Mülheim. Mülheims Jugendliche können mit ihren Nöten zur Jugendberatung kommen. Was jungen Menschen zu schaffen macht und was Eltern häufig falsch machen.

  • Jugendliche aus Mülheim können sich an der Kaiserstraße kostenlos Hilfe und Beratung holen.
  • Die Therapeuten wissen, womit Jugendliche im digitalen Zeitalter zu kämpfen haben.
  • Termine können kurzfristig vereinbart werden. An Schulen gibt es Sprechstunden.

Ich finde mich in der Schule nicht zurecht. Meine Eltern haben sich getrennt. Ich bin so schwermütig in letzter Zeit. Das alles sind typische erste Sätze, die Ulrike Weihrauch und Günter Weisgerber zu hören bekommen. Ganz oft ist der erste Satz aber auch: Mein Lehrer hat gesagt, ich soll mal vorbeikommen.

Ulrike Weihrauch ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Günter Weisgerber ist Sozialarbeiter und Familientherapeut. Beide arbeiten in der Jugendberatungsstelle der Ginko-Stiftung an der Kaiserstraße. Zu ihnen können Jugendliche zwischen 14 und 29 Jahren kommen, wenn sie sich selbst oder die Welt nicht mehr verstehen. „Das muss nicht gleich die Essstörung oder der ADHS-Verdacht sein“, sagt Günter Weisgerber. Ganz egal, was los ist: Ulrike Weihrauch und Günter Weisgerber hören zu.

Probleme der Mülheimer Jugend: Influencer verzerren die Realität

Seit vielen Jahren gibt es dieses Angebot in Mülheim. „Vor 20 Jahren hatten wir viel mit Suchtthemen zu tun, das ist inzwischen nicht mehr so“, sagt Ulrike Weihrauch und weist darauf hin, dass dafür inzwischen die Suchtberatung bereitsteht. In der Jugendberatungsstelle geht es um anderes. „Jugend heute, das bedeutet zum Beispiel hohe Anforderungen, denen sich die Jugendlichen ausgesetzt fühlen.“ Dazu gehört auch, das Influencer in den sozialen Medien das Bild eines perfekten, stets erfolgreichen Alltags zeichnen, an dem sich die jungen Menschen messen.

Jugendberatung Mülheim Weihrauch und Weisgerber
Ulrike Weihrauch ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Günter Weisgerber ist Sozialarbeiter und Familientherapeut. Beide arbeiten in der Jugendberatungsstelle. © Vera Moselage | Vera Moselage

Fast vergessen, aber für viele Jugendliche noch immer ein großes Thema: „Die Corona-Zeit wird heute kaum mehr erwähnt, aber die hat viele Jugendlichen aus der Bahn geworfen. Auf einmal fühlten sie sich nicht mehr zugehörig, verloren den Anschluss“, erklärt Weisgerber.

Die Nöte Mülheimer Jugendlicher sind vielschichtig

Weihrauch ergänzt: „Konflikte werden heute anders ausgetragen. Da wird geghostet, also wie Luft behandelt. Überhaupt schildern viele, dass sie wenige oder kaum mehr soziale Kontakte haben. Es scheint schwerer geworden zu sein, sich mit anderen zu treffen.“ Jugend ist eine große Herausforderung. Pubertät hat ihre Krisen. Die beiden Therapeuten kriegen es hautnah mit. Jeder Fall bei der Jugendberatung ist einzigartig. Manchmal reicht ein Gespräch, manchmal trifft man sich über Monate. „In jedem Fall unterliegen wir der Schweigepflicht“, versichert Günter Weisgerber.

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Die Mülheimer Ginko-Stiftung wurde 1979 als Gesprächs-, Informations- und Kontaktzentrum für Jugendliche gegründet. Die psychologische Beratung ist kostenfrei und steht auch Eltern oder anderen Bezugspersonen zur Verfügung. Eine Diagnostik (etwa ADHS) findet in der Jugendberatung nicht statt und ist auch nicht das Ziel. Dort gehe es vielmehr um konkretes Handeln und Alltagsbewältigung. Manchmal sei eine Einsicht viel eher bei Eltern nötig. „Es wird sehr viel Leistungsdruck ausgeübt.“

Die Jugendberater haben regelmäßig Sprechstunden an der Realschule und dem Gymnasium Broich, am Gymnasium Heißen, der Karl-Ziegler-Schule, der Hexbachtalschule, der Willy-Brandt- und Otto-Pankok-Schule. Außerdem können auch kurzfristig Termine in der Beratungsstelle an der Kaiserstraße vereinbart werden unter Tel.: 0208 3006931 oder per E-Mail jugendberatung@ginko-stiftung.de.

Info-Möglichkeiten bietet die Veranstaltungsreihe „Jugendliche im Blick“, zu der die Beratungsstelle Eltern von Menschen zwischen 14 und 21 Jahren einlädt. Beide Veranstaltungen finden jeweils von 19-21 Uhr in der evangelischen Ladenkirche statt. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung nicht nötig. Die Termine:

  • 19. Februar 2025: Cannabis und Jugendliche- Mythen, Risiken und offene Gespräche Mittwoch
  • 29. März 2025: Darf es ein bisschen Therapie sein? Jugendliche zwischen Belastung, Auffälligkeit und Erkrankung

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