Herne. Der Essener Chemiekonzern Evonik hat vor Weihnachten einen umfangreichen Umbau angekündigt. So sieht die Zukunft für das Werk in Eickel aus.

Das war keine frohe vorweihnachtliche Botschaft, die Evonik-Chef Christian Kullmann Mitte Dezember verkündete. Der Essener Chemiekonzern soll radikal umgebaut werden. Rund 7000 der derzeit 32.000 Beschäftigten im Konzern könnten durch Ausgliederungen und Verkäufe abgeben werden. So stellt sich auch die Frage, wie es mit dem Herner Standort an der Herzogstraße in Eickel weitergeht.

Auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion gab eine Evonik-Sprecherin eine eindeutige Antwort: Das Werk in Eickel werde weiter unter dem Dach von Evonik bleiben. Denn dort würden Produkte mit einem hohen Nachhaltigkeitsnutzen hergestellt. Kernstück des Herner Werks ist die Isophoron-Chemie, die dazu dient, sogenannte Vernetzer herzustellen. Die werden in Farben und Autolacken verwendet, bei Auto-Innenteilen, bei Industriefußböden. Daneben schützen sie Brücken oder Schleusen vor Rost und geben Rotorblättern von Windkraftanlagen die notwendige Festigkeit. „Und mit diesen Produkten haben wir eine ganz große Technologiekompetenz, deshalb passen sie genau zur neuen Ausrichtung“, so die Evonik-Sprecherin. Darüber hinaus sei Evonik in Herne einer der ganz wenigen Standorte weltweit, die diese Produkte anbieten.

Im September 2024 besuchte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (l.) das Evonik-Werk in Herne und ließ sich von Evonik-Chef Christian Kullmann die Nachhaltigkeitsprojekte erläutern.
Im September 2024 besuchte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (l.) das Evonik-Werk in Herne und ließ sich von Evonik-Chef Christian Kullmann die Nachhaltigkeitsprojekte erläutern. © Tobias Bolsmann

Daneben spielt das Herner Werk bei den Bemühungen, einen Chemiestandort nachhaltig umzubauen, eine große Rolle. An der Herzogstraße laufen seit einiger Zeit verschiedene Projekte, um das Werk der Klimaneutralität näherzubringen. Dabei investiert Evonik unter anderem in einen Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, in einem begleitenden Projekt erforscht Siemens Energy, wie sich diese Elektrolysetechnologie im industriellen Umfeld in der Chemie bewährt. Sowohl das Investitions- als auch Forschungsprojekt werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 9,3 Millionen Euro gefördert. Die Gesamtinvestitionssumme liegt jenseits von 15 Millionen Euro. Andere Projekte beschäftigen sich mit der Nutzung von Abwärme, die bislang ungenutzt bleibe, auch sollen Abgase wieder in Rohstoffe verwandelt werden. Im September hatten sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur die verschiedenen Ansätze bei einem Besuch erläutern lassen.

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Bei den Projekten, die angelaufen seien, gehe Evonik weiter, weil es „gute und richtige Ideen“ für die chemische Industrie insgesamt seien. „Wir müssen ja selbst den Nachhaltigkeitsaspekten genügen, wenn wir unsere Produkte für diesen Bereich verkaufen wollen.“ Auch der Kostenfaktor spiele bei den Projekten eine erhebliche Rolle, man denke nur an den steigenden Preis für CO2-Zertifikate.