einer der Litfaßsäulen. „Hier gibt’s Food, Fashion & Lifestyle in über 100 Shops.“ Darüber das Foto einer jungen Frau mit herausgestreckter Zunge.

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Auftraggeber der Werbekampagne ist das 2008/2009 eröffnete Einkaufszentrum Limbecker Platz in der Nachbarstadt. Aus dem Velberter Rathaus und der Händlerschaft ist zu hören, dass diese Art der Werbung nicht überall gut ankommt – fällt die Kampagne doch in eine aktuell wieder einmal intensiv geführte Diskussion über die Velberter Fußgängerzone, die in den Augen mancher Kunden immer weniger zu bieten hat, und die Dauer-Diskussion um die immer Geschäfts-leerer werdende Stadtgalerie.

Das Einkaufszentrum Limbecker Platz liegt am Rand der Essener Fußgängerzone.
Das Einkaufszentrum Limbecker Platz liegt am Rand der Essener Fußgängerzone. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Stadt Velbert betont eigene Vorzüge, die auch Essener zu schätzen wüssten

Offiziell gibt man sich jedoch entspannt: „Grundsätzlich liegt es nicht in unserem Ermessen, welche Werbung an die Litfaßsäulen im Velberter Stadtgebiet geklebt wird“, sagt Pia Meißner aus der städtischen Pressestelle: „Wir nehmen die aktuelle Botschaft mit einem Schmunzeln zur Kenntnis und verstehen diese nicht als Angriff auf uns als Stadt Velbert. Zudem ist es eine übliche Vorgehensweise, an stark frequentierten Straßen, die auch in andere Städte führen, Werbung für Veranstaltungen, Einkaufsmöglichkeiten oder Feste über die Stadtgrenze hinaus zu schalten.“ So sei man beispielsweise auch überzeugt davon, dass etwa zum Parkfest „einige Essener nach Velbert kommen werden, die auch sonst die Vorzüge vom Herminghauspark und anderen Einrichtungen unserer Stadt zu schätzen wissen“.

Essener Einkaufszentrum plakatiert nicht nur in Velbert sondern auch in anderen Städten

Auch im Centermanagement des Limbecker Platzes will man die Werbekampagne nicht als Angriff auf den Velberter Handel verstanden wissen: „Es gibt nicht nur in Velbert entsprechende Plakatierungen, sondern auch in anderen Städten“, heißt es aus dem Centermanagement. Solch eine Kampagne sei nicht außergewöhnlich – „und wir haben uns auch nichts dabei gedacht.“ Das Einkaufszentrum habe ein Einzugsgebiet über die Stadtgrenzen hinaus – und werbe daher auch überregional, so wie es andere Zentren auch tun würden. „Wir haben auch immer wieder Werbung für das Bochumer Rhein-Ruhr-Zentrum hier bei uns in Essen“, nennt das Limbecker-Platz-Centermanagement ein Beispiel.

In sozialen Netzwerken wird die Kampagne aktuell recht kontrovers kommentiert: Manch ein Facebook-Nutzer findet die Werbung „richtig gut“, andere kritisieren die Sprache, „die wohl Jugendliche ansprechen soll“, wieder andere verweisen darauf, dass die Essener Innenstadt genauso kaputt sei wie die Velberter – und da dann auch gute Sprüche nichts nutzen würden.

Am 22. August war letzter Verkaufstag von Karstadt in Essen.
Am 22. August war letzter Verkaufstag von Karstadt in Essen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Auch im Limbecker Platz gibt es gerade einen großen, prominenten Leerstand

Und in der Tat hatte sogar auch das Einkaufszentrum Limbecker Platz selbst gerade einen prominenten Verlust zu beklagen. In der „Stadt der Warenhäuser“ wurde in der vergangenen Woche mit Karstadt das letzte große Warenhaus geschlossen. Mit einem Schlag stehen am Limbecker Platz rund 20.000 Quadratmeter leer und damit mehr als ein Viertel der gesamten Verkaufsfläche. Zwar gibt es Gerüchte darüber, dass das Modehaus Peek & Cloppenburg (P&C) die Kettwiger Straße verlassen und in den Limbecker Platz ziehen werde – auf rund ein Drittel der bisherigen „Karstadt“-Fläche –, was unter dem Strich jedoch nur eine Verlagerung des Leerstandes innerhalb der Essener Innenstadt darstellen würde.

Also: Leerstände gibt es nicht nur in der Velberter Stadtgalerie, sondern auch in der selbsternannten „Shopping-Adresse Nr. 1“ mit ihren 70.000 Quadratmetern Verkaufsfläche – aber „Auch wir haben Leerstände“ klingt als Werbeslogan natürlich nicht ganz so gut.