Mülheim. Mülheimer (17) erlebt bei einer Charity-Aktion an Kroatiens Küste den schönsten Moment seines Lebens - aber auch einen besonders schrecklichen.
Es war sein Lebenstraum, auf den er sich ein Jahr lang akribisch vorbereitet und für den er hart trainiert hat. Hunderte Kilometer wollte Nelson Kohlbus entlang der kroatischen Küste schwimmen, begleitet von seinem Vater in einem Kajak. Ein Abenteuer, eine Challenge, mit der der 17-Jährige Spenden sammeln wollte für benachteiligte Kinder. Doch nach knapp zwei Wochen mussten die beiden Mülheimer ihre Tour jäh abbrechen - nach einem dramatischen Erlebnis.
In den Sommerferien war Nelson Kohlbus zusammen mit seinem Vater nach Kroatien aufgebrochen, um einen lang gehegten Traum in Erfüllung gehen zu lassen: 500 Kilometer entlang der Adriaküste in Kroatien schwimmend zu bewältigen, um damit Spenden für den Verein „Be Strong For Kids“ zu sammeln, damit bedürftige Kinder die Chance bekommen, schwimmen zu lernen.
Trotz des dramatischen Stopps sagt der junge Mülheimer: „Eine super schöne Erfahrung“
Gestartet sei das große Abenteuer traumhaft, geendet sei es allerdings abrupt mit einem Alptraum, erzählt der junge Mülheimer. Alles in allem aber, sei es eine „super schöne Erfahrung“ gewesen - mit dem schönsten Moment seines Lebens, sagt Nelson, aber auch mit einem sehr bedrohlichen.
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Aber der Reihe nach: Das Mülheimer Duo - Nelson schwimmend im Wasser, sein Vater Maik im Kajak als Begleitperson - startete im kroatischen Rijeka, um auf dem Wasserweg das rund 500 Kilometer entfernte Dubrovnik zu erreichen. „Die ersten Tage waren traumhaft schön, mit Sonnenuntergängen, die ich beim Schwimmen beobachtet habe, teils bei spiegelglattem Meer.“ Das Schwimmen habe er nicht nur in Momenten mit romantisch versinkender Sonne wie Meditieren empfunden. Durchs Wasser zu gleiten, eins zu sein mit diesem Element, habe etwas Magisches für ihn. „Das war einfach wunderbar, ich war achtsam bei jedem Armzug“, sagt Nelson, dessen Vater, selbst ehemaliger Leistungsschwimmer, auch Mental Coach ist und sogar schon beim Iron Man teilgenommen hat.
Was der junge Mülheimer geschafft hat, ist beachtlich. Rund 13 Kilometer pro Tag ist Nelson durchschnittlich in den zwei Wochen geschwommen, fünf Stunden pro Tag im Schnitt. „Es gab Tage, da bin ich sechs oder acht Kilometer geschwommen, an anderen waren es dann 20 Kilometer.“ Um diese Spitzenleistung zu erbringen, brauchte der junge Mülheimer extrem viel Energie: „Ich musste was Richtiges essen wie Fleisch, Burger, Pommes oder direkt zwei Pizzen - teils habe ich 5000 Kalorien verbraucht.“ Da reichte das Porridge vom Gaskocher irgendwann nicht mehr.
Vater begleitet den 17-jährigen Mülheimer mit einem Kajak auf dem offenen Meer
Logistisch sei es eine Herausforderung gewesen, die Strecke so zu planen, dass Vater und Sohn immer einen Platz zum Übernachten wie eine Bucht zum Wildcampen oder einen Ort mit Campingplatz ansteuern konnten. „An der kroatischen Küste gibt es viele Felswände, die keine Chance zum Anlegen bieten“, beschreibt Nelson. „Landschaftlich war das traumhaft schön.“
13 Tage hatten die beiden Sport-Enthusiasten auf diese Weise schon zurückgelegt und ihr Abenteuer enorm genossen, als ihre Tour ein ungeplantes Ende erfahren sollte. „Wir waren bis Zadar gekommen“, erzählt Nelson. „Ich hab mich ziemlich fit gefühlt.“ Obwohl für die Mittagszeit ein Sturm vorhergesagt war, ist das Duo morgens losgeschwommen. „Die Wettervorhersage war ansonsten immer sehr zuverlässig“, erinnert sich der 17-Jährige. An diesem Tag allerdings nicht. Nach rund zweieinhalb Kilometern, als Nelson und sein Vater eine große Bucht von Landzunge zu Landzunge überqueren wollten und etwa 800 bis 900 Meter von der Küste entfernt waren, kündigte sich ein Unwetter an. „Als ich hochgeschaut habe, habe ich und gemerkt: Irgendwas stimmt hier nicht“, schildert Nelson: „Es war auf einmal so dunkel.“ Das Team entscheidet, abzukürzen und Richtung Land zu schwimmen. „Da dachten wir allerdings noch nicht, dass es eine so große Gefahr ist.“
