Oberhausen. Nach dem Sturz des Assad-Regimes wird der Schutz der syrischen Flüchtlinge überprüft. In Oberhausen sind davon erstaunlich viele Syrer betroffen.

Nach dem Sturz des Assad-Regimes feierten tausende Syrerinnen und Syrer im Ruhrgebiet das Ende der Terrorherrschaft. Die Jahre der Gewalt und Folter in Syrer sind endlich vorbei. Offen ist allerdings, wohin sich das Land jetzt entwickelt, nachdem nun vorerst die Islamisten der Bewegung Hayat Tahrir al-Sham (HTS) die Macht übernommen haben.

Zwar freuten sich Politiker hierzulande mit den vielen Geflüchteten, die seit 2015 in Deutschland Schutz vor der grausamen Verfolgung gesucht haben, starteten aber schon wenige Stunden nach dem Assad-Sturz eine Diskussion über die mögliche Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat. Sollte sich die Lage in Syrien stabilisieren, wäre eine Heimreise denkbar, so lautet die Überlegung. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, kurz Bamf, hat die Asyl-Entscheidungen zunächst ausgesetzt. Die Schutzgewährung wird nach Angaben von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) überprüft und könnte aufgehoben werden. Das könnte zur Folge haben, dass Syrerinnen und Syrer ohne Arbeit oder Ausbildung ihr Aufenthaltsrecht verlieren.

Mehr als 400 Syrerinnen und Syrer leben in Oberhausen

Mehr als 400 Menschen aus Syrien haben im vergangenen Jahr einen Einbürgerungsantrag in Oberhausen gestellt. (Archivbild)
Mehr als 400 Menschen aus Syrien haben im vergangenen Jahr einen Einbürgerungsantrag in Oberhausen gestellt. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Aber wie viele Syrerinnen und Syrer leben eigentlich in Oberhausen? Und wie viele davon arbeiten oder beziehen Bürgergeld? Wir haben die aktuellen Zahlen von der Stadt Oberhausen und dem Jobcenter erfragt.

Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in der 212.000-Einwohner-Stadt hat türkische Wurzeln. Laut der Statistik des Landesamtes IT.NRW hatten Ende 2023 rund 8100 Menschen die türkische Staatsangehörigkeit. Dahinter folgen Menschen aus Syrien. Zurzeit leben 4186 Syrerinnen und Syrer in Oberhausen, teilt die Stadt mit. 1896 davon sind Frauen, 2292 sind Männer (55 Prozent). Das sind mehr als Ukrainer (rund 3700).

Der größte Teil der Syrer hat nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis (3520) erhalten. 1683 Frauen und 1837 Männer dürfen also für eine bestimmte Zeit und aus einem bestimmten Grund bleiben. Dieser kann laut Aufenthaltsrecht familiäre Gründe oder völkerrechtliche, humanitäre oder politische Gründe haben sowie aufgrund von Arbeit und Ausbildung vorliegen. 15 Syrer, davon zehn Männer, sind zurzeit ausreisepflichtig.

Im vergangenen Jahr stellten 418 Syrerinnen und Syrer einen Einbürgerungsantrag (252 Männer, 166 Frauen). 200 Menschen aus Syrien wurden 2024 eingebürgert, der Großteil davon Männer (130). Ein Mann wurde 2024 abgeschoben.

Zahlen aus Oberhausen: So viele Syrer leben von Bürgergeld

Sollte der Asylgrund tatsächlich wegfallen, könnte in NRW zehntausenden Syrerinnen und Syrern die Abschiebung drohen. Allerdings ist längst nicht klar, in welcher Größenordnung es zu Rückführungen käme. Denn selbst bei arbeitslosen oder schlecht integrierten Syrern könnten gesundheitliche Beeinträchtigungen, die Ausbildung der Kinder oder soziale Härten ein rechtliches Abschiebehindernis bedeuten.

Beim Jobcenter Oberhausen erhalten derzeit 2351 Syrerinnen und Syrer Bürgergeld (Stand: September 2024) - das sind also 56 Prozent der hier lebenden knapp 4200 Menschen aus Syrien. Die Mehrzahl sind Männer (1226). Die meisten Syrerinnen und Syrer gelten als grundsätzlich erwerbsfähig (1572). 823 Männer und 749 Frauen könnten nach Einschätzung des Jobcenters einer geregelten Arbeit nachgehen - das sind zwei Drittel.

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Von Tobias Blasius, Christian Unger und Jochen Gaugele

300 Syrerinnen und Syrer erhalten neben ihrem Job noch Bürgergeld. Sie sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder gehen einem Minijob nach, verdienen damit allerdings so wenig Geld, dass sie zusätzlich noch Hilfe vom Staat benötigen, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können.

Als sozialversicherungspflichtg Beschäftigte listet das Jobcenter Oberhausen 868 Menschen syrischer Herkunft auf (Juni 2024). Die überwiegende Mehrheit sind Männer (717). Die Statistik erfasst Beschäftigte in Oberhausen, unabhängig vom Wohnort.

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