Oberhausen. Die starke Zuwanderung der letzten zehn Jahre macht sich auf Oberhausens Arbeitsmarkt bemerkbar: Die Zahl der Arbeitslosen steigt auch deshalb.

Die beiden Wellen an Zuwanderern seit 2015, darunter viele Menschen aus Kriegsgebieten, schlägt sich spürbar in der Oberhausener Arbeitslosen-Statistik nieder: Wer wenig Deutsch spricht, wer gering qualifiziert auf Helfer-Niveau ist, für den finden sich in der zwei Jahre andauernden Wirtschaftskrise immer schwerer Jobs. Denn ausgerechnet die Zahl der gemeldeten Arbeitsplätze, für die hiesige Unternehmen Menschen mit niedriger Qualifikation benötigen, ist im vergangenen Jahr gesunken.

2024 haben im Schnitt über 12.000 Oberhausenerinnen und Oberhausener einen Job gesucht. Die Tendenz im vergangenen Jahr: Steigend. 80 Prozent der Arbeitslosen werden mangels eingezahlter Arbeitslosenbeiträge in die Arbeitslosenversicherung oder aufgrund längerer Arbeitslosigkeit vom Jobcenter betreut - und erhalten Bürgergeld. 4820 der exakt 12.065 Arbeitslosen bei der Arbeitsagentur und im Jobcenter Oberhausen haben einen ausländischen Pass: 40 Prozent.

Arbeitslosigkeit von Ausländern hat in Oberhausen deutlich zugenommen

In den vergangenen zehn Jahren, von 2015 bis 2024 hat die Arbeitslosigkeit von Ausländern deutlich zugenommen, nicht nur absolut, sondern auch in Relation. So waren in Oberhausen im Jahre 2015 insgesamt 12.700 arbeitslos gemeldet, davon exakt 3333 Ausländer - das entspricht einem Anteil von 26 Prozent. Das ist deutlich weniger als die heutigen 40 Prozent.

Woher kommen die Ausländer, die überwiegend vom Jobcenter Oberhausen betreut werden? 1800 sind Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, 2900 stammen aus den acht stärksten Asylherkunftsländern: Syrien, Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia.

Wer einen Deutschkurs besucht, sich qualifiziert, kleine Kinder betreut oder erkrankt ist, gilt nicht als direkt vermittelbarer Arbeitsloser im engeren Sinne. Deshalb weist die Statistik von den 1800 Ukrainern nur 516 Menschen (28 Prozent) aus, die tatsächlich direkt einen Arbeitsplatz erhalten können. Von den 2900 aus den acht stärksten Asylherkunftsländern gelten 1285 Menschen, also 44 Prozent, wirklich als sofort vermittelbar.

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Die tatsächliche Integration in den Arbeitsmarkt ist äußerst mühsam, macht aber nach Darstellung von Valeska Hurraß, Geschäftsführerin des Oberhausener Jobcenters, Fortschritte. So lässt sich ein Erfolg des im Herbst 2023 vom Bund ausgerufenen „Jobturbos für Ukrainer“ tatsächlich nachweisen.

Der Turbo besteht aus Deutschkursen auch in den Abendstunden nach der Arbeit, bessere Kinderbetreuung, Konzentration der Arbeitsvermittler auf Ukrainer, mehr direkte Kontakte zu Unternehmen. Die Marschroute: Erst in Arbeit bringen - und dabei Deutsch lernen. Nicht erst komplett Deutsch lernen - und dann in Beschäftigung vermitteln.

Valeska Hurraß, Geschäftsführerin des Jobcenters Oberhausen, in der Redaktion bei der Vorstellung der Arbeitsmarktbilanz 2024: „Die Ukrainer sind in der Regel ziemlich gut ausgebildet, doch es braucht seine Zeit, sie sprachlich so auszubilden, dass sie Arbeit finden können.“
Valeska Hurraß, Geschäftsführerin des Jobcenters Oberhausen, in der Redaktion bei der Vorstellung der Arbeitsmarktbilanz 2024: „Die Ukrainer sind in der Regel ziemlich gut ausgebildet, doch es braucht seine Zeit, sie sprachlich so auszubilden, dass sie Arbeit finden können.“ © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Doch das ist leichter geschrieben als getan: Man benötigt nach Erfahrung der Arbeitsmarktfachleute auch für einfache Tätigkeiten oft Deutschkenntnisse auf B2-Niveau - die Integrationskurse streben aber nur B1 an. Und das wiederum reicht in der Praxis vielen Betrieben nicht, um den Ukrainern eine Chance zu geben. „Die Ukrainer sind in der Regel ziemlich gut ausgebildet, doch es braucht seine Zeit, sie sprachlich so auszubilden, dass sie Arbeit finden können“, erläutert Valeska Hurraß, Geschäftsführerin des Jobcenters Oberhausen, bei einem Besuch der Redaktion.

Schwieriger aus Arbeits-Sicht ist die Situation der Syrer: Ihr Ausbildungsniveau ist nach Darstellung des Jobcenters längst nicht so hoch wie das der Ukrainer und bewegt sich häufig nur auf einem Wissen für Helfer-Tätigkeiten. Über 2351 Syrerinnen und Syrer erhalten Bürgergeld (Stand: September 2024) - das sind also 56 Prozent der hier lebenden knapp 4200 Menschen aus Syrien. 

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In den ersten acht Monaten des vergangenen Jahres wurden immerhin 170 Ukrainer in Arbeit vermittelt - „das ist dank Jobturbo deutlich mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres“, sagt Hurraß. Aus den acht stärksten Asylherkunftsländern wurden von Januar bis August 2024 insgesamt 372 Menschen in Arbeit gebracht.

Doch zum kompletten Bild gehört auch dazu: Weil viele nur Helfer-Jobs auf Mindestlohnniveau annehmen können und sie auch durch ihre Familie einen höheren Bedarf an Existenzminimum haben, reicht das monatliche Gehalt oft nicht aus. In über der Hälfte der vermittelten Fälle muss das Jobcenter den Monatslohn durch Bürgergeld aufstocken.

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