Mülheim. Fachkräftemangel in Kitas und Tagespflege bedingt massive Ausfälle. Nun läuft eine Aktionswoche, die gezielt auf die Mitwirkung der Eltern setzt.

Der Fachkräftemangel in Kitas und Tagespflege bereitet den Mülheimer Eltern massive Sorgen. Immer wieder kommt es zu Kürzungen der Betreuungszeiten oder gleich zu ganztägigen Ausfällen, kritisiert der Stadtelternrat, der Mütter und Väter von rund 7000 Kindern vertritt. „Den Familien fehlt es an Verlässlichkeit. Und im Herbst und Winter wird sich die Situation noch verschärfen. Wir fordern daher einen offenen Dialog mit Verantwortlichen über Maßnahmen zur Entlastung“, so die Vorsitzende Daniela Heimann. In der am Montag angelaufenen „Woche der Elternmitwirkung“ werde die Stimme der Familien laut, kündigte sie an.

Unter dem Motto „Mit Kinderrechten in die Zukunft“ werde man noch bis 22. September überall im Land Veranstaltungen von und mit Elternvertretungen durchführen, auch in Mülheim. „Denn Forschungsprojekte kommen zu dem Ergebnis, dass der Engpass in der frühkindlichen Bildung anhält - und Familien noch mindestens bis 2030 damit umgehen müssen“, so Heimann. Die Bildungsgerechtigkeit und die Teilhabe aller Kinder ungeachtet von Herkunft und familiären Verhältnissen seien dadurch gefährdet.

„Personalfindung ist oft eine enorme Herausforderung“

Auch der Stadt bereitet „der seit Jahren steigende“ Kita-Fachkräftemangel Bauchschmerzen. „Personalfindung ist oft eine enorme Herausforderung“, weiß Sprecherin Sindy Peukert, „insbesondere für neu entstehende Einrichtungen.“ Das zeigt sich aktuell auch bei den „Stadtpiraten“ an der Teutonenstraße, einer Einrichtung des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) für insgesamt 112 Jungen und Mädchen, die im November an den Start geht. Noch Ende August fehlten dort sechs pädagogische Fachkräfte nach Kinderbildungsgesetz (Kibiz) in Vollzeit sowie eine Vollzeit-Ergänzungskraft nach Kibiz.

Peukert spricht auch von „ernsthaften Anstrengungen zur Erleichterung des Kitaalltags“, man will ein gesundheitlich bedingtes vorzeitiges Ausscheiden von Fachkräften gen vermeiden. Um Entlastung zu bringen, versuche die Stadt etwa, die in den vergangenen Jahren zur Versorgung der Drei- bis Sechsjährigen „notwendig gewordenen Überbelegungsplätze zeitnah abzubauen“. Ferner suche man für die 34 Einrichtungen in städtischer Trägerschaft mittlerweile per Dauerausschreibung ganzjährig Fachkräfte und biete Jahr für Jahr zehn praxisintegrierte Ausbildungsplätze zum staatlich anerkannten Erzieher bzw. zur staatlich anerkannten Erzieherin an sowie weiterhin Berufsanerkennungspraktika.

Mülheims Stadtelternrat versucht seine Anliegen vor allem via Jugendhilfeausschuss durchzusetzen

Die Zusammenarbeit mit dem Stadtelternrat beurteilt die Verwaltung als „sehr intensiv“. Das Gremium sei in die Jugendhilfeplanung eingebunden und etwa in der AG Elementarbildung sowie dem Jugendhilfeausschuss vertreten. Das Amt für Kinder, Jugend, Schule und Integration sowie der Verwaltungsvorstand stehen demnach in regelmäßigem Austausch mit dem Stadtelternrat.

Auch Heimann weist auf die Mitwirkungsmöglichkeiten im Jugendhilfeausschuss hin. Erreicht habe man dort schon „die Ausweitung der praxisintegrierten Ausbildung und des städtischen Springerpools“. Außerdem seien Mittel aus dem Stärkungspakt Armut genutzt worden, „um eine Entlastung bei den Elternbeiträgen für einkommensschwache Familien umzusetzen“. Aktuell habe man vor allem die Personalgewinnung, den möglichen Einsatz zusätzlicher Kräfte sowie weitere Entlastungen bei den Elternbeiträgen zum Thema gemacht. Sie hält das ehrenamtliche Eltern-Engagement für „elementar, um auf Missstände hinzuweisen und Veränderungen einzufordern“.

Daniela Heimann, Vorsitzende des Stadtelternrates Mülheim, setzt sich für die Mütter und Väter von rund 7000 Kindern in Mülheimer Kitas und in der Kindertagespflege ein. Unser Foto zeigt sie im Gespräch mit Bildungsdezernent David Lüngen, in dessen Dezernat auch das herausfordernde Thema Kita-Fachkräftemangel fällt.
Daniela Heimann, Vorsitzende des Stadtelternrates Mülheim, setzt sich für die Mütter und Väter von rund 7000 Kindern in Mülheimer Kitas und in der Kindertagespflege ein. Unser Foto zeigt sie im Gespräch mit Bildungsdezernent David Lüngen, in dessen Dezernat auch das herausfordernde Thema Kita-Fachkräftemangel fällt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Mülheims Stadtelternrat ist beim Weltkindertag im Müga-Park mit einem Info-Stand vertreten

Im Rahmen der „Woche der Elternmitwirkung“ ist der Stadtelternrat mit einem Info-Stand und einer Mitmach-Aktion beim „Weltkindertag 2024“ am 22. September im Müga-Park vertreten. Auf diese Weise will man auch interessierte Eltern gewinnen für die Wahlen zu den Elternbeiräten Ende Oktober. Infos über diese und andere Aktionen gibt es unter elternmitwirkung.nrw. Die diesjährigen Wahlen der Mitglieder des Stadtelternrates finden am 29. Oktober statt, Infos dazu unter jaeb-muelheim-ruhr.de.

Die Situation in Mülheims Kitas - Lesen Sie auch:

Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!

>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-VersionApple-Version).