Neviges. Fröhliche Farben, viel Platz und überall ist die Natur zum Greifen nah. In der neuen Grundschule Bleibergquelle sind Kinder kleine Könige.

Der erste Eindruck ist: „Wow, ist das hell, sonnig, und heiter.“ Eine großzügige Empfangshalle, hohe Decken, und mittendrin dieser gelbe Farbklecks. Poppig gelb leuchtet die kühne Treppe, eine gelungene Kombination aus Stahl, Holz und Beton, Durch große Dachfenster kommt jede Menge Licht, seitlich kann man in die Sporthalle schauen. Der Neubau der Grundschule Bleibergquelle macht einfach gute Laune, findet Markus Berg, Geschäftsführer Bildungszentrum Bleibergquelle, bei einem Rundgang durch die neue Schule: „Eine behagliche, positive Umgebung ist einfach wichtig für die Lernatmosphäre, wir hatten uns bei den Planungen auch ein wenig an das Prinzip gehalten: Der Raum als dritter Erzieher.“

Die Natur in Velbert in die Klassenräume holen

Imposantes Entree: In der hellen Eingangshalle dominiert die gelbe Stahltreppe. Von hier kann man auch in die Sporthalle schauen.
Imposantes Entree: In der hellen Eingangshalle dominiert die gelbe Stahltreppe. Von hier kann man auch in die Sporthalle schauen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ein Grundsatz aus der sogenannten „Reggio-Pädagogik“, einem in der norditalienischen Stadt Reggio entwickelten Ansatz. Die ersten beiden „Erzieher“ sind demnach andere Kinder, Erwachsene – und eben Räume. Behaglichkeit drinnen vermitteln, die Natur durch große Fenster in die Klassenzimmer holen, die Umsetzung dieser Grundgedanken seien der Düsseldorfer Architektin Sophie Fette „ganz wunderbar gelungen“, erläutert Markus Berg. Schließlich ist die Grundschule Bleibergquelle auch die erste Draußenschule in NRW. Anfang Februar haben die ersten 50 Erstklässler der Bienen- und Ameisenklasse Einzug gehalten, nach der Einschulung im August waren sie zunächst nebenan in der Gesamtschule untergebracht. Auf insgesamt 2700 Quadratmetern werden hier in Zukunft 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet – und kleine Stubenhocker haben schlechte Karten.

Im Draußen-Klassenzimmer wird auf Felsbrocken gelernt

Im Draußen-Klassenzimmer sitzen die Schülerinnen und Schüler auf Felsbrocken statt auf Stühlen.
Im Draußen-Klassenzimmer sitzen die Schülerinnen und Schüler auf Felsbrocken statt auf Stühlen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Von jeder Etage gibt es einen ebenerdigen Zugang nach draußen, in der oberen Etage zum Beispiel über eine Brücke. Das war uns wichtig, dass man bei gutem Wetter spontan raus kann,“ sagt Berg, der sich gemeinsam mit Schulleiter Arnfried Szymanski schon auf die ersten warmen Frühlingstage im „Draußen-Klassenzimmer“ freut: Ein „Teppich“ aus Holzspänen, statt auf Stühlen werden die Schülerinnen und Schüler auf dicken Felsbrocken sitzen: „Die kommen aus dem Steinbruch Dornap, das war eine ziemliche Aktion.“ Nicht ganz unkompliziert sei auch die kühn geschwungene Treppe gewesen, eine Kombination aus Stahl, Beton und Holz. „Der Stahl wurde vor Ort lackiert, das war schon aufwendig.“

Auf jeder Etage dominiert eine andere Farbe

Handwerker in Aktion: Im zukünftigen Musikzimmer wird noch kräftig gewerkelt.
Handwerker in Aktion: Im zukünftigen Musikzimmer wird noch kräftig gewerkelt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ansonsten, so Berg, habe man bewusst auf Farbe an den Wänden verzichtet, der graue Beton soll Ruhe ausstrahlen, „Farbakzente“ setzten nur die Möbel: kleine bequeme Hocker, praktische „Lernschränke“, in denen jedes Kind drei Fächer für Bücher und allen möglichen Kram hat, Regale mit Spielzeug: Im Untergeschoss – hier geht’s auch zur Sporthalle – dominiert Orange, im Erdgeschoss Gelb, in der ersten Etage Blau und ganz oben Grün. Dass die Außenfassade dunkelgrau ist, „da gehen die Meinungen ein wenig auseinander“, sagt Berg lächelnd: „Wir haben uns dafür entschieden, weil das Gebäude hinter der Natur zurücktreten soll, eine helle Farbe wäre dominanter gewesen, das wäre mehr aufgefallen.“

