Mülheim. Schlimm, wenn der Weihnachtsbaum brennt. Es kann aber auch anderes schiefgehen an den Feuertagen, wie sich unsere Mülheimer Reporter erinnern.

Alle Jahre wieder... hoffen wir alle inständig, dass bloß nichts schiefgeht, wenn wir zu Weihnachten die liebe Familie zu Gast haben. Doch nicht immer läuft alles glatt an den Weihnachtstagen. Unsere Reporterinnen und Reporter erinnern sich an aufwühlende Begebenheiten aus früheren Weihnachtstagen.

Hier kommen sie, die Anekdoten über Missgeschicke zu Weihnachten...

Deike Frey: Auspacken mit Maul und Pfoten

„Jula, der Weihnachtsbaum steht. Du weißt, was das heißt...“ Unsere Autorin Deike Frey aus der Mülheimer Redaktion wird wohl dieses Jahr auf allzu süße Geschenke verzichten.
„Jula, der Weihnachtsbaum steht. Du weißt, was das heißt...“ Unsere Autorin Deike Frey aus der Mülheimer Redaktion wird wohl dieses Jahr auf allzu süße Geschenke verzichten. © Deike Frey

Es gibt für Jula (6) an Weihnachten nichts Größeres als die Bescherung. Normal, sagen Sie? Nö. Denn Jula ist kein vor Aufregung zappelndes Menschenkind, sondern unsere quietschfidele, braune Labrador-Hündin. Sie liebt jede Gelegenheit, um Geschenke auszupacken, wedelt schon bei den ersten Takten von „Happy birthday“ wie verrückt. Und weiß auch, dass auf einen Tannenbaum im Wohnzimmer ganz bald herrliche Päckchen folgen.

Ist es so weit, schaut sie uns erwartungsvoll an. Fragt dann einer: „Willst du mithelfen?“, nimmt das Spektakel seinen Lauf. Jula nimmt das Geschenk per Maul entgegen, stellt zur Sicherung eine Pfote darauf, reißt dann dort, wo Tesa ist, ein erstes Loch ins Papier. Ertönt ein „Vorsichtig“, zieht sie sehr behutsam am Material. Sagt keiner was, wird es auch mal wild. Es ist nicht zu übersehen: Sie ist mit Super-Spaß bei der Sache und gespannt wie ein Flitzebogen. Von Neid übrigens ist da keine Spur: Hat sie ihren Job erledigt, freut sie sich mit jedem Beschenkten.

Ab und an ist auch ein Päckchen für Jula selbst dabei, und unglaublicherweise muss ihr das keiner erklären, sie weiß es sofort. Packt sie ein neues Spielzeug aus, trägt sie es stundenlang mit stolz erhobenem Schwanz durch die Wohnung. Sind es Leckerlis, sind die im Nu verputzt.

Ein einziges Mal wäre die Sache mit dem Auspacken allerdings fast in die Hose gegangen: Tagelang lag ein Päckchen unbeachtet unterm Weihnachtsbaum. Irgendwann hielt Jula es nicht mehr aus, griff heimlich zu - und verschlang den Inhalt. Dummerweise war es Schokolade, für Hunde ein schlimmes Gift. In jenem Jahr war für uns alle das beste Weihnachtsgeschenk, dass die Tierärztin nach nervenzehrender Untersuchung sagte: „Sie hatten Glück! Die Dosis war gering. Jula wird überleben.“

Dennis Vollmer: Der Schmelzpunkt von Polyesterfaser

Unser Autor Dennis Vollmer 1978 im Polyester-Trikot vor dem Weihnachtsbaum. Achtung! Bitte Kontakt mit Kerzen vermeiden!
Unser Autor Dennis Vollmer 1978 im Polyester-Trikot vor dem Weihnachtsbaum. Achtung! Bitte Kontakt mit Kerzen vermeiden! © Dennis Vollmer

Wussten Sie eigentlich, dass eine Kerzenflamme im inneren eigentlich „nur“ etwa 800 Grad Celsius aufweist? Der leuchtend gelbe „Flammensaum“ in der Spitze einer Weihnachtskerze an handelsüblichen Adventskränzen ist dagegen die heißeste Stelle. Bis zu 1400 Grad können ringsum züngeln an dieser Vorfreude auf den Heiligabend in Gemeinschaft mit der Familie. Die Zündtemperatur von Polyesterfaser übrigens beträgt 440 Grad Celsius.

