Herne. Eine Taube ist in Herne-Mitte angeschossen worden, das Projektil steckt im Flügel. Ein Ehepaar hat das Jungtier gerettet und Anzeige erstattet.
Ein Unbekannter hat in Herne-Mitte eine Jungtaube mit einem Luftgewehr oder einer Luftpistole angeschossen. Entdeckt und gesichert worden ist das verletzte Tier am Dienstagmorgen von Dietmar Grewe in der Fußgängerzone der Bahnhofstraße. Das Projektil steckte noch im Flügel der Taube. Der Bochumer hat Strafanzeige gestellt.
Er sei auf die Taube auf dem Weg zu einem Termin im Optikergeschäft Apollo an der Bahnhofstraße 22 in Herne-Mitte aufmerksam geworden, berichtet Grewe im Gespräch mit der WAZ. Das Tier habe gegenüber vom Optiker vor einem Café an einem Schaltkasten gesessen. „Ich habe gesehen, dass ein Flügel auf dem Boden hing und dass die Taube sich nur langsam bewegte“, sagt Grewe, der sich mit seiner Frau Sabine schon seit vielen Jahren um Tauben in Not kümmert.
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Er habe das verletzte Tier mit den Händen eingefangen, seinen Termin mit der Taube im Arm bei Apollo abgesagt und sei nach Hause nach Bochum-Gerthe gefahren. „Wir haben sie zunächst in unserem Wintergarten in einem alten Hundekäfig untergebracht.“ Apollo - die Optiker-Kette stand Pate für den Namen - habe ordentlich gefressen und getrunken und sich etwas erholen können. Seine Frau sei anschließend mit Apollo zu einer taubenkundigen Tierarztpraxis in Bochum-Harpen gefahren.
Das Röntgenbild zeigt, dass das Diabolo-Projektil noch im linken Flügel steckt. „Der Tierarzt hat gesagt, dass es sich um einen Trümmerbruch handelt und dass es nicht gut aussieht.“ Da sich die kleine Praxis eine OP nicht selbst zugetraut habe, seien sie an die Taubenklinik in Essen verwiesen worden. Auf ihre Mail an die Klinik hätten sie umgehend eine telefonische Antwort von einem Arzt bekommen: „Er hat uns mitgeteilt, dass die Taube auch nach einer Operation nie wieder wird fliegen können.“ Kosten der OP: bis zu 1000 Euro. Möglicherweise wäre sogar eine Teilamputation anzuraten.
Gesucht: Ein Handicap-Platz auf Lebenszeit in einer Voliere
Und nun? Sie seien ratlos und „haben keinen Plan“, sagen Sabine und Dietmar Grewe. Vor einer Operation müssten zwei Bedingungen erfüllt sein: Zum einen müsste das Geld für die OP aufgebracht werden, zum anderen müsste ein Handicap-Platz auf Lebenszeit in einer Voliere gefunden werden. Der Verein Stadttauben Bochum könne ihnen nicht weiterhelfen, da dieser schon länger keine Kapazitäten mehr habe und „weit über dem Betreuungslimit“ hinaus sei. Sie hätten aber noch weitere Stellen und auch das Tierheim Herne-Wanne kontaktiert; Antworten stünden noch aus.
Was Sabine und Dietmar Grewe ganz genau wissen: „Dieser tragische Fall muss an die Öffentlichkeit, um dem oder den Tätern zu zeigen, dass solche Straftaten verfolgt werden.“ Vielleicht könnten der oder die Täter dadurch von weiteren Tierquälereien abgehalten werden.
Was das Ehepaar ebenfalls schockiert: Der Schuss sei offenbar mitten in Herne in aller Öffentlichkeit abgegeben worden. „Die Taube muss im sehr nahen Umkreis angeschossen worden sein“, so Dietmar Grewe. Es handele sich um eine Jungtaube, die noch piepse und nicht lange aus dem Nest heraus sei: „Sie bewegen sich dann noch nicht so weit.“
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Und auch davon sind die Grewes überzeugt: Wenn es Taubenhäuser geben würde, dann wäre die Gefahr, dass so etwas passiert, deutlich geringer. Die Forderung an die Stadt nach Einrichtung von Taubenhäusern/Taubenschlägen ist jüngst auch vom SPD-Stadtverordneten Roberto Gentilini erhoben worden. Das gleiche Ziel verfolgt eine Gruppe von Herner Tierfreundinnen und Tierfreunden, die in Kürze einen Verein gründen wollen (die WAZ kommt darauf zurück).