Herne. Die Nachfrage nach Wohnungen ist groß. Nun plant ein Herner Unternehmen auf einer Brache in der nördlichen Innenstadt ein neues Quartier.

Als Hernes Stadtspitze vor wenigen Wochen die Rahmenplanung für die Brachen nördlich des Herner Bahnhofs der Öffentlichkeit präsentierte, da geriet auch das ehemalige Gelände des Circus Schnick-Schnack an der Eschstraße kurzzeitig in den Fokus. Dort sollen rund 120 Wohnungen entstehen, verriet Planungsdezernent Stefan Thabe. Nun hat der Grundstückseigentümer im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion seine Pläne skizziert.

Bei dem Eigentümer handelt es sich um ein bekanntes Herner Unternehmen: die Heitkamp-Unternehmensgruppe. Das Areal, das dem Internationalen Bund (IB) gehörte, habe er bereits vor drei Jahren erworben, so Heitkamp-Chef Jörg Kranz. Die Fläche wird durch die Roonstraße, die Eschstraße und das ehemalige Knipping-Dorn-Gelände eingerahmt. Nachdem der Zirkus an den Jürgens Hof gezogen ist, existiert noch eine Halle, in der der IB seine Qualifizierungen anbietet. Die sollen auch in Zukunft dort stattfinden, allerdings werde Heitkamp die Halle in den kommenden Monaten renovieren und einen noch vorhandenen Bürotrakt abreißen.

Heitkamp-Chef Jörg Kranz plant auf dem ehemaligen Grundstück des Circus Schnick-Schnack ein Wohnquartier.
Heitkamp-Chef Jörg Kranz plant auf dem ehemaligen Grundstück des Circus Schnick-Schnack ein Wohnquartier. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Wohnungsbau als Instrument der Mitarbeitergewinnung

Der Rest des Areals steht dann für eine städtebauliche Entwicklung zur Verfügung. Zu Heitkamps Kernkompetenzen gehören eigentlich der Straßen- und Brückenbau, auch am Bau einer Erdstromtrasse ist das Wanner Unternehmen maßgeblich beteiligt, im Wohnungsbau ist man dagegen bislang so gut wie gar nicht in Erscheinung getreten. Doch für Kranz gibt es verschiedene Impulse, um in diesen Bereich zu gehen.

So sieht Kranz den Wohnungsbau auch als Instrument der Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung. „Das halte ich für wichtig“, so Kranz. Zeitgemäßen Wohnraum anbieten zu können, dürfte ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Suche nach Fachkräften sein. Heitkamp ist nach wie vor auf der Suche nach Personal. Daneben ist Kranz selbstverständlich nicht die große Lücke entgangen, die beim Wohnungsneubau entstanden ist. So haben die Herner Wohnungsgenossenschaften angesichts von hohen Zinsen und Baukosten zurzeit keine Motivation, neue Wohnungen zu schaffen, sie konzentrieren sich auf die Modernisierung ihrer Bestände. Kranz: „Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist dramatisch. Die Lücke im Wohnungsbau wird immer größer. Wir sehen das als Chance, in diese Lücke zu stoßen.“

Kranz hofft auf Baubeginn im Jahr 2026

Bislang gibt es lediglich erste Skizzen für mehrere Baukörper, die zwei- oder dreigeschossig sein könnten, auch eine Wegeverbindung zum Quartierpark, den die Stadt nebenan plant, ist in der Skizze zu sehen. Von einer detaillierten Planung inklusive Grundrissen und Wohnungsgrößen sei man noch ein gutes Stück entfernt, so Kranz. Allerdings: Als Zeitpunkt für den Baubeginn kann er sich das Jahr 2026 vorstellen. Kranz: „Das neue Quartier hat eine attraktive Lage, gerade mit dem Hochschulstandort im benachbarten Funkenbergquartier. Es ist wichtig und gut für Herne.“ Er schließt nicht aus, dass ein Teil der Wohnungen als Sozialwohnungen entsteht.

Ob Heitkamp teilweise selbst baut oder Grundstücke verkauft - all diese Details befinden sich noch im Stadium der ersten Überlegungen. Klar sei allerdings, dass Heitkamp außer beim Eigenbedarf als Unternehmen nicht in den Hochbau strebe, in diesem Segment gebe es reichlich Anbieter mit mehr Erfahrung.

Dass Heitkamp in der Lage ist, ein Quartier zu entwickeln, hat das Unternehmen jüngst in Duisburg unter Beweis gestellt. Dort wurde auf einer 19.000 Quadratmeter großen Brache der Deutschen Bahn das Quartier „Am Weißen Stein“ mit 39 Wohneinheiten realisiert.

>>> RAHMENPLANUNG MIT MEHREREN „MOSAIKSTEINEN“

Die Rahmenplanung der Verwaltung für die nördliche Innenstadt umfasst mehrere „Mosaiksteine“. Direkt angrenzend an das Heitkamp-Areal plant das Unternehmen Deutsche Reihenhaus 72 Reiheneigenheime. In der ursprünglichen Planung waren es 98, doch die Stadt plant nun auf dem Areal einen rund 12.000 Quadratmeter großen Quartierpark. Auch auf der zweiten Brache Richtung Bahnhofstraße ist Wohnbebauung vorgesehen.

In fast unmittelbarer Nachbarschaft entsteht das Funkenberg-Quartier, die Abbrucharbeiten sind weit vorangeschritten. Im Zentrum steht die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV), außerdem wird dort ein Rechenzentrum entstehen. An das Areal der Hochschule soll sich später das Quartier Funkenberg-Ost anschließen. Entstehen sollen dort Wohnungen und weitere Hochschuleinrichtungen, ebenso Logistik-, Gesundheits- und Fitness-Angebote, Gastronomie und Kultureinrichtungen.