Viel Platz zum Lernen, Spielen, Ausruhen in der Bleibergquelle in Velbert

In den Klassenzimmern herrschen Naturtöne vor. Farbakzente setzten einzelne Möbelstücke – wie etwa die blauen Lernschränke.
In den Klassenzimmern herrschen Naturtöne vor. Farbakzente setzten einzelne Möbelstücke – wie etwa die blauen Lernschränke. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Drinnen gibt es jede Menge Platz – zum Lernen, Spielen, Ausruhen: Noch nicht ganz fertig ist der „Musikraum“, der benachbarte „Raum der Stille“ dagegen schon, eine Rückzugsmöglichkeit für Kinder oder auch das Kollegium. Zwei Klassenzimmer und dazwischen ein heller, freundlicher „Ganztagsraum“ bilden auf jeder Etage ein „Cluster“, also einen Bereich. Vom Klassenzimmer aus können die „Bienen“ und „Ameisen“ direkt in die Spielecke sausen, in den bunten Regalen stehen Spiele wie „Malefix“, Kisten mit Bauklötzen, Bücher. Hier wird auch gemeinsam gegessen, die Mahlzeiten werden nebenan im Diakonissen-Mutterhaus zubereitet. „Die Kinder können auch selbst mal loslegen, etwa Plätzchen backen oder so, dazu gibt’s auf jeder Etage zwei Küchen.“ Für das Kollegium stehen zusätzlich Teeküchen zur Verfügung.

Pflanzen und ernten im Schulgarten

Und die Klassenzimmer? Hell, große Fensterfronten, die Bäume zum greifen nah, in der oberen Etage hüpfen fast die Eichhörnchen ins Klassenzimmer. Elektronische Tafeln, LED-Beleuchtung mit Belichtungs- und Bewegungssensoren, die sich automatisch dem Tageslicht anpassen, Fußbodenheizung: „Das Raumangebot ist schon sehr angenehm“, sagt Schulleiter Arnfried Szymanski, der sich unter anderem darauf freut, den zukünftigen Schulgarten mitzugestalten.

Die Baukosten blieben im Rahmen

Grau mit gelben Akzenten ist die Außenfassade: Durch die gedeckte Farbe soll sich das Gebäude harmonisch in die Natur einfügen.
Grau mit gelben Akzenten ist die Außenfassade: Durch die gedeckte Farbe soll sich das Gebäude harmonisch in die Natur einfügen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Bei den Kosten sei man mit 11,8 Millionen Euro im Rahmen geblieben, zeigt sich Markus Berg zufrieden. „Wir hatten aber auch das große Glück, den Vertrag im Sommer 2021 abgeschlossen zu haben, also vor der Baupreis-Explosion 2022 durch den Ukraine-Krieg.“ Bauherr ist das Diakonissen-Mutterhaus, die Bauzeit betrug 14 Monate. „Es hat sich alles gut gefügt. Als wir 2018 mit dem Gedanken spielten, eine Grundschule zu bauen, kam von der Stadt das Signal, dass der Bedarf da sei. Die Schule steht wohl einfach unter einem guten Stern.“

Mehr Fotos gibt’s auf waz.de/velbert.

>>> Offizielle Eröffnung am 4. März

Die Grundschule Bleibergquelle, Bleibergstraße 145, wird am 4. März, 15.30 Uhr, offiziell eröffnet. Ab 17 Uhr gibt es in der Kirchhalle eine Feier mit viel Musik.

Alle christlich geprägten Schulen der Bleibergquelle, neben der neuen Grundschule sind das die Gesamtschule und das Berufskolleg, sind staatlich geförderte Privatschulen. Das Schulgeld ist nicht festgelegt. Es variiert nach den finanziellen Möglichkeiten der Eltern.