Moers. Reitsport mit Steckenpferd erntet in sozialen Medien Häme. Trotzdem ist die Warteliste für Kurse in Moers lang. Das steckt hinter dem Phänomen.
- Der TV Kapellen in Moers bietet seit Ende 2022 Hobby-Horsing-Kurse an.
- Die Warteliste für die Kurse ist lang, obwohl einige den Trendsport nicht ernst nehmen.
- Trainerinnen aus Moers verraten, welche Vorteile das Reiten mit Steckenpferd für Kinder bietet.
Isabella, Mathilda und Greta galoppieren in der Halle um die Wette. Cappuccino und die anderen Steckenpferde gehen mit ihnen mit. Beim Hobby Horsing kommen keine echten Pferde zum Einsatz. Die meist jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernehmen hier selbst den sportlichen Teil, ahmen die Bewegungen und Rhythmen der Pferdebeine bei Galoppwechsel, Piaffe und Co nach. Sogar über Hindernisse springen die Steckenpferdreiterinnen und -reiter. Seit Ende 2022 verfügt der TV Kapellen in Moers über eine eigens gegründete Abteilung für die Trendsportart, die sich auch in Moers großer Nachfrage erfreut.
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Seinen Ursprung hat das Reiten auf Steckenpferden in Finnland. Dort wird das Hobby Horsing bereits seit Ende der 2000er Jahre als offiziell anerkannte Sportart samt Turnieren und Meisterschaften betrieben. Über die sozialen Medien erlangte das Hobby auch in Deutschland große Bekanntheit. Seitdem wächst die Community der Hobby Horser stetig, was 2023 zur Gründung des Deutschen Hobby Horsing Verbands führte. Im September dieses Jahres wurde die erste Deutsche Meisterschaft in Frankfurt ausgetragen.
Wartelisten beim Hobby Horsing: Auch der TV Kapellen ist betroffen
Der großen Nachfrage können auch Susanne Kaase und Alexandra Bordich nur schwer begegnen. Inzwischen leiten die Trainerinnen des TV Kapellen, die die Hobby-Horsing-Abteilung vor etwa einem Jahr von ihrer Vorgängerin übernahmen, zwei Gruppen mit je 17 bis 18 Reitenden. Und dennoch: „Wir haben immer eine Warteliste und erhalten eigentlich wöchentlich Anfragen wegen Neuaufnahmen“, erklärt Bordich. Die Gruppen haben sie nach Größe, Alter und Fortschritt aufgeteilt. Das Alter der vornehmlich weiblichen Hobby Horserinnen variiert zwischen sechs und dreizehn Jahren.
In der Halle wird es lebhaft. Die Reiterinnen der ersten Gruppen trudeln langsam ein, quatschen und rennen umher. Immer mit dabei: Das Hobby Horse. „Es gibt eigentlich jede Pferderasse als Steckenpferd“, weiß Bordich. Auch Zubehör für die treuen Begleiter aus Stoff und Holz ist vor allem online käuflich erwerblich oder wird in Eigenarbeit selbst zu Hause hergestellt. Ob die Pferde wie echte Tiere behandeln würden? „Ich glaube, die Kinder mögen ihre Pferde schon sehr, sehr gerne“, ordnet Kaase ein. Viele hätten gleich mehrere Pferde in selbstgebauten Ställen zu Hause.
Moerser Hobby-Horsing-Trainerin: „Wir werden von vielen belächelt“
Die Trainingsmethoden und Techniken haben die Kapellener Trainerinnen sich selbst angeeignet, mittlerweile bietet der Deutsche Hobby Horsing Verband jedoch auch Lehrgänge an, denn der Trendsport sei eben doch ein Sport, wie Kaase versichert. „Geschicklichkeit, Ausdauer, Koordination und Konzentration werden hier auf jeden Fall geschult“, so die Trainerin. „Wir werden von vielen belächelt oder nicht ernst genommen, aber man darf nicht vergessen: Mädels von uns nehmen auch an Turnieren teil“, führt sie aus. Um Zeitspringen, Stilspringen und Dressurküren mit minimaler Verletzungsgefahr trainieren zu können, wärmen sich die Mädchen spielerisch auf. Heute steht das Spiel „Cowboys und Wildpferde“, eine Abwandlung des klassischen Fangspiels, an. „Hauptsache, die Beinchen werden warm“, hebt Kaase hervor.
„Wir werden von vielen belächelt oder nicht ernst genommen, aber man darf nicht vergessen: Mädels von uns nehmen auch an Turnieren teil“
Dann wird die Gruppe geteilt. Während in einem Hallenteil Hindernisse, Trabstangen und eine Wassergrabenattrappe zu einem Parcours aufgestellt werden, reitet eine zweite Gruppe im Gleichschritt in einem rechteckigen Feld hintereinander her. Hier hat Katharina heute das Kommando übernommen. „Wir reiten hintereinander, Arbeitstempo Schritt“, weist sie den Rest der Gruppe an. „Wir sind da auch ein bisschen auf die größeren Mädels angewiesen, die das Ganze dann den kleineren erklären“, äußert Trainerin Susanne Kaase.
Moerser Trainerinnen zeigen Vorteile im Reiten auf dem Steckenpferd auf
Für viele der Hobby Horserinnen bleibt es nicht beim Steckenpferd. Die meisten haben oder hatten bereits Kontakt zu den realen Vorbildern. Doch gerade die Tatsache, dass der Sport ohne reale Lebewesen vonstattengeht, birgt Vorteile: „Ich bin Allergikerin, mein Mann auch“, erläutert Alexandra Bordich, weshalb der klassische Reitsport keine Optionen für ihre beiden Töchter Mathilda und Isabella dargestellt habe. „Es bietet außerdem eine tolle Möglichkeit für viele Kinder, die finanziell sonst nicht die Möglichkeit hätten und so das Reitfeeling mitbekommen“, ergänzt Kaase. Was die Trainerinnen zudem am Hobby Horsing schätzen: Die soziale Interaktion sei deutlich höher als im klassischen Reitsport.
Für Greta, ihr Pferd Cappuccino und die anderen Mädels und ihre Begleiter neigt sich das Training nach einer Dreiviertelstunde dem Ende entgegen. Bester Laune begeben sich Reiterinnen und Pferde auf den Heimweg. Das Hobby-Horsing-Training des TV Kapellen findet jeden Freitag von 16.15 bis 17 Uhr sowie von 17.15 bis 18 Uhr in der Sporthalle am Henri-Guidet-Zentrum (Industriestraße 7) statt. Im Sommer verlagern die Hobby Horser das Training auf den Sportplatz neben der Halle. Interessierte können sich per E-Mail bei Susanne Kaase (Susannekaase@gmx.de) oder Alexandra Bordich (a.bordich@tv-kapellen.de) melden.
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