Moers. Im Sommer 2024 ist das gesamte Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Schwafheim zurückgetreten. Was ist seither passiert? Der Überblick.
Es ist offenbar eine Herkulesaufgabe: Gemeindeglieder zu finden, die bereit sind, als Presbyter in der zerstrittenen evangelischen Kirchengemeinde Schwafheim zu arbeiten. Der „tiefe Riss“ in der Gemeinde, der im Juli 2024 im Rücktritt des gesamten Presbyteriums gipfelte – er scheint noch lange nicht gekittet. Das zeigt sich - nach der stürmischen Gemeindeversammlung im September 2024 – auch an diesem Donnerstagabend, 30. Januar, in der Schwafheimer Dorfkirche.
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Über 50 Gläubige, weit weniger als im September, sind gekommen, um sich über die Entwicklung der vergangenen Monate zu informieren. Um das Schiff, das sich Gemeinde nennt, wieder in ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren, informieren Rüdiger Erbe, Vorsitzender des Bevollmächtigten-Ausschusses (BVA) und sein Mitstreiter Thomas Koch die Gemeindeglieder über die Entwicklung in den vergangenen Monaten.
Gemeinde in Moers-Schwafheim: Presbyter kritisierten Konflikt mit Pfarrerin
„Im Presbyterium war ein Konflikt nicht zu lösen“, hieß es damals von Kirchenseite. In einem solchen Fall sieht die Kirchenordnung Neuwahlen vor und für die Übergangszeit die Gründung eines Bevollmächtigten-Ausschusses. Das ehemalige Presbyterium wehrte sich damals entschieden gegen die Aussage, die Mitglieder seien untereinander zerstritten gewesen. Es sei immer der Konflikt mit der Pfarrerin gewesen, mit der man nicht habe reden können, hieß es. Konkreteres wurde zu dem Problem bis heute nicht gesagt.
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Wer aber dachte, der BVA habe schon eine Zeitschiene im Blick, wann das neue Presbyterium gewählt werden könne, der wurde enttäuscht. Viele allgemeine Themen wurden besprochen: Unter anderem notwendige Reparaturen an Gebäuden, Finanzen und Personalwechsel. Zum Beispiel Änderungen im Kirchenkreis, zu dem ja auch Duisburg-Rheinhausen gehört. Aus Rheinhausen kommt Sandra Buchholz, die jetzt die Begegnungsstätte der Kirchengemeinde Moers-Schwafheim übernimmt.
Presbyterium in Moers zurückgetreten: BVA appelliert sich einzubringen
Erst auf Fragen von Anwesenden spricht Thomas Koch über die vorsichtigen Versuche, mit Sorgfalt und ohne Hektik Menschen zu finden, die sich später für ein Presbyterium zur Wahl stellen wollen. „Wir haben den BVA in den vergangenen Monaten mit vier Mitgliedern erweitern können“, sagte er. Einige neue Mitglieder legten bei ihrer kurzen Vorstellung den Schwerpunkt darauf, dass sie sich für Frieden in der Gemeinde einsetzen wollen.
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Die Kritik, man spiele auf Zeit, lässt Koch nicht gelten. Es sei ein Prozess, den man behutsam angehen müsse, um für die Zukunft eine solide Basis in der Gemeinde zu haben. „Ich appelliere an alle, sich mit einzubringen. Wenn man feststellt, dass die Arbeit doch nicht die richtige für einen ist, kann man es ja wieder lassen. Aber man soll einfach man anfangen.“ Koch stellt die Schwierigkeiten dar: Man müsse sich grundlegend Gedanken über seine Ziele machen. Zum Beispiel, wie viele Personen das Presbyterium bilden sollen. „Wenn wir beschließen, dass es wieder 18 Leute sein sollen und es melden sich nur fünf, dann haben wir ein Problem“, schildert er die Situation. Eins stellt er aber klar: „Der BVA soll nicht für die Ewigkeit sein.“
Kooperation mit der Kirchengemeinde Moers-Kapellen ist ein heißes Eisen
Koch schätzt, dass der Prozess in Richtung neues Presbyterium im Sommer beginnt. Bis dahin sucht man noch Menschen, die bereits sind, mitzuarbeiten. Mit der Zeitschiene dämpft er die Hoffnungen, auf eine schnelle Lösung. Zwei weitere Konfliktfelder werden angesprochen. Zum Thema Finanzen gibt es wenig Positives. Man sei tiefer in die roten Zahlen gerutscht, als erwartet. Einerseits liege es an der schrumpfenden Mitgliederzahl – ein Problem, das die Kirchen seit Jahren haben. Zum anderen schlügen die Energiekosten durch. Man habe jetzt den Energieversorger gewechselt und verspreche sich Einsparungen von 30 bis 50 Prozent.
Ein weiteres heißes Eisen: Die Kooperation mit der Kirchengemeinde Kapellen. Koch gibt den Anwesenden mit auf den Weg, positiv und mutig in die Zukunft zu sehen und seinen Teil zu einer funktionierenden Gemeinde beizutragen. „Uns soll es ja auch in zwanzig Jahren noch geben“, sagt er.