Mülheim. 20 Baumkübel sollen von der Schloßstraße in Mülheims Innenstadt verschwinden. Welche Alternativen der Verschönerungsverein vorschlägt.

Mülheims Schloßstraße steht vor einer Veränderung. 20 der insgesamt 39 Pflanzenkübel sollen noch in diesem Jahr von der Fußgängerzone verschwinden. Ein Verein, der sich die Verschönerung der Innenstadt auf die Fahnen geschrieben hat, ist dagegen.

Der Mülheimer Verschönerungsverein hatte sich im vergangenen Jahr gegründet und zuerst um eine neue Bepflanzung auf der Schleuseninsel gekämpft. Um Grün geht es auch diesmal. Konkreter um solches, das für über 400.000 Euro entfernt werden soll.

Mülheims Baumkübel: Vereinsvorsitzender spricht von „Schnellschuss der Verwaltung“

„Für uns kam das alles sehr überraschend“, sagt der frühere Denkmalschützer Erich Bocklenberg und meint neben dem Verein auch den Kreis der Mülheimer Architekten, dem er angehört. Auch Filip Fischer sprach von einer „Hauruck-Aktion“.

Der Vorsitzende des Verschönerungsvereins sitzt gleichzeitig auch für die SPD im Planungsausschuss, der die umstrittene Entscheidung traf. Fischer, so sagt er selbst, habe sich dem Votum seiner Fraktion gebeugt. „Es war aber ein Schnellschuss, wie ihn die Mülheimer Verwaltung gerne hat.“ Er stellt auch die Notwendigkeit aus Sicht der Stadt infrage. Kollege Samuel Bielak ergänzt: „Es wird sich deswegen jetzt keine neue Gastronomie ansiedeln.“

Museum, Kreisverkehr, Brunnen? Das könnte mit den Kübeln passieren

Vor allem, so argumentiert der Verein, sei überhaupt nicht klar, was mit den 20 betreffenden Kübeln passiere. „Es ist eine klimapolitische Katastrophe, Aluminium zu verschrotten“, sagt Erich Bocklenberg. Die Idee des Architekten und stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Klaus Ruppin, einige der Behältnisse zu beiden Seiten des Eingangs zum Kunstmuseum in der Alten Post aufzustellen, sehen andere Mitglieder kritisch. „Ich kann mir aber auch vorstellen, dass man auf einem Kreisverkehr ein entsprechendes Arrangement macht oder sie als Brunnenschale verwendet“, so Ruppin. Filip Fischer ergänzt: „Alle Ideen sind besser, als sie einfach nur zu verschrotten. Das wäre das Schlimmstmögliche, was man damit tun kann.“

Machen sich Gedanken über eine alternative Nutzung der Pflanzenkübel und ein generelles Innenstadtkonzept: Klaus Ruppin, Erich Bocklenberg, Fritz Suthoff, Filip Fischer, Erich Lehmkühler und Samuel Bielak vom Mülheimer Verschönerungsverein.
Machen sich Gedanken über eine alternative Nutzung der Pflanzenkübel und ein generelles Innenstadtkonzept: Klaus Ruppin, Erich Bocklenberg, Fritz Suthoff, Filip Fischer, Erich Lehmkühler und Samuel Bielak vom Mülheimer Verschönerungsverein. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Darüber hinaus befürchtet der Verein, dass der zweite vor dem ersten Schritt gemacht wird. „Wir wollten ja eigentlich eine Gesamtidee für die Schloßstraße haben“, betont Fischer. Mit einem solchen Konzept wurde die Verwaltung jetzt auch beauftragt. Dennoch werden vorher schon Entscheidungen getroffen? „Wir müssen doch erst einmal klären, was die Schloßstraße eigentlich sein soll. Ohne einen Plan ist das alles ein Witz.“

Verschönerungskonzept setzt auf ein Gesamtkonzept für die Mülheimer City

Der Verein wird nun ein Schreiben an die Verwaltung aufsetzen und an die Stadt appellieren, die Maßnahme mindestens zurückzustellen, bis ein Gesamtkonzept für die Fußgängerzone aufgestellt worden ist. Für die Neubepflanzung der übrig gebliebenen Kübel, die bis 2029 bereits öffentlich ausgeschrieben ist, möchte der Verein konkrete Vorschläge für eine Interimsbepflanzung machen. Solche Gewächse also, die in einem Zeitraum wachsen können, bis die Stadt im größeren Stile einem möglichen Gesamtkonzept nachgehen sollte.

In die zukünftige Pflege sollen unter Umständen Gewerbetreibende eingebunden werden. Der Ruf der Baumkübel sei „deswegen so schlecht, weil sie ungepflegt sind“, glaubt Erich Bocklenberg.

Kreis Mülheimer Architekten gegen den Abbau der Baumkübel in Mülheims City

Am politischen Beschluss zum Kübel-Abbau, mit großer Mehrheit nur gegen die Stimmen der Mülheimer Bürgerinitiativen unlängst gefasst, findet auch der Kreis Mülheimer Architekten gar keinen Gefallen. Mehr noch: Er beklagt Geldverschwendung. Nach ihrem Treffen zuletzt hatte die Gruppe örtlicher Architekten, seit 45 Jahren organisiert, in einer Stellungnahme Fundamentalkritik geäußert auch an der Entscheidung, sich erst nach dem Abbau der Kübel daran zu machen, ein neues Gestaltungskonzept für die Schloßstraße zu erarbeiten.

Der Architekten-Kreis hält nichts davon, jetzt auch noch externen Rat einzukaufen, um ein Gestaltungskonzept für die Zukunft erarbeiten zu lassen. Architektin Judith Habig sagte dazu im Namen ihrer Kolleginnen und Kollegen, dass das heutige Erscheinungsbild der Schloßstraße bereits Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs gewesen sei. „Wären Politik und Verwaltung daher nicht gut beraten, wenn sie die nun angezeigten Aufwendungen in Höhe von mehr als 400.000 Euro auf eine Bestandspflege der Blumenkübel reduzieren würde?“, fragen die Architekten.

Mülheimer Architekten: Ein bisschen mehr Pflege - und dann klappt es mit der grünen Innenstadt

Seit dem konjunkturellen Hoch der 70er und 80er Jahre sei die infrastrukturelle Qualität der Schloßstraße und des Umfeldes extrem stark gesunken, heißt es in deren Stellungnahme. Dies liege jedoch „nicht an den Baumkübeln, sondern an den örtlichen Mietpreisen und zugehörigen Immobilien, die wegen der teilweise geringen Mietzinsen nicht saniert werden (können)“. Ob eine Neuplanung mit Veranstaltungskonzepten und hohen Investitionen wirklich helfe, sei zu hinterfragen. Besser sei wohl, die Ursachen zu kurieren, anstatt an den Symptomen herumzudoktern.

Der Architekten-Kreis will „die wertvolle graue Energie, die im Herstellungsprozess, der in den erst vor 15 Jahren sonderangefertigten Aluminium-Kübeln steckt“, erhalten sehen - die Kübel sollten an ihrem angestammten Platz im Straßenbild bleiben. „Einige Hilfsmittel wie Minibagger oder Lkw, Hubwagen, zwei Gartenfacharbeiter, ein fachlicher Rückschnitt von Kronen und Wurzelwerk, Austausch des Substrats, der Wasserspeicher und Pflege der Kübel würde ausreichend sein“, ist ihre Meinung. Eine Debatte über die innerstädtische Aufenthaltsqualität mit Veranstaltungskonzepten, einer Optimierung von Sicherheit und Begrünung sei gleichwohl für die Zukunft zu begrüßen. (mit sto)

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