Mülheim. Für viel Geld angeschafft, soll nun gut die Hälfte der Baumkübel von der Schloßstraße in der City wieder verschwinden. Das geht wieder ins Geld.
Vor 15 Jahren war die Aufregung groß, als das hoch verschuldete Mülheim zur Begrünung der Fußgängerzone der Schloßstraße wuchtige Metallkübel anfertigen ließ, um diese mit Mahagonikirsche, Felsenbirne und Blumen-Hartriegel zu bepflanzen. Mülheims „Kübelei“, einst rund eine halbe Million Euro teuer, zeigt eineinhalb Jahrzehnte später Erschöpfungssymptome: Erneut müsste viel Geld in die Hand genommen werden für Ersatzpflanzungen und Kübelsanierung. Mit einigem Murren folgte die Politik nun dem Vorschlag der Stadtverwaltung, die Reißleine zu ziehen.
Allerdings: Mit nur einer Gegenstimme der Mülheimer Bürgerinitiativen, die einst wie heute viel Steuergeld versenkt sehen, stimmte der Planungsausschuss jetzt dafür, 20 der 39 Baumkübel zu entfernen, um sich die Kosten für die Revitalisierung zu sparen, aber auch mehr Platz zu schaffen für Veranstaltungen, den Wochenmarkt und Außengastronomie, ebenso für Fußgänger, Radfahrer und Feuerwehr. Die Stadt kalkuliert mit Kosten für Abbau und Entsorgung in Höhe von 60.000 Euro sowie für Neupflanzungen und Pflege der verbleibenden 19 Kübel von knapp 130.000 Euro. Der Kübel-Abbau macht zudem Abschreibungen im städtischen Vermögen in Höhe von gut 220.000 Euro nötig, heißt es in der Beschlussvorlage. Macht summa summarum auch so noch stolze 411.000 Euro an Kosten für die neuerliche „Kübelei“. Für eine Instandsetzung aller 39 Kübel hatte die Verwaltung 261.000 Euro kalkuliert.
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Mülheimer Bürgerinitiativen sehen Gefahr, „mehr Geld auszugeben, als nötig wäre“
Nun, also: 20 Kübel werden verschwinden, ohne dass ein Konzept vorliegt, wie die Schloßstraße als Ganzes attraktiver gestaltet werden könnte. Nach der Kritik in der Bezirksvertretung 1 war Unmut auch der Planungspolitik zu vernehmen. Eine Gesamtplanung hätte dem Kübel-Abbau vorausgehen sollen, bemängelte etwa Heidelore Godbersen (MBI). Jetzt nur eine Zwischenlösung zu schaffen, bringe die Gefahr, „mehr Geld auszugeben, als nötig wäre“.
Architekt Klaus Ruppin, auf SPD-Vorschlag sachkundiger Bürger im Gremium, sprach sich gänzlich gegen den Kübel-Abbau aus. Er glaubt, dass eine mangelhafte Pflege Ursache für das Absterben der Bäume ist, und sprach von einer „überzeugenden Gestaltung“ der Schloßstraße aus dem Jahr 2009. Eine Entfernung der Hälfte der Bäume werde zu einer „Disharmonie im Straßenbild“ führen, schlug er vor, alles beim Alten zu lassen und die Gastronomie in die Mitte zwischen die Baumschalen zu holen. Wie etwa Beate Uhr (Grüne) zweifelte er an, dass die Stadt noch zusätzliche Fläche für Veranstaltungen benötigt: Der Wochenmarkt etwa gehöre endlich wieder auf den Rathausmarkt.
„Wir wissen alle, dass wir hier nicht 100 Prozent Wunschvorstellung hinbekommen können“
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Der Planungsausschuss beauftragte die Verwaltung derweil, sich jetzt an ein Konzept zu machen, das eine Neugestaltung der Schloßstraße skizzieren soll. 2027 will die Stadt laut Planungsdezernent Felix Blasch soweit sein, Förderanträge zur Sache zu stellen. Bisher hätten für ein solches Großprojekt die Eigenmittel gefehlt.
Ob dann auch eine neue Idee für mehr Grün in der Hitzeinsel Innenstadt präsentiert werden kann? SPD-Politiker Oliver Willems warnte mit Blick auf die mit Tiefgaragen unterkellerte Schloßstraße schon jetzt vor zu viel Optimismus: „Wir wissen alle, dass wir hier nicht 100 Prozent Wunschvorstellung hinbekommen können.“
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