Herne. Die Stadt Herne zieht sich von der Plattform X zurück. Auch das Stadtmarketing hat sich verabschiedet. Folgt nun die Feuerwehr Herne?

Die Stadt Herne zieht sich von der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) zurück: Bis auf Weiteres, bestätigt Stadtsprecher Christoph Hüsken, werde das Rathaus keine neuen Nachrichten mehr auf diesem Kanal veröffentlichen. Grund: „die eingetretene Ausrichtung des Netzwerks mit Tendenzen zu Desinformation und fragwürdigem Demokratieverständnis“, sagt er zur WAZ.

Das Netzwerk X - früher Twitter - gerät im Zuge der politischen Aktivitäten des umstrittenen Eigentümers Elon Musk zunehmend in die Kritik. Immer mehr Institutionen und Verbände in Deutschland kehren dem Kanal deshalb den Rücken, darunter Unternehmen, Hochschulen und Stiftungen, aber auch Städte und Gemeinden.

Stadt Herne: „Wir lassen den Kanal ruhen“

Nur wer der Stadt Herne online aufmerksam folgt, dem ist dieser Schritt aufgefallen. Ihren letzten Tweet setzte die Stadt am 9. Dezember ab, damals informierte sie über die letzte Ratssitzung vor Weihnachten. Zuletzt verschwand auf der städtischen Homepage, ganz unten, wo das Rathaus für seine Social-Media-Kanäle wirbt, auch das X-Logo. Nun ist klar, warum: Neue Nachrichten werde die Stadt auf der Plattform, die seit 2022 dem umstrittenen Tech-Milliardär Elon Musk gehört, vorerst nicht veröffentlichen, so Hüsken auf Anfrage der WAZ. Die Stadt wolle X aber nicht löschen: „Wir lassen den Kanal ruhen.“ So habe die Verwaltung die Möglichkeit, im Falle der Fälle noch etwas posten zu können, etwa bei einer „besonderen Schadenslage“. Gemeint sind große Krisen.

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Mit diesem Schritt zieht sich die Stadt von ihrem ältesten Social-Media-Kanal zurück. Im Mai 2010 trat sie Twitter bei und veröffentlichte bislang 2858 Posts. Aktuell hat sie laut Rathaus 3500 Follower. Nun will sich die Verwaltung nach Auskunft von Hüsken auf ihre anderen Kanäle, darunter Facebook und Instagram, konzentrieren. Mitgeteilt, dass sie X ruhen lässt, hat die Stadt öffentlich (noch) nicht.

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Andere Städte haben ihren X-Verzicht dagegen angekündigt. So hat sich etwa die Stadt Bochum Ende vergangener Woche öffentlich von ihrer Community verabschiedet. „Eine Plattform, die Demokratie diskreditiert oder sogar als Gesellschaftsform grundsätzlich in Frage stellt, ist nicht unsere Plattform“, teilte Bochum mit. Um anzufügen: „Ab heute bleibt dieser Account daher stumm. Wir löschen ihn am 20. Januar“, so das Rathaus der Nachbarstadt. Die Stadt Köln geht einen ähnlichen Schritt wie Herne: Sie hat mitgeteilt, dass sie ihre Aktivitäten auf X „auf ein Minimum“ herunterfahren wolle; nur Eilmeldungen wie etwa Bombenentschärfungen sollen noch angekündigt werden. Andere Städte, darunter Essen, wollen dem Musk-Medium dagegen vorerst treu bleiben.

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Stadtmarketing hat Kanal „eingestellt“

Von X verabschiedet hat sich auch das Stadtmarketing Herne. „Wir haben diesen Kanal eingestellt“, teilte das Stadtmarketing seinen Followern am 21. November 2024 mit. „Die Relevanz von X für die Arbeit des Stadtmarketings Herne hat stark abgenommen“, begründet Sprecher Alexander Christian. Das zeige sich an der Reichweite der Beiträge und an den Interaktionen. Aber auch der X-Chef spiele eine Rolle, räumt er ein: „Angesichts der Neuausrichtung der Plattform durch Elon Musk fällt uns der Abschied nicht schwer“.

„Die Relevanz von X hat stark abgenommen“: Stadtmarketing-Sprecher Alexander Christian.
„Die Relevanz von X hat stark abgenommen“: Stadtmarketing-Sprecher Alexander Christian. © FUNKE Foto Services | Ralph Bodemer

Die Gesellschaft habe in den vergangenen Monaten ohnehin neue Kanäle aufgebaut, die besser funktionierten, wie etwa bei WhatsApp, Threads und LinkedIn. Gelöscht hat die Gesellschaft ihren Account aber nicht. So wolle sie verhindern, dass sich jemand anders unter dem Namen Stadtmarketing Herne anmeldet - und unter diesem Namen Tweets postet.

Herner Feuerwehr ist aktiv - noch

Die Herner Feuerwehr ist aktuell noch aktiv bei X - wobei die Betonung offensichtlich bei „noch“ liegt: Bei der Feuerwehr laufe gerade ein Abwägungsprozess. Sie prüfe, ob sie den Kanal ebenfalls ruhen lässt und ihn ebenfalls nur noch dann nutzt, wenn es besondere Krisensituationen gibt, das Stadtsprecher Hüsken.

Und was sagt die Polizei? „Wir bleiben vorerst auf diesem Kanal“, antwortet Polizeisprecher Jens Artschwager. 2017 hat die Polizei Bochum, die auch für Herne zuständig ist, auf Twitter ihren ersten Tweed abgesetzt. X sei für die Polizei ein wichtiges Instrument, begründet er: „Bei Ad-Hoc-Nachrichten können wir damit viele Menschen erreichen.“