Mülheim/Essen/Gelsenkirchen. Brigitte wollte noch mal nach Hause, Magdalena ein letztes Mal ans Meer: Sterbenskranken wie ihnen hilft der Wünschewagen. Jolanthe unterstützt.

Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, ihren allerletzten Herzenswunsch zu erfüllen, hat sich das Team des ASB-Wünschewagens zur Aufgabe gemacht. Damit das spezielle Fahrzeug, das auf den Transport Sterbenskranker ausgerichtet ist, weiter unterwegs sein kann, ist das ehrenamtlich organisierte Projekt auf Spenden angewiesen. Hier will unsere Benefiz-Aktion Jolanthe Unterstützung bieten.

Denkt er an die rund 30 Fahrten zurück, bei denen er das Team des Wünschewagens komplettiert und einem todkranken Menschen zur Erfüllung seines letzten Wunsches verholfen hat, fällt dem Mülheimer Peter Brill sofort Magdalena ein. Eine Erinnerung, die den Ehrenamtlichen beinahe zugleich lachen und wehmütig werden lässt. Denn die Begegnung mit der Frau, deren gesundheitliche Prognose nichts mehr erhoffen ließ, deren Leben mit Anfang 80 zu Ende gehen sollte, war für Brill, der seit knapp zehn Jahren ehrenamtlich beim Wünschewagen mitmacht, eine ganz besondere.

Wünschewagen bringt alte Dame ein letztes Mal an die Nordsee

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Der Herzenswunsch der alten Dame war es, noch ein letztes Mal das Meer zu sehen. Also organisierte das Team des Wünschewagens eine Fahrt ins niederländische Katwijk. „Zu diesem Zeitpunkt hat uns ein japanisches Kamera-Team begleitet, das den Wünschewagen kennenlernen wollte, um in Japan das Ehrenamt zu aktivieren“, blickt Brill zurück. Entsprechend enger wurde es im Wünschewagen, die Atmosphäre war gut, aber eben anders als ohne Kamera-Team, erinnert sich der Ehrenamtliche.

„Auf der Rückfahrt, in Höhe Venlo, sagte Magdalena dann, dass sie die Faxen dicke habe und eine Pause brauche.“ Das japanische Team baute daraufhin seine Kamera ab und zog sich zurück - „das war so besprochen und für alle Beteiligten auch in Ordnung“, schildert Peter Brill. Für Magdalena hatte sich der Mülheimer unterdessen eine Überraschung überlegt, „weil sie dem Team aus Japan wirklich viel ermöglicht und geholfen hat“. Brill bot ihr an, noch eine weitere Fahrt mit dem Wünschewagen unternehmen zu dürfen - „ganz in Ruhe“.

Mit einem Team des Wünschewagens ging es für die sterbenskranke Magdalena, Anfang 80, an die niederländische Nordsee. Auch der Mülheimer Peter Brill hat die Tour begleitet.
 
 
Mit einem Team des Wünschewagens ging es für die sterbenskranke Magdalena, Anfang 80, an die niederländische Nordsee. Auch der Mülheimer Peter Brill hat die Tour begleitet.     © ASB-Wünschewagen | ASB-Wünschewagen

Magdalenas allerletzter Wunsch lautete daraufhin: Noch ein Mal Kaffee trinken in dem Café auf der Rü in Essen, in dem sie mit ihrem Mann immer war. Keine Frage für Peter Brill, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen sollte. „Zwei Tage später bin ich noch mal zu ihr ins Hospiz gefahren und hab sie gefragt: Na, wie sieht‘s denn aus mit unserem Ausflug ins Café. Da hat sie gesagt: Ich beschäftige mich gerade mit einer anderen Fahrt und deutete in Richtung Friedhof. Zwei Stunden später war sie tot.“ Bis heute gehe ihm diese Begegnung nahe, gesteht der Mülheimer. Gleichwohl sei Magdalenas Fahrt an die holländische See samt japanischem Kamera-Team mit viel Gutem verknüpft: „Drei Monate nach den Aufzeichnungen durch die Japaner hat Tokio einen Wünschewagen bekommen.“

