Oberhausen. Die Arbeiten an Obermaschinerie und Klimatechnik sind noch nicht vollendet – da informiert sich der Kulturausschuss über weitere große Pläne.
Zum Schluss der so kompakten wie kompetenten Führung durchs Labyrinth der Foyers, Flure, Proben- und Bühnenräume kommt der Gedanke an den Kölner Dom auf: Wird auch das 101-jährige Theater zur ewigen Baustelle? Denn wenn es Doris Beckmann als Verwaltungsdirektorin gelingt, Oberhausen die nötigen Fördergelder zu sichern, dann ist mit der Vollendung der Brandschutz- und Bühnenarbeiten am Will-Quadflieg-Platz noch lange nicht Schluss.
Für eine Delegation des Kulturausschusses hatte Beckmann, wie immer bestens präpariert, vorab sogar eine „Generalprobe unseres Sanierungsrundgangs“ durchs Haus unternommen, das in den letzten Monaten allein 140 neue Brandschutztüren erhalten hat: „20 Tonnen Stahl sind hier verbaut worden.“ Das Publikum, wenn es denn von Mitte Januar an das angekündigte „Füllhorn der Premieren“ erleben kann, wird davon nur die unschöne Zweiteilung des Rangfoyers durch eine weitere Glastür bemerken.
Doch gerade für die gute Gastlichkeit präsentierte die Verwaltungsdirektorin, die zuvor fünf Jahre die Verkaufsabteilung am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart geleitet hatte, den Kulturpolitikern überfällige Pläne. Denn die Umgebung des Saal 2 ist eigentlich ein Dauerprovisorium: das Foyer viel zu klein für bis zu 80 Besucher, der Zugang nur über Treppenstufen und enge Flur möglich. „Wir wollen die Umgebung mit Pforte und Innenhof freundlicher gestalten“, betonte Beckmann. Das Publikum soll nicht mehr im Regen auf Einlass warten müssen.
Im Innenhof ein klimatisiertes Glashaus
Die avisierte Lösung: zum einen ein klimatisiertes Glashaus – über das sich in ihren Pausen auch Ensemble und Bühnentechniker freuen dürften. Zum anderen ein Außenaufzug, der nicht nur für Barrierefreiheit an der verschachtelten „Rückseite“ des Theaters sorgt, sondern ebenfalls den Theaterhandwerkern den Alltag erleichtert. „Hatten Sie schon einen Architekten“, fragte staunend Bürgermeister Manfred Flore (SPD), „der das durchkonstruiert?“ Die Pläne gibt’s – und auch den aufgestockten, vielversprechenden Bundesfördertopf fürs „Theater ohne Grenzen“.
Auf „ganz viel Stahl und Blech“ verwies Doris Beckmann im einstigen „Studio 99“, dem nachgerade legendären Schauplatz der allerersten Peter-Handke-Uraufführungen in den 1960er Jahren. Zwei Etagen über dem Saal 2 ist nun die neue Lüftungszentrale eingerichtet – die übrigens am heutigen Freitag in Betrieb gehen soll. Es wäre zugleich die „Endstation“ des neuen Aufzugs.
An der „historischen Patina“ eines ruhmreichen Theater-Jahrhunderts ist der so schwungvoll vorausplanenden Verwaltungsdirektorin durchaus gelegen. Die 51-jährige Betriebswirtin verweist en passant auf die Bakelit-Boxen der alten Sprechanlage – und würde auch den einstigen Ballettsaal nie umbenennen wollen. Schließlich ist hier oben der Schwingboden noch ebenso vorhanden wie die Spiegelwand. „Hier wurde am meisten gearbeitet“, sinnierte Manfred Flore, „und am wenigsten verdient“.
Schnürmeister bewegen Lasten am Computer
Seit Jahrzehnten hochgeschätzte Brötchen-Mikrofone und Marshall-Gitarrenverstärker treffen im Tonstudio auf neueste Technik. „Den Raum haben unsere Techniker selbst saniert“, erklärt Beckmann. Hier entstand auch die CD mit Tom Liwas zwölf „Salome Songs“ für die große Oscar Wilde-Inszenierung.
Wie längst die Tonmeister so sitzen im Theater Oberhausen nun auch die Schnürmeister am Computer, um teils tonnenschwere Gewichte zu bewegen. Für den Intendanten und Hamburger Florian Fiedler hatte die alte Obermaschinerie mit ihren Seilzügen noch einen Hauch christlicher Seefahrt. „In den nächsten Wochen“, sagt Doris Beckmann, „muss hier noch die gesamte Verkabelung erfolgen“. Die fehlenden Spezialkabel, im Sommer mitgerissen von den Fluten der Ahr, hatten ja den pünktlichen Auftakt der letzten Spielzeit Fiedlers verhagelt.
„Haben Sie noch erlebt“, fragt Manfred Flore, „wie hier schwere Räder gedreht wurden?“ Klar, Rainer Taegener ist als Requisiteur ja seit 36 Jahren beim Theater. Und er sagt angesichts des großen Umbau-Rades, das sich bis in die nächsten Jahre drehen soll, den erstaunlichen Satz: „Mich hat immer gestört, dass hier nichts passiert ist!“ Der Sanierungsstau an deutschen Bühnen ist groß. Darauf verweist auch Apostolos Tsalastras: „In Düsseldorf“, weiß der Kulturdezernent, „zieht das Schauspielhaus für Jahre in die alte Post.“ Oberhausen wagt notgedrungen die Sanierung im laufenden Betrieb.
Ein einladendes Besucherbüro
Und dazu gehört – sobald die Finanzierung gesichert ist – auch ein neues Entree fürs Große Haus. Als frühere Chefin einer großen Verkaufsabteilung will Doris Beckmann ein einladendes Besucherbüro, in dem sich Theatergänger gerne beraten lassen. „Wir haben uns Umbauten in Nürnberg und Zürich angeschaut.“ Stets geleitet von der Frage: „Was muss ein schönes Haus bieten?“ Den Applaus des Kulturausschusses hatte die Verwaltungsdirektorin damit sicher.