Mülheim. Wenn St. Elisabeth in Mülheim-Saarn verkauft wird, fällt eine Mietwohnung weg. Betroffen sind Eltern mit drei Kindern. Es gibt Hilfsangebote.

Strahlende Gesichter, hoffnungsvolle Worte: So wurde vor gut zwei Monaten der geplante Kirchenverkauf in Mülheim-Saarn verkündet. Die evangelisch-freikirchliche Credo Gemeinde will die katholische Kirche St. Elisabeth am Nachbarsweg übernehmen. Die katholische Kita vor Ort soll bleiben, ökumenisches Miteinander sofort beginnen - das Ganze klingt nach einer rundum geglückten Lösung.

Eine Saarner Familie jedoch versetzt die Nachricht in Sorge: Marco und Jacqueline Kuhl, die mit ihren drei Kindern im Anbau zwischen Kirche und Glockenturm wohnen. Das Gebäude gehört - noch - der katholischen Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt. Absehbar ist, dass es verkauft wird und die Credo Gemeinde die Flächen selber nutzen möchte.

Familie aus Mülheim-Saarn braucht wohl bald eine neue Wohnung

Familie Kuhl steht nun vor dem Problem, eine neue Wohnung finden zu müssen, für zwei Erwachsene, drei Kinder im Alter von 13, zehn und vier Jahren - und drei Katzen. „Dass uns dies als fünfköpfige Familie gerade in Saarn vor massive Herausforderungen stellt, ist kein Geheimnis“, meint Marco Kuhl.

Was ihn und seine Frau besonders ärgert: Vom geplanten Verkauf hätten sie offiziell erst aus der Presse erfahren und einer Rundmail an die Familien der Kita St. Elisabeth, die ihre jüngste Tochter besucht. „Mit uns hat vorher niemand gesprochen“, kritisieren sie. Sie hätten sich vorab eine Info durch die katholische Gemeinde gewünscht, „dann hätten wir uns darauf einstellen können“.

Gespräch mit Pastor über Umbau und Auszug

Statt dessen hätten sie einen Brief der Credo Gemeinde bekommen, ergänzt Marco Kuhl, „in dem uns mitgeteilt wurde, dass man gerne über das zukünftige Mietverhältnis sprechen möchte“. Kurz darauf habe deren Pastor, Dr. Blaise Feret Pokos, sie zu Hause besucht.

St. Elisabeth und die zugehörigen Gebäude am Nachbarsweg in Mülheim aus der Luft: Familie Kuhl wohnt im langgestreckten Haus zwischen Kirche und Glockenturm. Den gesamten Komplex möchte die Credo Gemeinde Saarn erwerben und selber nutzen.
St. Elisabeth und die zugehörigen Gebäude am Nachbarsweg in Mülheim aus der Luft: Familie Kuhl wohnt im langgestreckten Haus zwischen Kirche und Glockenturm. Den gesamten Komplex möchte die Credo Gemeinde Saarn erwerben und selber nutzen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Der Pastor habe die geplanten Umbauarbeiten erläutert, gleichzeitig durchblicken lassen, dass sie ausziehen müssten. „Spätestens Ende 2025, am besten so früh wie möglich.“ So jedenfalls hat es die Familie verstanden.

Drei Kinder: Wohnung im Umkreis schwer zu finden

Kuhls sind im Januar 2017 an den Nachbarsweg gezogen, sie wohnen hier ausgesprochen günstig. Die beiden Söhne besuchen das Schulzentrum Broich. Die Wohnung sei mit rund 80 qm etwas beengt, sagen die Eltern. Sie hätten sich schon umgesehen, doch im Umkreis bislang nichts Geeignetes gefunden. Daher ihre Unruhe. Hätte die katholische Gemeinde sie vorwarnen müssen?