Unwetter und aufgewühltes Meer machen das Schwimmen fast unmöglich
Das aber änderte sich in Windeseile. „Alles vor uns war plötzlich wie eine schwarze Wand, die auf uns zu kam“, sagt der Jugendliche. Kurz darauf war der Sturm da, mit voller Wucht, auch Blitze waren in einiger Entfernung schon zu sehen. Den beiden Männer wird mehr als mulmig: „Wir waren noch etwa 700 Meter von der Küste entfernt - da habe ich dann Vollgas gegeben. Aber die Wellen wurden auch höher, sicher einen Meter hoch.“ Er sei um sein Leben geschwommen, doch wegen des aufgewühlten Meeres habe es sich so angefühlt, als käme er kaum vom Fleck. Und dann durchfährt Nelson der nächste Schreck: „Ich habe meinen Vater einfach nicht mehr gesehen, obwohl ich mich 360 Grad gedreht habe. In dem Moment dachte ich wirklich, dass mein Vater gekentert ist.“
Schreckliche Momente durchlebt der 17-Jährige. Doch dann - ganz weit weg, schon näher Richtung Küste - erspäht er endlich seinen Vater. „Weil er im Kayak unterwegs war, musste er wegen der Wellen eine andere Route fahren, als ich geschwommen bin, sonst wäre er gekentert.“ Nelson gibt weiter Vollgas - das Adrenalin treibt ihn an. „Ich bin in meinem Leben noch nie so schnell geschwommen, das hat nachher die Auswertung von meiner Uhr ergeben. Normalerweise schwimme ich drei km/h, da bin ich fast sechs km/h geschwommen.“
Mülheimer Schwimmer spendet, damit benachteiligte Kinder Schwimmunterricht bekommen können
„Aber je näher ich zur Küste kam, desto schwieriger wurde es, weil‘s ganz viel Gischt gab, die das Atmen erschwert hat. Da habe ich die ganze Zeit Salzwasser geschluckt.“ Nach endlos wirkenden Momenten erreicht auch Nelson nach seinem Vater das rettende Ufer. „Da bin ich einfach nur noch rausgesprintet.“ Die beiden Männer sind komplett ausgelaugt, schlagen nur noch ihr Zelt auf, legen sich rein und schlafen erstmal ein paar Stunden.
Als sie wieder wach werden, sei klar gewesen: „Das war es mit dem Projekt. Da hatte ich keine Motivation mehr. Dabei bin ich mir sicher, dass ich die gesamte Strecke körperlich geschafft hätte.“ Trotzdem wertet Nelson die Erfahrung, die er auf der Tour gemacht, hat, als überaus wertvoll. „Jetzt weiß ich, worauf ich beim nächsten Mal achten muss. Man lernt, wo seine Grenzen sind. Es ist nicht so, dass es mein letztes Projekt gewesen ist“, verspricht Nelson, sich sportlich weiter für den guten Zweck zu engagieren. Bei der abrupt beendete Challenge in der Adria sind nach 170 Kilometern immerhin rund 2000 Euro an Spenden für den Verein „Be strong for kids“ zusammengekommen, die dazu verwendet werden sollen, dass benachteiligte Kinder Schwimmunterricht bekommen.
Jetzt steht ein halbes Jahr in den USA an, mit Highschool-Besuch
Zurück in Mülheim hat Nelson den Weg zurück ins Wasser gewagt. „Und es war unglaublich anstrengend“, blickt der 17-Jährige zurück. Dass ihm das Schwimmen hier im Pool schwerer gefallen ist als in Kroatien in der offenen See, hängt allerdings nicht mit den dramatischen Ereignissen dort zusammen. „In Chlorwasser zu schwimmen ist viel schwerer als mit einem Neoprenanzug in Salzwasser - beides treibt einen vorwärts“, erklärt der junge Sportler.
Sein Engagement soll nicht verebben, sondern weiter Wellen schlagen. Dazu zählt für Nelson nicht nur, für Charity-Projekte zu sammeln, sondern auch andere zu inspirieren. Wenn er von seinem Auslandsaufenthalt in den USA zurückkehrt, wo er für sechs Monate die Highschool besucht, will Nelson weiter im Wasser Strecke machen für Spenden - wie genau steht noch nicht fest. Klar ist allerdings, was er in seiner Freizeit in Wyoming machen wird: „Meine Gastmutter hat schon Kontakt zu einem Schwimmcoach aufgenommen.“
Weitere Infos auf der Homepage von Nelson Kohlbus www.swim-beyond.com
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