Mülheim. Auf der Internetplattform GoFundMe starteten 2023 auch einige Mülheimer Spendenaktionen für Menschen in Not. Was in fünf Fällen erreicht wurde.

Es war ein tragischer Bootsunfall, der das Leben des kleinen Leon (2) und seiner Mutter von einem Moment auf den anderen völlig veränderte. Vater Martin ertrank zusammen mit zwei Freunden bei einer Angeltour in Holland. Freunde der Familie wollten helfen, nahmen sich vor, zumindest die finanziellen Nöte der Mülheimerin und ihres kleinen Sohnes zu lindern (wir berichteten). „Vor allem möchten wir den kleinen Leon in Zukunft auf seinem Lebensweg unterstützen“, erklärte Initiator Tolga Tunceli gegenüber unserer Zeitung im letzten Februar.

Mit ihrem Spendenaufruf auf der Internetplattform GofundMe berührten er und seine Familie viele Menschen, 319 Personen spendeten unterschiedlich hohe Beträge. Insgesamt 12.556 Euro kamen zusammen, wie aus dem Jahresbericht von GoFundMe hervorgeht. „Im Namen der Familie möchten wir uns von Herzen bei euch bedanken. Eure Beiträge haben uns zutiefst berührt und sind ein starkes Zeichen der Solidarität. Eure Anteilnahme und Unterstützung bedeuten der Familie von Leon unendlich viel“, kommentierte Tolga Tuceli dieses Engagement im Juni auf der Internetplattform.

„In Deutschland wird das Spendensammeln immer populärer“

„Immer mehr Menschen nutzen Crowdfunding, um für private Notfälle, berufliche Bedürfnisse oder soziale Initiativen Spenden zu sammeln. GoFundMe ist die größte Spendenplattform der Welt“, erklärt Lydia Kröger von GoFundMe. In Deutschland werde das Spendensammeln und das Spenden immer populärer. Insgesamt 58 Millionen Euro an Spenden seien 2023 in Deutschland über GoFundMe zusammengekommen, fast doppelt so viel wie noch im Jahr davor.

„In der Großzügigkeit weit vorn steht Nordrhein-Westfalen“, so Lydia Kröger weiter. Die erfolgreichste Spendenkampagne in NRW: Eine Hattingerin sammelte 138.000 Euro für ihre verunglückte Freundin, die in der Kletterhalle 12 Meter tief gestürzt war und seitdem querschnittsgelähmt ist.

Mülheimer Familie muss unfassbar großes Leid ertragen

Die fünf erfolgreichsten Spendenaufrufe in Mülheim in 2023 brachten laut GoFundMe insgesamt rund 87.000 Euro ein. Am meisten gaben die Menschen für eine Familie aus Mülheim, die im letzten Jahr kurz hintereinander zwei unfassbar schwere Schicksalsschläge erleiden musste. Zunächst starb der Vater (52) nach einem plötzlichen Herzinfarkt, dann erkrankte die jüngere von zwei Töchtern (8/12 Jahre) an einem schweren Krebsleiden (wir berichteten). Roland van Waasen, Arbeitgeber des Verstorbenen, startete eine Hilfsaktion. Caroline Zumbusch unterstützte ihn, indem sie im Dezember einen Spendenaufruf auf GoFundMe veröffentlichte.

Die Mutter müsse viele Krankenhaus- und Arzttermine gemeinsam mit ihrer kranken Tochter bestreiten, könne auch aus emotionalen Gründen nicht mehr arbeiten. „Sie ist am Boden zerstört. Sie möchte nur noch die verbleibende Zeit mit ihrer Tochter verbringen und ihr Liebe und Fürsorge schenken“, schrieb Caroline Zumbusch Anfang Dezember im Spendenaufruf. Die finanzielle Belastung für die Familie sei enorm, ein finanzieller Kollaps drohe. 1316 Menschen halfen, sie spendeten laut GoFundMe 52.325 Euro. Weitere Spendengelder kamen der Familie von anderen Seiten zu.

Katastrophale Auswirkungen hatte das Erdbeben im März in der Türkei. Hohe Häuser stürzten einfach ein.
Katastrophale Auswirkungen hatte das Erdbeben im März in der Türkei. Hohe Häuser stürzten einfach ein. © ISAR Germany | ISAR Germany

Mülheimer verlor Familienmitglieder bei Erdbeben in der Türkei

Auch die unendlich traurige Geschichte von Harun Tuysuz aus Mülheim berührte viele Mitmenschen. Er bat nach dem schweren Erdbeben dort im Februar auf der Spendenplattform um Geld für seine Familienmitglieder in der Türkei. „Meine Familie lebt im Erdbebengebiet (Urfa-Antep-Adana-Malatya) und wurde von dem Erdbeben am 6. Februar katastrophal getroffen, wobei ich sechs Familienmitglieder verlor, darunter meine Mutter, meine älteste Schwester, ihre drei Kinder und ihren Mann“, berichtete der Hinterbliebene und veröffentlichte auch ein Foto des 14-stöckigen eingestürzten Wohnhauses in Adana.

Von der Familie der ältesten Schwester lebe nur noch der 22-jähriger Neffe (Fatih), der während des Erdbebens in Istanbul war. „Fatih hat seine gesamte Familie und sein Haus verloren und braucht finanzielle Unterstützung, um ein neues Leben beginnen zu können“, schrieb Harun Tuysuz. Hilfe brauche auch sein jüngerer Bruder Ahmet und seine Familie. „Sein Wohnhaus wurde durch die beiden Erdbeben schwer beschädigt.“ Die Familie müsse ihr Heim wieder ganz neu aufbauen. Man sei für jede Spende dankbar. Auf GoFundMe kamen schließlich 13.039 Euro durch 118 Spender zusammen.

Mülheimerinnen suchen finanzielle Unterstützung für Beerdigungen

Zu den fünf Spendenaufrufen, die von Mülheimerinnen oder Mülheimern auf der Plattform getätigt wurden, zählen auch zwei, mit denen Geld für eine Beerdigung gesammelt wurde. Joyce Githara bat darum, Geld zu geben für die Familie einer jungen kenianischen Krankenpflegeschülerin (32), die im letzten August in Stuttgart von einem 39-Jährigen ermordet wurde. Die Tote sollte in Kenia beerdigt werden. 5.098 Euro wurden von 234 Hilfsbereiten auf GoFundMe gespendet.

Geld geben für die Trauerfeier wollten viele auch nach einem Aufruf der Mülheimerin Geraldine Everts. Ihr Mann Dennis war im Alter von nur 35 Jahren verstorben, er litt von Geburt an an einer unheilbaren Krankheit. Da sie ihren Mann in den letzten Jahren pflegte, konnte die junge Frau nur in Teilzeit arbeiten, die Kosten für Trauerfeier und Beerdigung waren nur schwer zu stemmen. 3.965 Euro gingen für sie ein. Im August 2023 bedankte sie sich dort bei den rund 40 Spendern: „Ich bin überwältigt von eurer Großzügigkeit. Ich danke euch von ganzem Herzen.“

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