Mülheim. In Mülheims Parkstadt sehnen mehr als 1000 Menschen täglich ein besseres Mittagsangebot herbei. Wie Vermieter Soravia Gastronomen jetzt anlockt.
Es ist ein tristes Bild: Hier stehen drei SB-Automaten mit Getränken und kleinen Snacks, dort ein kleiner Imbisswagen. Ihnen gegenüber: werktags bis zu 1200 Berufstätige, Studierende und Schüler, die hier ausgebildet werden. Um das gastronomische Angebot zur Mittagspause zu verbessern, stößt der Immobilieneigentümer nun einen besonderen Lockruf aus: Wenn ein neuer Gastronom kommt, darf er ein altehrwürdiges Gebäude am Standort drei Jahre lang mietfrei nutzen.
Seit ebenfalls drei Jahren wächst auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal in Speldorf ein neuer Wirtschaftsstandort mit Bildung, Wissenschaft und anderen Unternehmen; rund 70 Prozent der ehemaligen Tengelmann-Zentrale sind mittlerweile modernisiert und wieder vermietet. Investor Soravia schätzt laut dessen Projektleiter Lorenz Tragatschnig pro Tag 1000 bis 1200 Menschen, die vor Ort sind. In ihrer Mittagspause aber finden sie nur ein Mangelangebot zur Verpflegung vor.
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Gastronomie in Mülheim: „Es gibt Interessenten, aber sie finden kein Personal“
Neben dem Haupteingang zur Zweigstelle der Hochschule Ruhr West etwa ist weiter eine Fläche für eine Bäckerei oder ein Bistro unbesetzt. Tragatschnig hat durchaus den festen Glauben, dass „früher oder später ein Bäcker kommen wird“. Bisherige Vermarktungsmühen blieben aber ohne Erfolg. Das Problem sei ein umfassendes in der Gastronomie, so der Projektleiter: „Es gibt Interessenten, aber sie finden kein Personal.“
Die aktuelle Versorgungslage am aufblühenden Gewerbe-, Büro- und Bildungsstandort nennt Tragatschnig „prekär“. Schon länger bemühe man sich um Linderung und suche einen Gastronomen, der in der alten Kutschenremise des einstigen städtischen Schlachthofes an der Ulmenallee einen Mittagstisch anbietet. Es habe einen ernsthaften Interessenten aus Mülheim gegeben. Doch der sei abgesprungen. Auch hier der Grund für die Absage: Kein Personal für ein weiteres Geschäftsfeld in Sicht!
Parkstadt-Investor bietet Caterer die Kutschenremise drei Jahre lang ohne Miete
Schon diesem Gastronomen hätte Investor Soravia das Kutschenhaus kostenfrei zur Verfügung gestellt, um nur ein Mehrangebot an Versorgung vor Ort bieten zu können. Einzige Bedingung: Der Gastronom müsste über eine eigene Kücheninfrastruktur andernorts verfügen, um dort zu kochen und in der Kutschenremise dann als Caterer zu wirken. Das alte Tengelmann-Gebäude verfügt über keine Vollküche. Auch möglich: Der Caterer mietet sich einen Küchencontainer und platziert diesen auf dem Parkstadt-Areal.
Drei Jahre mietfrei bietet Soravia Interessenten, die die Kutschenremise bespielen wollen. Die ist übrigens laut Tragatschnig noch so eingerichtet, wie Familie Haub sie als ihren ehemaligen Partyraum verlassen hat: in gediegenem Ambiente mit Eichenholz, dunklen Fliesen und dem Chic vergangener Tage. Über der Theke lebensgroß platziert: eine Pappmaché-Musikkombo mit Pferd am Kontrabass, Mensch am Banjo und Kuh an der Gitarre, am Tresen ein Wandbild zum 111. Geburtstag der Süßwarenfabrik Wissoll, der im Jahr 1978 zu feiern war. Aus dem höherliegend imitierten Zugang zu einem Heuboden ragen Füße heraus - wohl eine humoristische Inszenierung der Mülheimer Unternehmerfamilie.
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Uralte Kastanien verleihen dem Ort in Mülheim eine besondere Atmosphäre
Rund 250 Quadratmeter Raum bietet die Kutschenremise. Neben dem großen Saal mit Theke, Tischen und Stühlen gibt es ein Stammtisch-Separee, im hinteren Teil noch einen Raum, in dem noch ein alter Kickertisch des Unternehmens steht, auch Tischtennisplatten. Das Soravia-Team feiert hier auch schon mal. Insbesondere im Sommer sei hier eine wunderschöne Atmosphäre, hofft Tragatschnig darauf, dass alsbald ein Caterer auch Mittagessen unter den uralten Kastanien und auf dem grünen Vorplatz der Kutschenremise bieten wird. Ein Biergarten-Betrieb sei mit Rücksicht auf die Nachbarschaft allerdings nicht denkbar.
Die Kutschenremise liegt im Nordosten des Parkstadt-Areals. Sie zählt neben dem ehemaligen Direktionsgebäude (heute Polizeistation), dem alten Kesselhaus, das später auch einmal zur Gastronomie am See umgebaut sein soll, dem Pförtnerhäuschen und Teilen der Ziegelmauer zu den Überbleibseln des ehemaligen städtischen Schlachthofes, der von 1912 bis 1977 in Betrieb war und dessen Fläche Erivan Haub nach der Stilllegung erwarb.
Zukunft der Kutschenremise auf Mülheims Parkstadt-Fläche noch unklar
Was aus der Kutschenremise langfristig wird, ist laut Tragatschnig unklar. „Es ist noch die Frage, ob wir es stehen lassen, wenn sich eine Nutzung findet, von dem das gesamte Gebiet profitiert.“ Möglich seien auch Abriss und Neubau. Eine Entscheidung könne später noch fallen, die Frage sei nicht mit höchster Priorität zu beantworten, wolle man mit den Neubauaktivitäten schließlich am anderen Ende des Areals beginnen und sich mit der Entwicklung erst später gen Osten bewegen.
Kontakt für Interessenten aus der Gastronomie: Lorenz Tragatschnig, 0151 46202043, L.Tragatschnig@soravia.at.
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