Essen/Mülheim. Der Mülheimer Martin Fiß war einer von mehr als 1000 Startern beim ersten Megamarsch durch das Ruhrgebiet. Ins Ziel nach Essen kam er aber nicht.
Der erste Megamarsch durchs Ruhrgebiet ist am Sonntag nach 100 kraftraubenden Kilometern zu Ende gegangen. Nicht alle haben das Ziel erreicht. Auch der Mülheimer Martin Fiß musste kurz hinter Mintard aufgeben.
Am Samstag um 16 Uhr war am Essener Sportpark an der Hallostraße der Startschuss gefallen für die Megamarsch-Premiere im Ruhrgebiet. 1046 Teilnehmer machten sich in der nächsten halben Stunde auf, um wahlweise eine 40, 60, 80 oder in der Spitze 100 Kilometer lange Rundstrecke in Angriff zu nehmen. Am Sonntagmorgen hatten es die Ersten ins Ziel geschafft.
Mülheimer musste bei Kilometer 55 aufgeben
Die Route führte durch Essen, Bottrop, Oberhausen, Duisburg, Bochum. Auch durch Mülheim ging es in der Dunkelheit der Nacht. Von Duisburg-Neudorf aus führte der Weg quer durch den Wald, den Uhlenhorstweg kreuzend und entlang der Großenbaumer und Markenstraße zur B 1 in Saarn. Von dort weiter über den Fahrkamp Richtung Ruhrtaltalbrücke der A 52, Mintard und Kettwig.
Die Strecke durch seine Heimatstadt hat der Mülheimer Martin Fiß (56) noch geschafft, etwa bei Kilometer 55, auf dem Mintarder Weg Richtung Kettwig, war dann aber doch Schluss. „Blasen, Blasen, Blasen und das trotz Hirschhorntalg, Wrightsocks, Training und eingelaufenen Wanderschuhen“, erklärte er am Sonntag im Gespräch mit der Redaktion. Vernunft hatte über Ehrgeiz gesiegt.
Beine schwer und schmerzend, dazu noch Kreislaufprobleme
Die Beine schwer und schmerzend, dazu noch Kreislaufprobleme nach der Extrem-Wanderung bei schwülen Temperaturen, zwischen Mintard und Kettwig stellte Fiß sich die Frage: „Geradeaus weiter oder abholen lassen.“ Es ging nicht weiter.
Für den marathonerfahrenen Mülheimer war es trotzdem ein Abenteuer, er sagt aber auch: „Man denkt, Wandern ist vermeintlich leichter, als einen Marathon zu laufen. Weit verfehlt. Man sollte es nicht unterschätzen.“
6,8 Kilo Marschgepäck waren doch zu viel
Insbesondere beim Marschgepäck habe er sich schon zu viel zugemutet. Literweise Wasser, Verpflegung, Regen- und Wechselkleidung, Stirn- und Taschenlampe: 6,8 Kilo trug Fiß mit sich, „in der Summe war das viel zu schwer. Das muss man wirklich reduzieren.“
Es gab durchaus Verpflegungsstationen zwischendurch, auch der Bruder von Fiß kam mal zwischendurch zur Strecke, um eine Cola zu reichen. Als nette Geste stellten Anwohner der Strecke schon mal Wasser vor ihre Haustür. . .
Beeindruckend: die Kulisse im Landschaftspark Nord
Besonders beeindruckt hat Fiß, bei Dunkelheit durch die Kulisse des Landschaftsparks Nord in Duisburg zu wandern. Die Mülheimer Strecke mit viel Weg durch tiefschwarzen Wald hat ihm weniger gut gefallen, weil es trotz GPS und App nicht leicht gewesen sei, nicht von der Route abzukommen.
Bilder vom Start des Megamarsch Ruhr
„Die Beschilderung war teilweise stark verbesserungsbedürftig“, sagt Fiß. Pfeile auf Wiesen oder im Schotter, durch die vielen Vorauseilenden schon zur Unkenntlichkeit zertrampelt, seien schwer zu entdecken gewesen. Trotzdem: „Es war in jedem Fall aufregend“, so der 56-Jährige.
Nächstes Jahr die „100 schaffen“
Wie viele andere brachte Fiß die Tortur über 100 Kilometer nicht zu Ende. Er will die Herausforderung im nächsten Jahr aber noch mal angehen, dann zusammen mit seinem Bruder und sicherlich weniger Gepäck.
„Ich werde den Berlin-Marathon auslassen und mich ganz auf den Megamarsch vorbereiten.“ Fiß will dann endlich abhaken, was als Motivation auf seinem Megamarsch-Shirt steht: „100 schaffen!“