Herne. Die Prognosen vom Sommer sind eingetreten: Der Cranger Betonpumpen-Hersteller Schwing ist teilweise in Kurzarbeit. Doch es gibt auch Lichtblicke.

„Unternehmen beschäftigen sich wieder verstärkt mit dem Thema Kurzarbeit“, hatte die Herner Agentur für Arbeit vor einigen Monaten mitgeteilt. Und die Wirtschaftskrise hat auch vor einem Unternehmen, das in seiner Branche zu den Weltmarktführern zählt, nicht Halt gemacht.

„Noch nie so eine lange Phase mit einem schlechten Auftragseingang“

Was Schwing-Betriebsrat Peter Brauer und IG-Metall-Sekretär im Sommer vermutet und befürchtet haben, ist inzwischen eingetreten: In Teilen der Produktion werde seit November Kurzarbeit gefahren, erzählen beide nun im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Bereits seit Anfang 2024 war eine vereinbarte Arbeitszeitabsenkung in Kraft. Die Ursache bleibt unverändert bestehen: Auf Grund der Baukrise gebe es einfach zu wenig Aufträge. „Ich bin jetzt seit mehr als 30 Jahren im Unternehmen, aber eine so lange Phase mit einem derart schlechten Auftragseingang habe ich noch nicht erlebt“, sagt Brauer. Es seien schlicht zu wenig Bauprojekte im Markt. Der Geschäftsführung könne man an dieser Stelle keine Vorwürfe machen. „Wir sind nach wie vor top in Qualität und Innovation.“

Die wenigen Ausnahmen hätten auch so ihre Tücken. Zwar werde im arabischen Raum weiter viel gebaut, man denke nur an das Megaprojekt „The Line“ in Saudi-Arabien. Dabei handelt es sich um eine Megacity, die mal 170 Kilometer lang, aber nur wenige hundert Meter breit sein soll. Bis zu neun Millionen Menschen sollen später dort leben. Doch es tobe ein Wettbewerb um Aufträge, so Brauer - mit dem entsprechenden Preisdruck. Recht gut laufe auch der Markt in den USA. Und wenn Präsident Donald Trump seine Zolldrohungen wahr macht? Dann müssten die Maschinen vielleicht in den USA gebaut werden.

Frieden in den Krisenregionen könnte für Belebung sorgen

Für eine Belebung könnte Friede in den Krisenregionen sorgen. Sobald es wieder mehr Sicherheit gebe, werde vielleicht auch wieder mehr gebaut, so Brauer. Ob das sofort bei Schwing ankomme, sei offen. Viele Unternehmen hätten Maschinen auf ihren Betriebshöfen stehen, die bei anziehender Konjunktur womöglich zum Einsatz kämen, bevor eine neue Betonpumpe bestellt werde.

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Brauer bezeichnet die Situation im Unternehmen als angespannt, von einer Schieflage sei Schwing allerdings weit entfernt, betont er. Was ein gutes Zeichen sei: Die Verträge mit den Leiharbeitern seien - bis auf ganz wenige Ausnahmen - entfristet worden, auch die Auszubildenden, die ihre Prüfung bestehen, würden übernommen. „Die Geschäftsführung baut darauf, Fachkräfte zu halten und schaut in die Zukunft“, lobt Brauer. Doch dieses Lob verbindet er mit einer Forderung: „Wir brauchen eine Perspektive, wo Schwing in den nächsten drei bis fünf Jahren stehen wird. Und wir brauchen Investitionen am Standort in Crange.“ Was er damit meint: Die Lackieranlage sei der letzte Neubau bei Schwing gewesen, und das sei rund zwei Jahrzehnte her.

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Die IG Metall beobachte die Lage bei Schwing aufmerksam, so Gewerkschaftssekretär Torsten Lankau, aber auch darüber hinaus. Gerade die Entwicklung der Industrie in Deutschland sei in einen Strudel geraten, sodass dringend Abhilfe geschaffen werden müsse. Die Arbeitgeber müssten sich zu den Standorten bekennen, es müsse aber auch bei der Entwicklung der Energiepreise gehandelt werden. „Gerade in der Metallwirtschaft laufe kaum eine Produktion ohne Wärmeenergie“, so Lankau. „Da brauchen wir schnell Unterstützung.“ Die IG Metall werde am 15. März bei einem bundesweiten Aktionstag Druck machen - just zu einem Zeitpunkt, wenn nach den Bundestagswahlen Verhandlungen über eine neue Regierung laufen.