Herne. Trump oder Harris: Wer zieht ins Weiße Haus? Beim Herner Sparkassen-Forum lieferte Politprofi Julius van de Laar spannende Details zur US-Wahl.
Das nennt man wohl Glück und perfektes Timing: Bereits vor rund einem Jahr verpflichtete die Herner Sparkasse den Polit- und Kampagnenprofi Julius van de Laar vor dem Hintergrund des US-Präsidentschaftswahlkampfs für das Sparkassenforum. Dass er nur wenige Stunden nach der TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump in Herne auf der Bühne stehen würde, war nicht abzusehen. So kamen die Besucherinnen und Besucher am Mittwochabend im sehr gut gefüllten Kulturzentrum in den Genuss einer hochaktuellen, spannenden und unterhaltsamen Analyse des TV-Duells und erhielten tiefe Einblicke in die Eigenheiten des US-Wahlkampfs.
Dazu muss man wissen: Van de Laar, der das Geschehen regelmäßig für die WAZ analysiert, kennt alle Wendungen und Fallstricke der US-Präsidentschaftswahlkämpfe, weil er 2008 und 2012 Teil der Kampagne von Barack Obama war. Und er machte gar keinen Hehl daraus, dass er bei Kamala Harris ein Kreuz machen würde, wäre er wahlberechtigt. Dennoch geriet seine Analyse nicht zur verkappten Wahlkampfveranstaltung für die Demokratin Harris (wozu auch?). Stattdessen lüftete van de Laar ein paar Geheimnisse hinter dem Phänomen Donald Trump.
„Trump ist ein Meister darin, Emotionen zu entfachen“
In der TV-Debatte hatte der Experte offensichtlich nicht nur auf die Aussagen der beiden Kontrahenten geachtet, sondern auch auf jede Regung - angefangen beim überraschenden Handschlag von Harris zum Auftakt. Ziel sei es gewesen, Trump als Rüpel darzustellen, der sich nicht an die Normen hält. Dazu gehören auch die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke von Kamala Harris, wenn Donald Trump offensichtlichen Unsinn von sich gibt. Inzwischen macht ihre Mimik Karriere im Internet. Geradezu amüsiert schaute sie, als Trump das Märchen verbreitet von Einwanderern, die Haustiere essen. An dieser Stelle wies van de Laar auf eine besondere Kunst von Trump hin: „Es geht um Emotionen. So absurd die Behauptung auch sein mag, Trump ist ein Meister darin, Emotionen zu entfachen.“
Für Schmunzeln im Publikum sorgte van de Laar, wenn er die amerikanische Art des Wahlkampfs mit der deutschen verglich. Gegen die Show der US-Kampagnen wirken deutsche Debatten und Parteitage arg dröge. Allerdings fragt man sich nach dem Schmunzeln, wie viel man von dieser Show in Deutschland haben möchte.
Taylor Swift könnte entscheidenden Einfluss haben
Van de Laar sah - wie viele andere Experten und Beobachter - Kamala Harris als Siegerin des TV-Duells. „Das Momentum ist auf ihrer Seite.“ Doch dass dies reicht, um als erste Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden, sei alles andere als sicher. Gerade in den umkämpften Staaten seien die Kontrahenten gleichauf, und in den restlichen 54 Tagen könne viel passieren. In den zurückliegenden 52 Tagen sei das Attentat auf Trump verübt worden und Biden haben sich zurückgezogen.
Der 42-Jährige wies auf einen anderen Faktor hin, der entscheidend sein könnte: Taylor Swift. Sie hat sich unmittelbar nach der Debatte hinter Harris gestellt. Swift hat nicht nur weit über 200 Millionen Anhänger auf Instagram, zu jedem ihrer Konzerte kämen im Schnitt 70.000 Fans. Und wenn man bedenke, dass bei der Wahl vor vier Jahren gerade mal rund 44.000 Stimmen den Ausschlag für Joe Biden gaben, offenbare sich der Einfluss des Megastars. Man stelle sich vor, Swift gäbe Konzerte in den sogenannten Swing States. Einen weiteren Lacher erntete van de Laar mit der Vorstellung, dass sich Helene Fischer hinter Olaf Scholz stellt...
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Zu einer Prognose für den Ausgang ließ sich van de Laar nicht hinreißen. Zum Abschluss stellte er zwei Szenarien in den Raum: Wenn bei der Wahl die Lage der Wirtschaft die entscheidende Rolle spiele, sei Donald Trump klar im Vorteil, wenn die Wählerinnen und Wähler einen Wechsel - und Trump damit hinter sich lassen wollten, laufe es auf Kamala Harris hinaus.