Herne. Einer Taube ist in einem Wohngebiet in den Kopf geschossen worden. Das Tier wurde nun operiert. Für Hinweise auf Täter gibt es eine Belohnung.

Im Juli war eine Taube in Herne-Mitte angeschossen worden, nun hat sich ein ähnlicher Vorfall ereignet: Ein Unbekannter schoss in einem Wohngebiet in Herne-Baukau mit einem Luftgewehr oder einer Luftpistole auf eine Taube. Eine Bürgerin (48) und ihre Tochter (13) fanden das am Kopf verletzte Tier, brachten es zu einer Pflegestelle und erstatteten Anzeige bei der Polizei. Der Vogel wurde inzwischen operiert. Die Taube sei derzeit blind, weil offenbar ein Sehnerv getroffen worden sei, berichtet die 48-Jährige. Die Organisation PETA hat derweil eine Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgesetzt.

Die Röntgenaufnahme zeigte, dass das Projektil (ein Diabolo) nach dem Schuss noch im Kopf der Taube steckte.
Die Röntgenaufnahme zeigte, dass das Projektil (ein Diabolo) nach dem Schuss noch im Kopf der Taube steckte. © Schnabel in Not

Ausgezahlt werde diese Summe für Hinweise, die zur rechtskräftigen Verurteilung des oder der Täter führen, so PETA in einer Pressemitteilung. Und weiter: Wer etwas beobachtet oder anderweitig mitbekommen habe, werde gebeten, sich bei der Polizei oder telefonisch unter 0711 8605910 oder per E-Mail (whistleblower@peta.de) zu melden – auch anonym.

„Mit unserer Belohnungsauslobung möchten wir helfen, den Fall aufzuklären und Menschen für Übergriffe auf Tiere sensibilisieren. Der oder die Unbekannte muss gefunden werden, bevor noch weitere Menschen oder Tiere verletzt werden. Wer Tiere quält, schreckt möglicherweise auch nicht vor Gewalttaten an Menschen zurück“, so PETA-Referentin Lisa Redegeld. Tierquälerei sei kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat nach § 17 des Tierschutzgesetzes. Diese Straftaten könnten mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.

Die Hernerin und ihre Tochter hatten das reglos auf dem Bürgersteig der Straße Im Beismar sitzende Tier am Dienstag, 29. Oktober, entdeckt. Nach erfolglosen Anrufen beim Tierschutzverein und Internet-Recherchen folgte sie zunächst dem Rat, Tauben in solchen Situationen zunächst mit einem Karton oder ähnlichen Behältnissen zu sichern: „Ich habe die Taube in einen Korb unseres Hundes gesetzt und eine Decke drübergeworfen.“

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Bei weiteren Internet-Recherchen stieß sie auf einen WAZ-Bericht über den Stadtverordneten Bernd Blech (Unabhängige Bürger), der sich mit seiner Ehefrau Sabine Mielke und weiteren Tierschützerinnen der Taubenproblematik angenommen hat, Stammtische veranstaltet und einen Verein gründen will. Nachdem sie Kontakt zu Blech aufgenommen hatte, vermittelte dieser den Kontakt zu einer Pflegestelle der Initiative „Schnabel in Not“ in Gelsenkirchen-Buer.

Anzeige bei der Herner Polizei erstattet

Am nächsten Tag fuhren sie das verletzte Tier nach Buer. „Dort ist uns gesagt worden, dass die Taube wohl auf irgendwas geflogen sei“, so die Hernerin. Sie würden sich zunächst in der Pflegestelle um das Tier kümmern. Später könne es dann wieder abgeholt und zurück nach Herne „in ihr Gebiet“ gebracht werden. Kurz darauf habe sie dann die Nachricht erreicht, dass die Taube angeschossen worden sei und das Projektil noch im Kopf stecke.

„Ich war sprachlos“, sagt die 48-Jährige. Jemand müsse mit einem Luftgewehr oder einer Luftpistole im Wohngebiet auf die Taube geschossen haben. „Ich habe mir gesagt: Das geht gar nicht“, so die Hernerin weiter. Die Tierquälerei sei schon schlimm genug, doch: Durch Querschläger könnten doch auch Menschen getroffen werden. Sie habe erst einmal Anzeige erstattet - auch wenn das Verfahren wohl am Ende ohne Ergebnis eingestellt werde.

Initiative will am Fundort Flyer aufhängen und um Zeugenhinweise bitten

Die Initiative „Schnabel in Not“ hat auf Facebook angekündigt, in Herne im Bereich des Fundorts der Taube Flyer an Laternen anbringen zu wollen und um Zeugenhinweise zu bitten. Das werde aber erst erfolgen, wenn Röntgenaufnahmen und das Projektil vorlägen. Aus Sicht der Taube wendet sich die Initiative direkt an den unbekannten Täter: „Warum hast du mit einem Luftgewehr auf mich geschossen? Was habe ich dir nur getan?“

Die Taube wird nach der Operation in einer Pflegestelle in Gelsenkirchen-Buer versorgt.
Die Taube wird nach der Operation in einer Pflegestelle in Gelsenkirchen-Buer versorgt. © PETA

Und weiter heißt es in dem Facebook-Post: „Der Diabolo ging links unter dem Schnabel/Auge rein und sitzt jetzt rechts oberhalb des Kopfes locker unter der Haut. Also einmal quer durch den Kopf. Ich bete und hoffe, dass die Taube hunderte Schutzengel gehabt hat.“ Das Projektil werde, wenn die Taube stabil bleibe, in den nächsten Tagen entfernt.

Das ist inzwischen geschehen. Das Projektil habe zwischen Schnabel und Auge gesteckt, so PETA in der Pressemitteilung. Der Schnabel sei durch die Attacke gebrochen, außerdem seien Sehnen verletzt worden. Und offenbar sei auch der Sehnerv beschädigt worden. Die Taube werde nun auf der Pflegestelle von „Schnabel in Not“ umsorgt.

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Wie berichtet, ist im Juli eine junge Taube in Herne-Mitte ebenfalls mit einem Luftgewehr/einer Luftpistole angeschossen worden. Ein Bochumer entdeckte das schwer verletzte Tier - das Projektil (ebenfalls ein Diabolo) steckte noch im Flügel. Er nahm den Vogel mit seiner Frau zunächst in Obhut und ließ es in einer Klinik in Düsseldorf operieren. Die Taube überlebte den durch den Schuss erlittenen Bruch und die OP, erholte sich und fand anschließend Aufnahme in einer Handicap-Voliere.


Die im Juli in Herne-Mitte angeschossene Taube wurde von einem Bochumer Ehepaar zunächst in einem Wintergarten untergebracht. Das Tier erlitt bei dem Angriff einen Trümmerbruch im Flügel.
Die im Juli in Herne-Mitte angeschossene Taube wurde von einem Bochumer Ehepaar zunächst in einem Wintergarten untergebracht. Das Tier erlitt bei dem Angriff einen Trümmerbruch im Flügel. © Dietmar Grewe

>>> Forderung an die Stadt: Taubenhäuser für Herne

  • Nach der Attacke im Juli in Herne-Mitte war das Bochumer Ehepaar, das die Taube gerettet hatte, überzeugt davon: Wenn es Taubenhäuser geben würde, dann wäre die Gefahr, dass so etwas passiert, deutlich geringer.
  • Die Forderung an die Stadt, dem Vorbild anderer Kommunen zu folgen und in Herne Taubenhäuser einzurichten, ist auch bereits von den Tierschützern um Sabine Mielke und Bernd Blech sowie vom SPD-Stadtverordneten Roberto Gentilini erhoben worden.