Oberhausen. Die Spielzeit 2025 /‘26 wird zur Herausforderung für das wieder erfolgreiche Theater Oberhausen: Denn dann entsteht ein runderneuertes Foyer.
Am künstlerischen Erfolg der aktuellen Intendanz gibt‘s ebenso wenig zu bekritteln wie an der stetig steigenden Publikumsresonanz: Über 50.000 Zuschauer in der vorigen Spielzeit stellen Kathrin Mädler ein erstklassiges Zeugnis aus. Doch das Theater Oberhausen will sich auch einladend präsentieren - und das geht nicht ohne eine vierte Spielzeit mit Großbaustelle. Bereits im Mai 2025 wird‘s voraussichtlich losgehen. Dann ist beim künstlerischen Team wieder mal unkonventionelles Denken und Ideenreichtum gefragt.
Durch die für den Laien erschreckend „ruinöse“ Baustelle der Theaterkneipe „Falstaff“ führten die Intendantin und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras erstaunlich gelassen. Dabei spielt das „Sein oder Nichtsein“ des nach dem Shakespeare-Rüpel benannten Lokals ja durchaus eine tragende Rolle für die „Willkommenskultur“ im Schauspielhaus: Derzeit übernimmt die kleinere, von Oberhausens Chefausstatterin Franziska Isensee gestaltete Theaterbar die tragende Ausschank-Rolle und bleibt eigens nach den Vorstellungen noch ein gutes Stündchen geöffnet. Doch auch sie wird in der nächsten Spielzeit vorübergehend schließen müssen.
Der Erste Beigeordnete wirbt für Verständnis: „In Düsseldorf mietet man in einer solchen Situation für etliche Jahre eine Ersatz-Spielstätte - zu horrenden Kosten.“ Für das arme Oberhausen schlicht unfinanzierbar, wie Tsalastras betont. Auch Kathrin Mädler will mit ihren oft glanzvollen Produktionen keinesfalls vom Will-Quadflieg-Platz wegziehen - etwa in eine Schulaula, wie es ihr Vorgänger Florian Fiedler ausgerechnet mit der Jubiläumsproduktion zum 100-jährigen des Theaters praktiziert hatte. Nein, den sich festigenden Publikumserfolg und die Resonanz in der Stadtgesellschaft will die Intendantin keinesfalls gefährden.
„In Düsseldorf mietet man in einer solchen Situation für etliche Jahre eine Ersatz-Spielstätte.“
Aus Landesmitteln gefördert wird vor allem die angestrebte Barrierefreiheit - in jedem Sinne. Bisher erreichen Rollstuhlfahrer zwar das Große Haus wie auch das kleinere Studio - jedoch nur auf Umwegen. Die künftige Rampe am Haupteingang soll auch für sie den Theaterabend von Anfang an unbeschwerlich machen. „Kassenhäuschen wie früher“, so Tsalastras, gebe es künftig links und rechts vom Eingang, während die Büro-Arbeitsplätze der Theaterkasse ganz „ins Back-Office“ verschwinden sollen. Das schafft gehörig Platz für ein großzügiges Foyer. Die Glastüren zum Will-Quadflieg-Platz soll es dann nicht mehr geben: ein weiterer Raumgewinn. Nur die stattdessen erträumte „digitale Wand“, so der Kulturdezernent, gebe das Budget nicht mehr her.
Zur Baustelle wird spätestens zur Spielzeit 2025/‘26 auch der Zuschauerraum im Großen Haus, ebenfalls für Nachrüstungen im Sinne der Barrierefreiheit. Der Saal erhält neue Rampen und im Rang zudem vielseitig nutzbare Übersetzerkabinen. Hinzu kommen, unsichtbar für den Theaterbesucher, etliche für das Team wertvolle Umbauten und Nachrüstungen. Der einst so genannte „Festsaal“ über dem „Falstaff“ kann dann zu einem Workshop-Raum werden. Die getrennten Trakte für das künstlerische Team und die Verwaltung erhalten endlich eine Verbindung. „Es gibt einige Räume im Theater“, erläutert Tsalastras, „die nicht mehr nutzbar waren, weil sie in einem derart schlechten Zustand sind.“ Sind die endlich saniert, lindert es auch die chronische Raumnot im 104 Jahre alten einstigen Gasthof „Wilhelmshöhe“.
Und fürs Publikum sollen dann auch die nahezu antiquarischen Toiletten zeitgemäßem Standard entsprechen. Allerdings muss während dieser Einbauten die Theaterbar schließen. Man hofft, dass zu diesem Zeitpunkt das kernsanierte „Falstaff“ wieder als Theaterkneipe zur Verfügung steht.
Damit alle Teil-Arbeiten abgestimmt ineinander greifen, so der Kulturdezernent, „haben wir jetzt die Projektsteuerung vergeben: Die Steuerer erarbeiten den genauen Ablaufplan.“ Für die geplante Barrierefreiheit der Studio-Bühne jedoch konnte Tsalastras noch keine Fördermittel einwerben: „Aber wir suchen weiter nach passenden Fonds.“ Im Blick auf die vom Brand- und Arbeitsschutz erzwungenen Sanierungsarbeiten der letzten Jahre spricht der Kämmerer und Kulturdezernent von einem Bau-Budget über 20 Millionen Euro - und meint lässig: „Dann hält‘s erstmal 10 bis 20 Jahre.“
„Für eine Spielzeit findet man auch künstlerisch interessante Varianten.“
Aber wo spielt das Ensemble? „Wir spielen auf der Bühne“, sagt Kathrin Mädler munter. Schließlich hat der Bühnenturm eine beträchtliche Tiefe und böte Platz für 200 Zuschauer. Der Eintritt wäre dann (wie beim Studio) neben der Pforte am Will-Quadflieg-Platz. „Für eine Spielzeit“, so die Intendantin, „findet man auch künstlerisch interessante Varianten“. Das Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus etwa zeigt, auch ohne akute Umbau-Not, regelmäßig Produktionen auf der Hinterbühne.
Verwaltungsdirektor aus dem Rathaus gestaltet „reibungslosen Übergang“
Als „ein großes Glück“ bewertet die Intendantin die derzeitige Lösung für die Verwaltungsdirektion des Theaters: Denn bis die Nachfolge von Doris Beckmann geregelt ist, übernimmt der 38-jährige Matthias Frerix diese Aufgabe. Er hatte schon während der letzten acht Jahre im Rathaus die Finanzen der städtischen Kultur-Institute betreut, ist also über die anspruchsvolle Materie bestens im Bilde.
„Über die Verwaltungsdirektion wollen wir noch in diesem Monat entscheiden“, erklärt Apostolos Tsalastras. Aus der gesamten Bundesrepublik habe es Bewerbungen gegeben - aus denen nun Oberbürgermeister und Beigeordneter ihre Wahl treffen, um sie dem Rat vorzulegen. Dank Matthias Frerix als Interims-Direktor lasse sich der Übergang „ohne Reibungsverluste gestalten“.