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Christian Böckmann, Pfarrer von St. Mariä Himmelfahrt, räumt ein, dass die Kommunikation nicht optimal gelaufen sei. Er sagt: „Wir hatten mit der Credo Gemeinde vereinbart, dass sie mit der Familie Kontakt aufnimmt, nicht wir. Und eine Kündigung war zunächst noch gar kein Thema.“ Der Kaufvertrag sei ja noch gar nicht unterzeichnet, ergänzt der Pfarrer, es seien noch etliche Fragen zu klären: „Eine Kirche verkauft man nicht wie ein Auto.“ Beide Seiten haben das Frühjahr 2025 als wünschenswerten Zeitraum für den Vertragsschluss genannt.

Mülheimer Gemeindevertreter: „Noch keine formale Kündigung“

Böckmann wie auch der Pastor der Credo Gemeinde äußern Verständnis für die Sorgen von Familie Kuhl. Dr. Feret Pokos sagt aber auch, man habe die Familie absichtlich früh darüber informiert, dass die Credo Gemeinde mit ihren Räumlichkeiten plant - damit bis zum Auszug eine gute Lösung gefunden werden kann.

Er ergänzt: „Es handelt sich bisher nicht um eine formale Kündigung. Diese würde nach dem abgeschlossenen Verkauf ausgesprochen werden.“ Das konkrete Auszugdatum sei aus Sicht der Gemeinde noch verhandelbar. „Jedoch ist es erfahrungsgemäß so, dass der Immobilienmarkt in Mülheim eher kurzfristig ausgerichtet ist.“ Daher würde ein Vorlauf jenseits der gesetzlichen Fristen den Kuhls vermutlich wenig nützen.

Freikirche braucht Platz für Kinder- und Jugendgruppen

Die Credo Gemeinde, die ihre Gottesdienste bislang in einem Gewerbegebiet an der Solinger Straße feierte, möchte die Kirche St. Elisabeth, den separaten Glockenturm und die dazwischen liegenden Gebäudeteile kaufen, in denen auch die Mietwohnung liegt. Das frühere Pfarrhaus und das Gemeindeheim von St. Elisabeth will die katholische Pfarrei behalten.


Mit einer gemeinsamen Erklärung und diesem Foto wurde Anfang Oktober der geplante Kirchenverkauf in Mülheim-Saarn verkündet: (v.li.) Pfarrer Christian Böckmann, Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind, Jugendreferentin Vivienne Rymarczyk, Pastor Dr. Blaise Feret Pokos und Kirchenvorstand Norbert Wortberg.
Mit einer gemeinsamen Erklärung und diesem Foto wurde Anfang Oktober der geplante Kirchenverkauf in Mülheim-Saarn verkündet: (v.li.) Pfarrer Christian Böckmann, Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind, Jugendreferentin Vivienne Rymarczyk, Pastor Dr. Blaise Feret Pokos und Kirchenvorstand Norbert Wortberg. © Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt

Die Freikirche benötigt nach eigenen Angaben vor allem Platz für ihre Kinder- und Jugendgruppen. Zur konkreten Zeitplanung für den Umbau kann Pastor Feret Pokos noch wenig Neues verkünden. Derzeit warte man auf erste Entwürfe des Architekten, um dann mit den zuständigen Behörden sprechen und möglichst Anfang 2025 einen Bauantrag stellen zu können. Erst wenn der Kauf besiegelt ist und die Baugenehmigung vorliegt, kann es losgehen. Ökumenisch und menschlich sind die beteiligten Gemeinden offenbar schon weiter. So soll es am Samstag, 21. Dezember, einen gemeinsamen Adventsmarkt an St. Elisabeth geben.

Gemeinden in Mülheim-Saarn wollen bei Wohnungssuche helfen

Mittlerweile habe die Verwaltungsleiterin der katholischen Gemeinde ausführlich mit Familie Kuhl gesprochen, so Pfarrer Böckmann. „Wir werden ihnen auf jeden Fall helfen, wenn sie auf Wohnungssuche gehen.“

Gleiches verspricht die Credo Gemeinde Saarn, die ihr großes Netzwerk aus Mitgliedern und Freunden um Unterstützung bitten will. Man sei interessiert an einer „möglichst guten Lösung mit Familie Kuhl“, betont Dr. Feret Pokos, und generell einer guten Nachbarschaft - am Nachbarsweg.

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