Dass beides keine gute Gemeinschaft bildet, höchstens eine eng verschmolzene, ergibt sich daraus wie von selbst. Vielleicht nicht für jenen Sechsjährigen, der in klassischem 70er-Jahre-Polyesterunwesen - damals euphemistisch als „Schlafanzug“ beworben - endlich auch einmal feierlich den Adventskranz zum Leuchten bringen wollte.

Beim Anzünden gibt es damals wie heute eine goldene Regel zu bedenken, die überraschenderweise dem Kranz nicht als Gebrauchsanweisung beiliegt. Und deshalb wohl nur die Erfahrung lehren kann: Immer von der hinteren Kerze nach vorne anzünden.

Der Schmelzpunkt von Polyesterfaser soll etwa bei 235 Grad liegen. So genau ist das aber an diesem Heiligabend in den 1970er Jahren nicht erfasst worden. Wer übrigens keinen Schutzengel im Hause führt: Es empfiehlt sich, stets eine feste Decke in der Nähe zu haben. Sie eignen sich nachweislich, um entflammte Ärmel schnell ersticken zu können.

Vera Moselage: Dieses Jahr nur Raclette

Mülheim - Weihnachtsbild Vera Moselage - nur zur einmaligen Verwendung 
Mülheim - Weihnachtsbild Vera Moselage - nur zur einmaligen Verwendung  © Vera Moselage

Es war ein Weihnachtsabend in den Neunzigern. Ich schrieb „Tamagotschi“ auf meinen Wunschzettel, aus dem CD-Player säuselten Boys II Men „Let it snow“ und im Forsthaus Falkenau glitzerte der Schnee. Und meine Familie beschloss, zum ersten Mal an Heiligabend ein Raclette aufzustellen.

Bis dahin hatte Oma immer tagelang Rouladen gewickelt und Rotkohl eingekocht und das wollten wir ihr diesmal ersparen. Außerdem waren Raclettes der letzte Schrei und sogar für meine Mutter akzeptabel, die grundsätzlich keinen Käse isst, es sei denn, er ist geschmolzen.

Wir hatten alles aufgeteilt. Wir und der Onkel brachten die Geräte und den Käse mit. Der Rest steuerte bei, was er gerne zum Raclette aß, also überwiegend Wurstwaren und das unvermeidliche Gläschen Mixed Pickles, das man danach wieder zwölf Monate lang im Kühlschrank vergaß. Der Tisch war zügig gedeckt, die Raclettegeräte feuerten auf höchster Stufe und wir ließen uns gerade nieder, mit dem Ziel, stundenlang Lebensmittel in Pfännchen zu schichten, als uns doch noch einfiel, dass wir Oma einen letzten Job überlassen hatten: Kartoffeln kochen.

„Wo wir gerade drüber sprechen“, sagte Oma, verschwand in der Küche und hörte gar nicht mehr auf, mit Servierplatten wieder herauszukommen. Und zwar solche mit Rouladen in brauner Soße, Rotkohl nach Omas Art und Salzkartoffeln mit Petersiliengarnitur. Am Tisch herrschte Schweigen. Oma warf einen zufriedenen Blick auf ihr traditionelles Festmahl und sagte: „Von so ein paar Scheiben Käse wird doch niemand satt.“  

Tamara Tadsen: Der schwarze Rock von Oma muss muss schuld gewesen sein

Nimmt‘s mit Humor: unsere Volontärin Tamara Tadsen.
Nimmt‘s mit Humor: unsere Volontärin Tamara Tadsen. © Tamara Tadsen

Ich werde nie das Weihnachten vergessen, an dem meine Oma einen Rock anhatte. Oma mit Kleid oder Rock: Das hatte ich noch nie gesehen. Oma war jung und unglaublich modebewusst. Nun also im Rock. Meine ganze Familie machte sich lustig. „Sag mal, was ist denn mit dir los? Jemand gestorben?“ Wir hatten alle das Gefühl, irgendwas stimmt nicht. Ein Glitsch in der Matrix. Anders war die Kleidungswahl nicht zu erklären.

Oma selbst schwieg zu jedem Verdacht und ignorierte die Witze. Aber, sagen wir so: Alles ist schiefgegangen, weil meine Oma einen Rock anhatte. Ganz sicher. Der schwarze 7/8-Rock meiner Oma ist schuld gewesen. Die Erinnerung verblasst in meiner Familie nicht: „Wisst ihr noch das Weihnachten, wo Ömaken einen Rock anhatte?“ Nicken, Lachen - und dann Stille. Doch was war passiert?

