Oberhausen. Das gebeutelte Oberhausener Chemiewerk von OQ Chemicals, derzeit im Eigentum des Sultanats Oman, berappelt sich auf dem Gelände der Ruhrchemie.
Für das große Oberhausener Chemiewerk von „OQ Chemicals“ (früher Oxea) im Stadtteil Holten mit seinen 800 Beschäftigten ist es im März 2024 knüppeldick gekommen: Erst musste die Produktion der in Oberhausen zentral hergestellten Oxoprodukte gestoppt werden, dann zogen die Eigentümer, das Sultanat von Oman, ausgerechnet am Ostersamstag ihre schriftliche Zusage zurück, 200 Millionen Euro an Eigenkapital für ein neues Finanzierungspaket der Banken zu spendieren.
Jetzt aber keimt Hoffnung auf, dass das Chemiewerk zumindest einen Teil der Talsohle durchschritten hat: Denn die Produktion der verschiedenen Erzeugerlinien läuft langsam wieder an. Der wichtige OQ-Partner auf dem Gelände, Air Liquide, der Hersteller technischer Gase, kann wieder den notwendigen Basisstoff für die OQ-Produktion liefern: das Synthesegas. OQ stellt damit viele Stoffe her, die alle Bürgerinnen und Bürger bei der Benutzung von Produkten im Alltag in der Hand halten: Parfüme, Shampoos, Lacke und Klebstoffe.
Wegen eines Brandes im Oberhausener Werk von Air Liquide Ende Februar musste die Oxidationsanlage des Unternehmens aus Sicherheitsgründen komplett abgeschaltet werden. Der Zwischenfall war immerhin so schwerwiegend, dass vier Beschäftigte ins Krankenhaus vorsorglich zur Behandlung mussten.
Anlagen von OQ Chemicals in Oberhausen und Marl fahren wieder hoch
Damals war noch nicht absehbar, wie lange die Anlage zur Produktion von Synthesegas ausfallen wird. Denn selbst nach der Reparatur einer solchen wichtigen Produktionsstätte kann die Arbeit nicht direkt wieder aufgenommen werden, da die Behörden hier noch einmal die Unbedenklichkeit des Betriebes bescheinigen müssen.
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Reparatur und Formalitäten bei Air Liquide sind seit der vergangenen Woche erledigt, seit dem Wochenende können das OQ-Chemiewerk in Oberhausen und die OQ-Produktionsstätte in Marl-Hüls ihre Anlagen wieder hochfahren. „Oberhausen steht nicht mehr still“, verkündet Ina Werxhausen, die Sprecherin der Deutschland-Zentrale von OQ-Chemicals in Monheim, frohgemut auf Nachfrage der Redaktion. „Wir beziehen seit dem Wochenende wieder Synthesegas von Air Liquide, die Anlagen laufen, sie fahren jetzt nach und nach wieder hoch.“
Anfang März hatte OQ Chemicals sogar mit sofortiger Wirkung den Fall „Force Majeure“ („Höhere Gewalt“) ausgerufen, weil sie wichtige Produkte an ihre Kunden (Isobutyraldehyd, n-Butyraldehyd, n-Butanol, i-Butanol, 2-Ethylhexanol, n-Butylacetat, n-Butylamin sowie 2-Ethylhexansäure oder auch n-Buttersäure und n-Valeriansäure) nicht mehr wie geplant liefern konnten. Die Ursache für die Liefereinschränkungen lag schließlich nicht in der Verantwortung und unter Kontrolle von OQ Chemicals.
Die Höhe des wirtschaftlichen Schadens durch den Produktionsausfall hat OQ Chemicals bisher noch nicht beziffert.
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