Mülheim. Durch die Wirtschaftskrise steigt die Zahl der Firmen, die abgegeben werden sollen. Doch nicht alle sind attraktiv. Arbeitsplätze sind betroffen.
Die Demografie könnte zum Fallstrick für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen in der Region werden, warnt die Industrie- und Handelskammer zu Essen (IHK). Denn in den kommenden zehn Jahren werden immer mehr Betriebe im Bezirk der IHK eine Nachfolge suchen, während die wirtschaftliche Attraktivität der Firmen eher sinkt - auch in Mülheim. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Ein Vergleich mit den Nachbarkommunen zeigt die Lage in der Stadt an der Ruhr auf.
In Mülheim werden der Studie zufolge im Zeitraum 2024 bis 2033 rund 2800 Familienunternehmen mit etwa 13.000 Arbeitsplätzen eine Nachfolge suchen. Bei den wirtschaftlich attraktiven Unternehmen, also jenen mit einem Jahresgewinn von mindestens 61.000 Euro, sind es demnach 700 Betriebe mit rund 8500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
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In den nächsten drei Jahren werden in Mülheim 1800 Inhaber einen Firmennachfolger suchen
Fasst man den Zeitraum enger, wird deutlich, dass schon in den kommenden drei Jahren bis 2028 in Mülheim rund 1800 Inhaber und Inhaberinnen ihre Unternehmen mit circa 8000 Arbeitsplätzen werden übergeben wollen - und das hauptsächlich aus Altersgründen, prognostiziert die IHK. Viele von ihnen erzielten aber nicht einen nachhaltig erwirtschafteten Mindestgewinn, sodass die Firmen weder für familieninterne noch für externe Nachfolger attraktiv seien. Deutlich wurde im Rahmen der Studie auch, dass der Anteil der Selbstständigen, die 60 und älter sind, in den vergangenen Jahren deutlich um fast 30 Prozent gestiegen ist.
Mithilfe einer speziellen Berechnungsmethode lasse sich schätzen, so die IHK, dass in Mülheim in den nächsten fünf Jahren von allen zur Übergabe stehenden Unternehmern nur rund 450 Betriebe mit rund 5500 Arbeitsplätzen wirtschaftlich ausreichend attraktiv sein werden. Die IHK-Studie fußt auf Zahlen aus dem Unternehmensregister, wonach in Mülheim im Jahr 2022 insgesamt 6587 Unternehmen aktiv waren. Davon seien rund 5900 Firmen familiengeführt.
Auch Firmen in Mülheims Nachbarstädten ächzen unter Übergabeschwierigkeiten
Ein Blick in die Nachbarstädte, die im selben IHK-Bezirk liegen, zeigt: Für Oberhausen bewegen sich die Zahlen auf nahezu identischem Niveau wie in Mülheim: Dort werden ebenfalls 2800 Unternehmen mit rund 13.000 Beschäftigten bis 2033 übergabereif. Die Zahl der wirtschaftlich attraktiven Unternehmen würde bei der Betrachtung des Zehn-Jahres-Zeitraumes aller Voraussicht nach auf rund 700 Unternehmen mit rund 9000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ansteigen.
In Essen wird die Zahl der übergabereifen Familienunternehmen den Berechnungen zufolge für den Zeitraum 2024 bis 2033 auf 9300 mit rund 80.500 Arbeitsplätzen wachsen. Bei den wirtschaftlich attraktiven Unternehmen steigt die Zahl bei der Betrachtung des Zehn-Jahres-Zeitraumes auf rund 2200 Unternehmen mit rund 53.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an. Nimmt man die Unternehmen zusammen, die nicht nur in Mülheim, sondern auch in Essen und Oberhausen bis 2033 vor der Übergabe stehen, komme man auf rund 14.900 Betriebe mit rund 106.500 Arbeitsplätzen, bilanziert die IHK.
IHK-Experte: Generationenwechsel wird zu Bewährungsprobe für die Wirtschaft der MEO-Region
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„In der aktuellen Wirtschaftskrise steigt die Zahl der übergabereifen Unternehmen in der MEO-Region. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden zehn Jahren kontinuierlich fortsetzen. Damit ist klar, dass der Generationenwechsel immer mehr zu einer Bewährungsprobe für die Wirtschaft der MEO-Region wird“, sagt Daniel Mund, Gründungsberater der IHK zu Essen, die für die MEO-Region unterschiedliche Hilfestellungen bei der Suche nach einem Unternehmensnachfolger anbietet.
Prominentes Beispiel für die Regelung einer Unternehmensnachfolge war kürzlich das Mülheimer Familienunternehmen Gerstel, ein Global Player für Labortechnik. Die Firma mit rund 220 Beschäftigten bleibt nicht länger in Familienhand, sondern wird an das niederländische Unternehmen Advanced Automation Technologies (AAT) verkauft.
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