Oberhausen. Polizei und Feuerwehr haben am Donnerstag den Centro-Weihnachtsmarkt geräumt. Verbautes Holz im verlassenen Pagoda-Lokal erschwert Löscharbeiten.

Normalerweise schlendern hier tausende Jacken- und Mützenträger. Doch um 18 Uhr ist der Weihnachtsmarkt am Centro Oberhausen plötzlich nahezu menschenleer. Flatterband trennt die Centro-Promenade am Donnerstagabend vom Publikum. Polizisten sichern die Zugänge. Es mischt sich Blaulicht unter die bunte Weihnachtsbeleuchtung mit Nikoläusen und Zuckerstangen. Das ehemalige chinesische Restaurant „Pagoda“ steht in Flammen.

Feuer schießt aus den Fenstern. Scheiben sind zersplittert. Ein Augenzeuge: „Zunächst hat man nur etwas Verbranntes gerochen. Dann hat es schon gescheppert.“

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„Beim Eintreffen der Kollegen befand sich das Gebäude im Vollbrand“, schildert Feuerwehrsprecher Kevin Schulz die ersten Eindrücke, die sich den Feuerwehrleuten bot. Die Oberhausener Brandbekämpfer rückten mit einem Großaufgebot aus. Mit vier Trupps, aufgeteilt auf verschiedene Gebäudeteile, wirken die Feuerwehrleute mit vier Löschrohren auf die Flammen ein. Aus zwei Leiterplattformen spritzt das Wasser auf die großflächige Feuerfläche an der Fassade und auf dem Dach. Schnell ist klar: Das Feuer lässt sich nur von außen bekämpfen. Das Gebäude kann zu diesem Zeitpunkt keiner mehr betreten.


Der Brandrauch breitet sich am Centro Oberhausen schnell aus: Die Feuerwehr ist mit 60 Feuerwehrleuten ausgerückt. Das „Pagoda“-Gebäude steht im Vollbrand.
Der Brandrauch breitet sich am Centro Oberhausen schnell aus: Die Feuerwehr ist mit 60 Feuerwehrleuten ausgerückt. Das „Pagoda“-Gebäude steht im Vollbrand. © WAZ Oberhausen | Dirk Hein

Um 17.19 Uhr erreichen die Leitstelle der Oberhausener Feuerwehr mehrere Notrufe. Über die sozialen Netzwerke im Internet verbreiten sich Fotos des brennenden, mehrgeschossigen Ex-Schlemmertempels. Keine elf Minuten später treffen die Rettungskräfte in der Neuen Mitte Oberhausen ein. Zwei Rettungswagen parken auf der Brücke am Centro-Kanal. Die erste, wichtige Erkenntnis: Offenbar ist niemand verletzt worden.

Feuer am Centro Oberhausen: Insolventes „Pagoda“-Restaurant stand viereinhalb Jahre leer

Das chinesische „Pagoda“-Restaurant gehört zu den einst drei freistehenden Restaurants auf der Seite des ehemaligen Centro-Parks. Das Lokal gehört zu den Anfangsmietern des Einkaufszentrums, musste aber Mitte 2020 während der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden. Seitdem stand das Gebäude leer. Die Fassade des einstigen Schmuckstücks machte optisch keinen guten Eindruck mehr. Das geschlossene „Pagoda“-Gebäude sollte eigentlich für den geplanten Freizeitpark „Karls Erlebnis-Dorf“ genutzt werden.


Nichts geht mehr: Der Centro-Weihnachtsmarkt wird am frühen Abend evakuiert. Polizei überwacht die Zugänge zu den 140 Buden und Hütten an der Promenade.
Nichts geht mehr: Der Centro-Weihnachtsmarkt wird am frühen Abend evakuiert. Polizei überwacht die Zugänge zu den 140 Buden und Hütten an der Promenade. © WAZ Oberhausen | Dirk Hein

Velen Centro-Besuchern schießen Erinnerungen in den Kopf: Vor zwölf Jahren brannte es bereits im mittleren der freistehenden Centro-Restaurants. Im „Irish Pub“ verirrte sich in der Silvesternacht 2012/2013 eine Silvesterrakete ins Reetdach. Das Gebäude stand ebenfalls im Vollbrand und musste später abgerissen werden.

Während die Feuerwehr sich rund um das brennende „Pagoda“-Gebäude positioniert, läuft nebenan noch der große Weihnachtsmarkt mit knapp 140 Hütten. Das Wetter ist feucht-kühl. Es ist nicht so voll wie sonst. Die Betreiber hatten jedoch bis zum Feierabend des Marktes gegen 21 Uhr noch durchaus mit mehr Besuchern gerechnet. Denn der Regen hatte aufgehört.

Feuer am Centro Oberhausen: „Pagoda“-Etagen brennen lichterloh, Feuerwehr schnell vor Ort

Der Brand ist unter Kontrolle: Aus dem Inneren des ehemaligen Restaurants „Pagoda“ am Centro Oberhausen steigt Rauch empor. Das Gebäude ist weiträumig abgesperrt.
Der Brand ist unter Kontrolle: Aus dem Inneren des ehemaligen Restaurants „Pagoda“ am Centro Oberhausen steigt Rauch empor. Das Gebäude ist weiträumig abgesperrt. © WAZ Oberhausen | Dirk Hein

Doch daran ist nicht mehr zu denken. Dicke Rauchschwaden ziehen vom brennenden Restaurant zum Einkaufszentrum herüber. Die Retter treffen sofort die Entscheidung: Der Weihnachtsmarkt wird komplett evakuiert und geschlossen. In der Shopping-Mall läuft der Betrieb aber weiter. „Die Räumung des Geländes hat problemlos funktioniert“, sagt Feuerwehrsprecher Kevin Schulz. „Die Kollegen konnten schnell die nötigen Wasserverbindungen finden und herstellen.“

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Im Gebäude ist großflächig Holz verbaut. Das erschwert zunächst die Löscharbeiten und führt dazu, dass sich die Flammen über sämtliche Etagen ausbreiten. Security geleitet auf dem Platz der Guten Hoffnung die letzten Besucher zur Bushaltestelle. Die meisten reagieren besonnen. Einzelne müsse jedoch „eingefangen“ werden. Es bleibt überwiegend ruhig.

Auch Ordnungsdezernent Michael Jehn trifft am Brandort ein und verschafft sich einen Überblick. Über die Ursachen des Feuers können die Retter noch keine Auskunft geben. Die Kriminalpolizei nimmt die Ermittlungen auf, wie es zu dem Feuer kommen konnte. Das „Pagoda“-Gebäude bleibt weiträumig abgesperrt. Der Centro-Weihnachtsmarkt soll am Freitag aber wie geplant öffnen.

Brandwache musste die Nacht über immer wieder Glutnester löschen

Gegen 19 Uhr heißt es von Feuerwehrseite schließlich: Der Brand ist unter Kontrolle. Flammen sind nicht mehr zu sehen. Eine wechselnde Brandwache blieb die Nacht über vor Ort und werde voraussichtlich mindestens noch bis Freitagmittag im Einsatz sein, sagte ein Feuerwehrsprecher am Freitagmorgen.

Die Nacht über seien immer wieder Glutnester aufgeflammt, die die Feuerwehrleute gelöscht hätten. Dabei konnte die Feuerwehr nur von der Außenseite des Gebäudes vorgehen, sagte Lagedienstleister André Loibl am Morgen auf Anfrage: „Das Gebäude ist einsturzgefährdet.“ Wie es mit dem Einsatz weitergehe, werde sich nach Sonnenaufgang zeigen, sagte Loibl.

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