Moers. Reiten ohne Pferd - das bietet der Dongratshof in Moers seit kurzem an. Für wen das Training sinnvoll sein kann und wie viel eine Stunde kostet.
Preisschleifen und Fotografien bekannter Reiter zieren die Wände. Linkerhand ermöglicht ein großes Fenster den Blick in die Reithalle des Dongrathshof in Moers- Repelen, der von Claudia und Jürgen Schmitz betrieben wird. In der Mitte des ehemaligen Stübchens steht ein schwarzes Pferd. „Das ist ein echtes Highlight“, präsentiert Heike Grube, angestellte Reittrainerin am Dongrathshof, stolz ihren „Reitsimulator Niederrhein“.
Seit dem sechsten August dieses Jahres ist das Produkt der englischen Marke Racewood in Moers in Betrieb. Mit einem Stockmaß von 1,50 Metern ist es einem Durchschnittspferd in seinen Proportionen nachempfunden. „In unserer Region gibt’s das gar nicht“, stellt Grube heraus. Betrachte man Gesamtdeutschland, so gäbe es bislang nach Einschätzung der Reitlehrerin weniger als zehn Exemplare. Reitsportexperten kennen den weltweit einzigen Reitsimulator, der ursprünglich zum Aufwärmen für Jockeys im Reitrennsport entwickelt wurde, eventuell von Pferdesportmessen wie der Equitana in Essen. „Dort sind die Wartelisten meist so lang, dass man den Simulator gar nicht testen kann“, weiß Grube aus eigener Erfahrung zu berichten. Der Simulator faszinierte die Moerserin nachhaltig, sodass sie vergangenen Sommer die 80.000 Euro in einen eigenen Dressursimulator investierte.
Reitsimulator in Moers reagiert dank Sensoren sehr fein
Sensoren an den Schenkeln sowie an den Zügeln ermöglichen ein genaues Feedback auf dem Bildschirm vor Kopf des Simulationspferds, welcher anzeigt, wo aktuell Druck vom Reiter ausgeübt wird und wo der Körperschwerpunkt liegt. „Der Simulator reagiert wie ein echtes Pferd“, verspricht Heike Grube. Ausbesserungen, die auf einem realen Pferd nicht erfolgen könnten, werden mithilfe des Simulators möglich, denn „der läuft nicht weg und reagiert kontrolliert“, so die Moerser Reitlehrerin. Es handele sich aber keinesfalls um den Ersatz eines realen Pferdes, sondern um ein reines Trainingstool.
Neben Programmen für fortgeschrittene Reiter, die beispielsweise beim Einüben neuer Lektionen wie der Pirouette im Dressursport helfen, verfügt der Simulator über verschiedene Szenerien. Wer immer schon einen Ausritt am Strand machen wollte, kann dies nun auch virtuell in Repelen tun, Möwenkreischen und Meeresrauschen inklusive. „Im Prinzip ist das eher ein Gimmick, aber gleichzeitig auch Training des Gleichgewichts und der Koordination“, erklärt die Besitzerin des Simulators, die über sich selbst sagt, sie sei Reitsportlerin durch und durch.
Weiterer Vorteil: Pferdeschonendes Reittraining
Sie sieht ihre Aufgabe als Trainerin darin, Reiten als Kulturgut weiterzugeben. Dabei gehe es auch darum, das Pferd als Partner anzuerkennen. „Durch den Reitsimulator können Pferde zum Teil entlastet werden“, beschreibt sie eine weitere Stärke des technischen Geräts. Zudem hat die passionierte Reiterin eine Kamera installiert. Über einen zweiten Bildschirm kann der Trainierende sich selbst in Aktion sehen. Eine weitere Besonderheit des Reitsimulators am Dongrathshof: Der Anschluss an die Reithalle ermöglicht eine direkte Umsetzung des Gelernten auf dem realen Pferd.
Mit dem „Reitsimulator Niederrhein“ möchte Heike Grube eine breitgefächerte Zielgruppe mit den verschiedensten Bedürfnissen ansprechen. Bisher haben bei ihr Kinder und Jugendliche sowie erwachsene Einsteiger ein erstes Gefühl für das Reiten erhalten. Darüber hinaus feilten erfahrene Reiter an ihrer Sitzhaltung, Angstreiter warfen ihre Scheu über Bord und Wiedereinsteiger nach verletzungsbedingten Pausen bauten Kondition und Beweglichkeit erneut auf. „Der Reitsimulator ist ganz individuell einsetzbar“, so die Reittrainerin.
Was das Training kostet
Egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittener, zu Beginn empfiehlt Heike Grube, eine Einführung in den Reitsimulator. Die 60-minütige Variante kostet 75 Euro, für 75 Minuten zahlt man aktuell 99 Euro. Alle weiteren buchbaren Trainingseinheiten kosten je nach Dauer zwischen 15 und 75 Euro. Ein kurzes Coaching nimmt lediglich 15 Minuten in Anspruch. Gewöhnliche Trainingssitzungen dauern bis zu einer Stunde. Weitere besondere Angebote sind auf der Internetseite www.reitsimulator-niederrhein.de einseh- oder telefonisch unter 0157-859 05 743 bei Heike Grube erfragbar.