Neviges. André Volkmann aus Velbert hat ein ungewöhnliches Hobby: Er testet Brettspiele und stellt die Ergebnisse ins Netz. Es geht auch um Tischpräsenz.
Er will nur spielen. Und wünscht sich, dass es ihm möglichst viele Menschen gleichtun. „Ich kann nur empfehlen: Leute, probiert es aus. Es ist entschleunigend, man taucht ab in eine andere Welt.“ André Volkmann aus Velbert-Neviges ist ein bisschen spiele-verrückt: Aus einer Laune heraus gründete der 42-Jährige vor zehn Jahren das Online-Portal spielpunkt.net. Ein Team von mittlerweile sechs Leuten testet alle möglichen Brettspiele, gibt Tipps rund ums gute Spiel: „Dabei raten wir immer, im Fachhandel zu kaufen. Die Leute da brennen für ihr Thema, unterhalten sich auch immer gern. Man sollte sie unterstützen.“
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Sein Portal sei ein Hobbyprojekt, mache ihm einfach Spaß, Geld verdiene er nicht damit, erzählt der Journalist aus Neviges, der schon als Kind gern gespielt hat. „Hütchen-Spiel, Hase und Igel, was man damals halt so machte.“ Die Lust am Spiel blieb auch als Erwachsener. Und als Volkmann vor zehn Jahren, im Frühsommer 2014, mal wieder in lustiger Runde mit Freunden am Spieltisch saß, da war sie auf einmal ganz spontan geboren: die Idee, eine Online-Plattform für Spielfreudige auf die Beine zu stellen.
Idee kam spontan beim Spielen in Velbert
Vereinzelt auch Video-Spiele
Während der Coronakrise sei das Interesse an Brettspielen besonders groß gewesen, beobachtet André Volkmann. Durch den Kontaktverbot hätten Familien mehr gespielt.
In dem Portal spielpunkt.net liegt der Fokus auf dem traditionellen Brettspiel. Sehr vereinzelt wird auch ein Video-Spiel besprochen oder ein Brettspiel in digitaler Umsetzung.
„Damals sind wir gestartet mit einem Homepage-Baukasten“, erinnert sich André Volkmann amüsiert, der mit seinem Portal Spielefans auch einen Leitfaden durch den Spiele-Dschungel anbieten möchte. „In einem Jahr kommen etwa 1500 Neuheiten auf den Markt.“ Da könne ein wenig Orientierung nicht schaden, sagt der leidenschaftliche Brett-Spieler, der nach wie vor auch aus reiner Spaß an der Freude spielt. Aber wenn er online auf spielpunkt.net veröffentlicht – „analog sind wir nur auf der Spiele-Messe in Essen vertreten“ – dann nimmt Volkmann seine Sache sehr ernst.
Vor Weihnachten die meisten Klick-Zahlen
So sei jedes Spiel, das das Team vorstellt, mehrfach erprobt. „Das ist wichtig, denn der erste Blick kann auch täuschen. Ein Spiel, das toll anfängt, kann plötzlich langweilig werden. Es hängt auch immer ein bisschen von der jeweiligen Laune, der Verfassung der Spieler ab. Je komplexer ein Spiel ist, desto häufiger muss man es spielen, um es bewerten zu können.“ Einige Spielfans schauten das ganze Jahr immer mal wieder in das Portal, ansonsten schnellten die Klickzahlen vor allem vor Weihnachten und Ostern in die Höhe, so hat er beobachtet. Nach dem Motto: Bevor man etwas Falsches verschenkt, lieber vorher auf die Experten vertrauen.
Auch das Material wird bewertet
Und was macht ein gutes Spiel aus? Da muss André Volkmann nicht lange überlegen: „Es muss ein gutes Regelwerk haben, das Regelwerk muss eindeutig sein.“ Ansonsten, das weiß wohl jeder aus Erfahrung, ist der Streit schnell programmiert. „Der Spannungsbogen muss gut sein und man sollte nicht traurig sein, wenn man verliert. Denn dann würde man es nie wieder auspacken“, sagt er lächelnd. Außerdem geht es bei der Bewertung um das Material, ob ein Spiel zum Beispiel langlebig ist und nicht etwa nach ein paar Runden abgehalftert aussieht. „Uns geht‘s auch um die Tischpräsenz, also ob ein Spiel auf dem Tisch attraktiv aussieht, etwas hermacht.“
Familien haben Spaß bei „Dog Park“
Die meisten Neuerscheinungen weltweit kämen aus den USA, die sogenannten Euro-Brettspiele vorzugsweise aus Deutschland. „Dabei geht es meistens um das Sammeln von Punkten, das ist wohl typisch deutsch.“ Während viele Spiele aus den USA, so Volkmann, „eher ein bisschen seicht sind, da haut man sich im Spiel gerne eins auf die Mappe“. Etwas seicht, aber garantiert gewaltfrei sei dagegen „Dog Park. Ein Hund ist nie genug“, eines der vielen Spiele, die André Volkmann Familien mit Kindern empfiehlt. „Dabei führt man Hunde aus, es gibt 163 Hundekarten. Man versucht, die Vorlieben möglichst genau zu treffen.“ Das Spiel macht allein optisch Spaß, es gibt diverse Leinen und kleine, bunte Hundefiguren.
„Hegemony“ ist gedacht für Experten
Wer schon ein wenig Spiele-Erfahrung hat, dem legt Volkmann „Dune Imperium“ ans Herz, basierend auf dem gleichnamigen Kinofilm. „Ein Mix aus Figuren-Einsatz und Kartenspiel. Jede Partie ist anders, immer wieder überraschend und fordernd.“ Kann man alleine spielen oder bis zu vier Leuten. Noch eine Stufe schwieriger und daher nur für Brettspiel-Experten zu empfehlen sei „Hegemony. Führe deine Klasse zum Sieg“, dieses Spiel mache am meisten zu viert Sinn. „Laut Hersteller-Angabe dauert es 90 bis 180 Minuten, man kann aber auch locker doppelt so lange dran bleiben.“ Dabei verkörpere ein Spieler den Staat, die anderen sind zum Beispiel Arbeiter, Akademiker. „Das ist schon ein sehr komplexes Spiel.“
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Doch ob man nun den Hund am Wohnzimmertisch ausführt oder die Gesellschaft neu erfindet. Zum Spielen brauche man Geduld, Konzentration, müsse verfolgen, was der Gegenspieler gerade treibt, so André Volkmann: „Vor allem bringt Spielen die Menschen an einen Tisch, das ist einfach schön.“