Wir saßen im Esszimmer und warteten darauf, dass meine Mama den Topf mit heißem Öl für das Fondue hereinbringt. Ein Pott stand immer vorne am Tisch und ein zweiter hinten. Da, wo meine Geschwister, meine Oma und ich saßen. Ein Knall. Warum auch immer rutschte der Topf meiner Mama aus der Hand, das heiße Öl ergoss sich über den Tisch, entzündete sich, weil darunter schon die brennende Feuerpaste stand. Schreie. Wir Kinder rannten raus vor die Haustür. Stille. Draußen dann die Fragen: Brennt es jetzt? Ist jemand verletzt?

Fünf Minuten saßen wir ohne Jacke in der Kälte und warteten auf ein Zeichen. Dann endlich, mein Vater: „Alles gut, keinem etwas passiert, wir können essen.“ Drinnen war der Platz meiner Oma etwas angekokelt, der Tisch und der Teppich auch. Der Geruch kitzelte in der Nase. Eine seltsame Ruhe. Alle setzten sich an den Tisch. Ein Blick nach links, einer nach rechts. Stille. Wir sollen jetzt einfach essen? Keiner traute sich, etwas zu sagen. Bis meine Oma lachte, auf den Tisch haute und sagte: „Das ist das erste und letzte Mal, dass ich einen Rock trage.“

Mirco Stodollick: Die Küche bleibt diesmal sauber

Mirco Stodollick (vorne) sollte sich aufs Grillen im Sommer konzentrieren - oder mich besser vorbereiten.
Mirco Stodollick (vorne) sollte sich aufs Grillen im Sommer konzentrieren - oder mich besser vorbereiten. © Mirco Stodollick

Vielleicht hätte ich im Chemie-Unterricht damals doch etwas mehr die Ohren spitzen sollen. Aber an aller Experimente Anfang steht erst mal eine These: Die Küche bleibt dieses Weihnachten sauber. Trotz Festmahl.

Ich grille für mein Leben gern, habe mir vor Jahren einen dieser Halbküchen-Gasgrills zugelegt, auf dem laut Grillbibel des Herstellers so ziemlich alles mit zu zaubern ist. Wieso also nicht auch ein Drei-Gänge-Menü für die liebe Familie an Weihnachten? Ich wühlte mich im Netz und besagter Grillbibel durch die Rezepte. Vorspeise, Hauptgang, Nachspeise - alles auf dem Grill zuzubereiten. Prima! Dieses Jahr bleibt die Küche sauber. Eine Frohlockung.

Super(Nikolaus)man hängt bei Familie Stodollick am Weihnachtsbaum. Das S für unseren Familiennamen. „An diesem einem Weihnachtstag, als am Gasgrill der Funken nicht überging, hätten ich und meine Nerven diese Superkräfte gebrauchen können“, so Mirco Stodollick.
Super(Nikolaus)man hängt bei Familie Stodollick am Weihnachtsbaum. Das S für unseren Familiennamen. „An diesem einem Weihnachtstag, als am Gasgrill der Funken nicht überging, hätten ich und meine Nerven diese Superkräfte gebrauchen können“, so Mirco Stodollick. © Mirco Stodollick

Der Tag des Experiments. Alles ist vorbereitet, die Küche blitzeblank. Der Grill ist vorbereitet, extra habe ich noch eine volle Gasflache als Reserve im Baumarkt besorgt. Damit das Feuer an diesem eisigen Weihnachtstag bloß nicht erlischt. Winterjacke an, die Grillzange in der Hand, stehe ich nun auf der Terrasse. Gashahn auf, Zünder betätigen...

Nichts. Es passiert einfach nichts. Keine Flamme, keine Hitze. Nichts. Ungläubig hebe ich die Gasflasche. Die ist gut gefüllt. Schließe die zweite, die Reserveflasche an. Zünder! Nichts. Ich probiere es noch mal. Und noch mal. Nichts! Nein! Rein gar nichts will sich hier entzünden.

Die spätere Recherche offenbart, warum stille Nächte nicht immer auch Grillnächte sind. Wer nicht das richtige Gas in der Flasche hat, riskiert bei Minustemperaturen Stillstand am Grillstand. Ich muss wohl Butangas in der Flasche gehabt haben. Das verflüssigt sich kurz unterhalb des Gefrierpunkts, dann geht halt nichts mehr. Was für eine Bescherung: Alles wieder rein, Ofen und Herd an. Beim scharfen Anbraten des Filets spritzt es mir die ganze Küche voll, hier geht was daneben, dort noch mehr. Immerhin: Mit reichlich Verspätung steht später das Festmahl doch auf dem Tisch. Und keiner beschwert sich. Mein Chemielehrer ist zum Glück ja kein Familienmitglied.

So bleibt die Küche garantiert sauber.
So bleibt die Küche garantiert sauber. © Mirco Stodollick

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