Mülheim. Im Wünschewagen bringen Ehrenamtliche Sterbenskranke an Orte, die sie ein letztes Mal besuchen möchten. Hier hilft unsere Spendenaktion Jolanthe.
Sie erfüllen unheilbar Kranken einen allerletzten Herzenswunsch - und sind selbst auch darauf angewiesen, bedacht zu werden: die Ehrenamtlichen vom Wünschewagen. Damit das besondere Fahrzeug auch in Zukunft weiter auf segensreiche Fahrt gehen kann, soll ihm der Erlös der kommenden Jolanthe-Aktion der Mülheimer WAZ/NRZ-Redaktion zugutekommen. Ein Mülheimer erzählt, warum der Wünschewagen so wunderbar ist.
Sie haben glasklar vor Augen, dass ihr Leben bald enden wird, dass sie sterbenskrank sind und die letzte Phase ihres Lebens begonnen hat - die Klienten, denen der Wünschewagen einen großen, zumeist letzten Wunsch erfüllt. „Gäste“ heißen diejenigen, die in dem speziellen Fahrzeug Platz nehmen. Und Gäste, so gehört sich das, werden umsorgt. Noch ein Mal das Meer sehen, den Lieblingsverein im Fußballstadion anfeuern, den Zoo besuchen oder noch ein letztes Mal einen Tag zu Hause verbringen - fern ab von Krankenhaus oder Hospiz. Wünsche wie diese erfüllt das Team des Ehrenamtsprojekts des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Regionalverband Ruhr e.V., das es in der Region inzwischen seit zehn Jahren gibt.
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Mülheimer Spendenaktion zugunsten des Wünschewagens
Der Wünschewagen setzt da an, wo die Möglichkeiten von Hospizen, Pflegeeinrichtungen und auch die der Angehörigen aus personellen oder finanziellen Gründen enden, oder weil eine Fahrt mit einem privaten Auto aufgrund der fortgeschrittenen Krankheit nicht mehr möglich ist. Kranken- und Pflegekassen zahlen nicht für eine private, also therapeutisch nicht notwendige Fahrt im Krankentransportwagen. Hier kommt der Wünschewagen zum Einsatz, der den betreffenden Gast sowie einen Angehörigen kostenfrei befördert.
Alle Kosten - vom Sprit bis hin zu Eintrittskarten oder manchmal auch notwendigen Übernachtungen - übernimmt der ASB Ruhr aus seinem Wünschewagen-Spendentopf. Stets begleitet ein Rettungssanitäter, eine Pflegefachkraft oder ein Arzt sowie falls gewünscht ein psychosozialer Betreuer die Fahrt. Alle sind ehrenamtlich dabei. Rund 80 Ehrenamtliche engagieren sich im Bereich Rhein/Ruhr laut ASB für den Wünschewagen.
Um das Projekt am Laufen zu halten, ist der ASB auf Spenden angewiesen. Unsere alljährliche Benefiz-Aktion Jolanthe, die am 5. Januar mit einem „Neujährchen“ im Innenhof von Schloß Broich von 12 bis 14 Uhr ihren offiziellen Auftakt feiert, will den Wünschewagen unterstützen und Geld für das Projekt sammeln (siehe unten). Dann wird es mit musikalischer Unterstützung der Ruhr-River-Jazzband eine Tombola und eine amerikanische Auktion zu Gunsten des ASB-Ehrenamtsprojekts geben. Als Partner der Jolanthe-Aktion sind die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (MST), Edeka Paschmann, die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und Gastronom Jörg Thon (Haus Bürgergarten, „Wilder Pott“) mit an Bord.
Mülheimer begleitet Sterbenskranke bei Fahrten des Wünschewagens
Fast von Beginn an gehört der Mülheimer Peter Brill zum Team der Wünschewagen-Ehrenamtlichen, die die Todkranken auf der Fahrt in dem speziell ausgestatteten, umgerüsteten Krankentransportwagen begleiten. Rund 30 Fahrten hat der 78-Jährige mittlerweile miterlebt. Denkt er zurück, muss er bei manchen Erinnerungen schlucken, zu rührend waren die Erlebnisse. „Viel öfter aber wird im Wünschewagen lauthals gelacht“, erzählt der Saarner. Denn die Menschen, die sich dazu entschließen, scheinen alle Kraft und alle Konzentration in diese Fahrt zu legen, hat Brill beobachtet - und nicht selten wenig später erfahren, dass der Fahrgast kurz nach der Erfüllung seines letzten Wunsches verstorben ist.
Rund 120 Fahrten unternimmt der Wünschewagen des ASB-Regionalverbands Ruhr in jedem Jahr. „Und es könnten nochmal gut die Hälfte mehr sein, etwa 200 Fahrten“, weiß Peter Brill, der über seine ehrenamtliche Herzensangelegenheit auch Vorträge hält. Doch nicht wenige der bereits geplanten Touren müssen abgesagt werden, weil der Fahrgast es gesundheitlich nicht mehr schafft oder aber bereits verstorben ist. „Es ist schon einige Male vorgekommen, dass wir einen Fahrgast im Hospiz oder im Pflegeheim abholen wollten und er in der vorangegangenen Nacht gestorben ist.“
Mülheimer Wünschewagen-Begleiter: „Der Tod ist bei unseren Fahrten kein Thema“
Der Tod scheint allgegenwärtig bei diesem Ehrenamtsprojekt. Diejenigen, die in ihrer Freizeit daran mitwirken, letzte Wünsche zu erfüllen, müssen also umgehen können mit dem unverrückbaren, kurz bevorstehendem Abschieds des Fahrgastes. „Ich höre von anderen oft, wenn ich vom Wünschewagen erzähle: ,Das könnte ich nicht‘, doch es ist bereichernd und spannend, die Gäste zu begleiten“, sagt der Saarner. Sein beruflicher Hintergrund - Brill war als Sozialpädagoge und Psychotherapeut tätig - sei ihm eine Stütze. Durch die Begegnungen mit den schwerstkranken Menschen bekomme er viel zurück.
Wer sich zu einer Fahrt mit dem Wünschewagen entscheide, habe den Tod angenommen, lebe ganz authentisch im Moment und auf das Wunschziel hin, beschreibt der Ehrenamtler aus Mülheim seine Beobachtungen. „Das Thema Tod kommt während unserer Fahrt eigentlich nicht zur Sprache“, erzählt Brill. „Es ist vielmehr das Ziel, worüber wir mit dem Gast sprechen, welche Erinnerungen und Erlebnisse er oder sie damit verbindet.“ Trotz des traurigen Grundes für die Fahrt herrsche in der Regel eine positive Stimmung, nicht selten auch ausgelassene Heiterkeit. Peter Brill hält kurz inne und sagt dann: „Den Glanz in den Augen des Fahrgastes zu sehen, ist das Schönste.“
So können Sie für Mülheims Benefiz-Aktion Jolanthe spenden
Möchten Sie im Rahmen unserer Aktion Jolanthe spenden? Das Spendenkonto ist ab sofort freigeschaltet (Verwendungszweck „Wünschewagen“): DE 05 3625 0000 0175 0342 77, Sparkasse Mülheim. Wer eine Spendenquittung erhalten möchte, gibt bitte seinen vollständigen Namen und seine Adresse an.
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