Mülheim/Oberhausen. Eine Volksbank hat die Villa Magis in Mülheim an eine Rotlicht-Größe mit guten Kontakten zu den Hells Angels verkauft. Das Baudenkmal verfällt.

Was wird aus der Villa Magis? Zwei Jahre nach der erfolgreichen Zwangsversteigerung gibt es um diese Frage weiter Rätselraten. Zwar hat die markante Immobilie hoch über dem Mülheimer Ruhrtal inzwischen einen neuen Eigentümer, doch bewohnt wird die Villa wohl weiter vom bisherigen. Der neue Besitzer ist eine illustre Persönlichkeit, willkommen ist er aber eher nicht.

Die Villa gehört mittlerweile Vladan P., einem Mann, der als Bordell-Betreiber an der Flaßhofstraße eine Größe in der Oberhausener Rotlicht-Szene ist und dem gute Kontakte zu den Hells Angels nachgesagt werden. Er war auch im Mordfall an dem Rocker Kai M. vor dem Landgericht Duisburg als Zeuge geladen, hat sich dabei allerdings auf sein Aussageverweigerungsrecht berufen. Gekauft hat der neue Besitzer das Anwesen von der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden eG, die bei der Zwangsversteigerung am Müllheimer Amtsgericht im Mai 2022 den Zuschlag für 2,4 Millionen Euro erhalten hatte.

Handelsblatt: Villa wird für 2,7 Millionen Euro weiterverkauft

Das Institut war bekannt als „Effenberg-Bank“, bis sie sich von dem Kicker trennte. Sie steckt derzeit in schweren finanziellen Turbulenzen. Auch die Banken-Aufsicht Bafin ist involviert. Für welchen Preis die Genossenschaftsbank die Villa weiterveräußert hat, verrät sie auf Anfrage nicht. „Gegenüber Dritten“ werde „nicht über Geschäftsbeziehungen“ gesprochen, heißt es. Das Handelsblatt (Bezahl-Artikel) will erfahren haben, dass die Summe beim Weiterverkauf an P. bei 2,7 Millionen Euro gelegen haben soll. Für die Bank wäre das eine überschaubare Dividende.

Von der Mendener Höhe aus wirkt das Areal in Mülheim gar nicht so wuchtig. (Archiv-Bild).
Von der Mendener Höhe aus wirkt das Areal in Mülheim gar nicht so wuchtig. (Archiv-Bild). © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mit P. hat die Bank auch anderweitig Geschäfte gemacht. Zwischen 2021 und 2023, also vor und nach der Zwangsversteigerung der Villa Magis, kaufte sie mehrere Immobilien an der Flaßhofstraße, dem Rotlichtviertel in Oberhausen, das als „Rote Meile“ in eigener Sache wirbt. Auch dabei ging es wohl um einen Millionenbetrag. Offen ist, was mit den Laufhäusern geschehen soll. Vorerst seien sie weiter „Teil des Portfolios“, „hausintern“ werde derzeit „über den weiteren Umgang“ beraten, teilt ein Sprecher der Bank mit. In Oberhausen möchte die Verwaltung das Rotlichtviertel schon seit Jahren aus der Innenstadt an den Stadtrand verbannen. Gespräche mit der Stadt über einen möglichen Erwerb der Häuser gebe es aber „derzeit keine“, so der Sprecher.

Sanierungsbedarf für Grundstück, Garten und Haus ist enorm

Neben dem Kaufpreis wird P., wenn er denn einmal einzieht, ordentlich in die Villa Magis und das Anwesen investieren müssen. Die einst stattliche Immobilie, in der weiter der pleite gegangene Ex-Modeunternehmer und ehemalige „Coast“-Radrennstall-Besitzer Gunther Dahms lebt, gammelt seit vielen Jahren vor sich hin. Schon im Gutachten eines Sachverständigen für die Zwangsversteigerung war von einem Investitionsbedarf im mindestens mittleren sechsstelligen Euro-Bereich für Gebäude und Garten die Rede, immerhin inklusive Mehrwertsteuer. Allerdings stammen diese Zahlen bereits aus dem Mai 2021.

Das Areal rund um das 1957 für einen Oberhausener Unternehmer erbaute Gebäude ist riesig: Die Villa hat rund 620 Quadratmeter Wohnfläche, das Grundstück misst 22.000 Quadratmeter. Erschwerend kommt hinzu: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und kann daher nur unter Auflagen wieder in Schuss gebracht werden. Mittlerweile hat auch die Stadt Mülheim das Areal auf dem Schirm. Gespräche mit dem neuen Eigentümer über den Erhalt des Denkmalsschutzes stünden bevor, heißt es aus der Verwaltung.

Anwohner verteilt Flugblatt an Haushalte: Sorge vor neuen Nachbarn

Erst einmal bröckelt die Villa aber weiter. Gegen den neuen Besitzer regt sich in der Nachbarschaft Widerstand. In der vergangenen Woche hat ein Anwohner dort ein dreiseitiges DIN/A4-Flugblatt in die Briefkästen in den Stadtteilen Menden und Holthausen geworfen. 450 Haushalte habe er erreicht, sagt der Mann. Ihn treibe die Sorge um, dass nebenan „organisiertes Verbrechen“ einziehe, schreibt er. Ganz unberechtigt scheint die Sorge nicht nur wegen des neuen Besitzers nicht. Im Jahr 2020 gab es an der Villa sogar einen Einsatz von Spezialkräften der Polizei, nachdem Anwohner Schüsse von dem Gelände gehört hatten.

Ob es jemals dazu kommt? Den Kaufpreis, auch das will das Handelsblatt (Bezahl-Artikel) herausbekommen haben, soll P. bis heute nicht bezahlt haben. Dabei hätte er das nach Informationen der Zeitung schon zum Ende des Jahres 2023 machen müssen. Die Bank soll das gegenüber dem Handelsblatt bestätigt haben. Warum, ist unklar. Gegenüber dieser Redaktion machte das Institut mit Blick auf diese Frage keine Angaben. Die Bank bestehe aber auf der Einhaltung des Vertrags, so die Informationen des Handelsblattes. Gegen Dahms laufe eine Räumungsklage. Erst mal bleibt er weiter dort wohnen, wo ihm nichts mehr gehört und wo das Anwesen weiter verfällt.

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