Sechsjähriges Mädchen todkrank mit dem Wünschewagen in den Zoo

Auch die Begleitung eines sterbenskranken sechsjährigen Mädchens wird Peter Brill nicht vergessen. „Sie wollte noch ein letztes Mal in den Zoom nach Gelsenkirchen, noch ein Mal die Tiere besuchen“, erinnert sich der Mülheimer. Dass das Kind, das einen Gendefekt hatte, zu diesem Zeitpunkt bereits kurz vor seinem Lebensende war, habe man in der Situation nicht gemerkt: „Die Kleine ist im Zoo so aufgeblüht zwischen den Tieren.“

Der Mülheimer Peter Brill ist Ehrenamtler des ASB-Wünschewagens und begleitet Sterbenskranke bei ihrem letzten Wunsch.
Der Mülheimer Peter Brill ist Ehrenamtler des ASB-Wünschewagens und begleitet Sterbenskranke bei ihrem letzten Wunsch. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Begleitet hat Peter Brill auch Brigitte, deren sehnlichster Herzenswunsch es war, noch einmal nach Hause zu kommen – auf den Dauercampingplatz Entenfang, wo sie 13 Jahre lang mit ihrem Ehemann gelebt hat. Die damals 68-Jährige erzählte dem Wunscherfüller auf der Fahrt: „Ich bin mit einem Gewicht von 39 Kilo ins Hospiz gekommen. Dort haben sie mich richtig aufgepäppelt. Ich fühle mich gut und möchte nun nach Hause zu meinem Mann. Hoffentlich ist der Kühlschrank voll und Kuchen da, damit wir gemeinsam Kaffee trinken können.“ Auf der Rückfahrt sei Brigitte dann zwar geschafft, aber höchst zufrieden gewesen: „Ich habe alles mit meinem Mann regeln können.“

Gäste des Mülheimer Hospizes nutzen den Wünschewagen

Und auch am Mülheimer Hospiz macht der Wünschewagen recht regelmäßig Station: „Etwa fünf, sechs Mal im Jahr gelingt es, dass einem unserer Gäste auf diese Weise ein besonderer Wunsch erfüllt wird“, schildert Christoph Franke, der stellvertretende Leiter. Ein letzter Konzertbesuch beim Lieblingssänger Rod Stewart oder ein letztes Mal gemeinsam mit den jugendlichen Kindern auf dem Reiterhof unbeschwerte Stunden verbringen - das seien etwa Wünsche von Hospiz-Gästen gewesen.

Und auch an Julia, die noch ein letztes Mal an die Nordsee wollte, erinnert sich Franke: „Sie konnte mithilfe des Wünschewagens ihren 60. Geburtstag auf Borkum erleben.“ Nach einem erfüllten Wochenende auf der Insel sei sie zwei Tage später, zurück im Hospiz, verstorben. Der Hospiz-Mitarbeiter weiß: „Wenn der größte Wunsch noch erfüllt werden konnte, können die Menschen abschließen und loslassen.“

So können Sie für Mülheims Benefiz-Aktion Jolanthe spenden

Der Wünschewagen kann seine Aufgabe nur mithilfe von Spenden erfüllen, die der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zum Erhalt des Projektes einsetzt. Unsere alljährliche Benefiz-Aktion Jolanthe, die am 5. Januar mit einem „Neujährchen“ im Innenhof von Schloß Broich von 12 bis 14 Uhr ihren offiziellen Auftakt feiert, will den Wünschewagen unterstützen und Geld für das Projekt sammeln (siehe unten). Dann wird es mit musikalischer Unterstützung der Ruhr-River-Jazzband eine Tombola und eine amerikanische Auktion zu Gunsten des ASB-Ehrenamtsprojekts geben. Als Partner der Jolanthe-Aktion sind die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (MST), Edeka Paschmann, die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und Gastronom Jörg Thon (Haus Bürgergarten, „Wilder Pott“) mit an Bord.

Möchten Sie im Rahmen unserer Aktion Jolanthe spenden? Das Spendenkonto ist ab sofort freigeschaltet (Verwendungszweck „Wünschewagen“): DE 05 3625 0000 0175 0342 77, Sparkasse Mülheim. Wer eine Spendenquittung erhalten möchte, gibt bitte seinen vollständigen Namen und seine Adresse an.

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