Mülheim. Kurz vor der Ratssitzung demonstrierten Bürger und Freie Wähler gegen hohe Hebesätze und Grundsteuer. Eine Größe wie 2019 erreichte sie nicht.

Das nasskalte Wetter mag ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben oder der heftige Unfall an der Konrad-Adenauer-Brücke, der Mülheims Innenstadtverkehr in ein Verkehrschaos stürzte - doch zum „Aufruhr“ gegen eine Grundsteuererhöhung wie einst 2019, kamen keine 650 Menschen. Sondern gerade einmal rund 50, die sich bequem vor dem Regen unter die Bögen des Rathauses flüchten konnten.

An lautstarken Reden indes mangelte es nicht. Ob sie allerdings den darüber liegenden Ratssaal erreicht haben, wo wenig später die Politik über Hebesätze entscheiden sollte? Zumindest Werner Oesterwind (CDU) spitzte inmitten der Gruppe die Ohren. Die Forderung der Demonstranten, die dem Aufruf der Freien Wähler in Mülheim gefolgt waren: ein sozialverträglicher Hebesatz für Eigentümer und somit auch Mieter.

Maximilian Eitner (Freie Wähler): „Grundsteuererhöhung ist bequem und falsch“

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Eine Inflationsrate von 2,2 Prozent, kräftig gestiegene Preise für Lebensmittel, hohe Mieten und Heizkosten standen auf der Liste von Maximilian Eitner, Vorsitzender des Mülheimer Kreisverbandes der Freien Wähler. Und den Ausblick auf 2025 skizzierte dieser nicht optimistischer: rückläufige Wirtschaftsleistung, steigende Arbeitslosigkeit, auch Altersarmut sprach der 27-Jährige an. Das mache ihn wütend. „In dieser Realität stehen wir vor der Frage: Wollen wir es unkommentiert zulassen, dass die Grundsteuer erhöht und damit das Leben in unserer Stadt noch teurer wird?“

Die Antwort eher obligatorisch: Nein. Die Verantwortung aber sehen die Mülheimer Freien Wähler bei der Stadt: Die Finanzen seien zwar begrenzt, das aber dürfe nicht dazu führen, dass Bürgerinnen und Bürger die Haushaltslöcher stopfen müssen. „Eine Grundsteuererhöhung ist bequem. Und sie ist falsch“, so Eitner. Sie dürfe nicht zum Symbol für soziale Ungerechtigkeit werden.

Beschlüsse „hinter dem Rücken der Bürger“?

Daran schloss Sven Weisenhaus, Teil der Initiative „Aufruhr“ und ebenfalls Mitglied der Freien Wähler, mit schärferen Tönen an, unterstellte der Verwaltung und Politik gar Absicht, die Beschlussvorlage erst eine Woche vor der Ratssitzung öffentlich gemacht zu haben - eigentlich ein normales Vorgehen für Ausschüsse -, um „hinter dem Rücken der Bürger“ darüber entscheiden zu können. Für Bürger sei der Zeitraum von einer Woche zu kurz, um sich inhaltlich beteiligen zu können.

Sven Weisenhaus kritisierte mangelnde Transparenz und fehlende Empathie bei dem Beschluss zur Grundsteuererhöhung.
Sven Weisenhaus kritisierte mangelnde Transparenz und fehlende Empathie bei dem Beschluss zur Grundsteuererhöhung. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Doch offenbar ist das Misstrauen gegenüber der Stadt groß und der Wissensstand ausbaufähig. Zumindest beklagte Weisenhaus die fehlende Transparenz und die „Empathielosigkeit“ zu den im Rat (mutmaßlich) getroffenen Entscheidungen, stellte viele Fragen („wofür zahle ich Grundsteuer?“) und etliche Zahlen in den Raum, bezeichnete etwa die Verwaltung als „Umverteilungsmaschine noch und nöcher“.

Deutlich wurde aber auch: Mit dieser Demo wollen es die Initiative „Aufruhr“ und die Freien Wähler nicht belassen. Für März oder schon für Januar könnte es weitere Kundgebungen gegen die Grundsteuerreform geben.

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