Berlin/Washington. Im TV-Duell verbreitet der Republikaner gezielt Lügen über Zuwanderer. Egal, wie unglaubwürdig sie klingen – die Folgen sind fatal.

Irgendwann in diesem TV-Duell mit der Demokratin Kamala Harris scheut Donald Trump auch nicht vor rassistischen Lügen zurück. „In Springfield essen sie die Hunde“, sagt der Kandidat der Republikaner ins Mikrofon. In dem Ort im Bundesstaat Ohio würden Migranten die Haustiere essen, die Katzen, die Hunde der Menschen, die dort leben. Es ist eine bekannte Verschwörungsideologie, die Trump auftischt – und die aktuell wieder Konjunktur im US-Wahlkampf erlebt.

Angefeuert nicht nur von Trump, sondern auch von seinem designierten Vize J.D. Vance und anderen ranghohen Republikanern. Und die Hardcore-Fans und Anhänger von Trump nehmen die migrationsfeindliche Hetze gerne auf. Sie inszenieren Trump auf Bildern und Montagen mit Hunden, Enten, Katzen und anderen Haustieren – eine Glorifizierung als „Retter“.

TV-Duell: Harris und Trump attackieren sich scharf

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    Die Verschwörung zeigt Wirkung. Das Netz ist voll damit. Schon kurz nach dem TV-Duell, das nach Einschätzung von Fachleuten Trump eindeutig gegen Kamala Harris verloren hat, wird der Spruch über die angeblich gegessenen Hunde zu einem Trend, etwa auf der Plattform „X“, die Trump-Fan Elon Musk gehört. Daran ändert auch nur wenig, dass der TV-Moderator Trumps Lügen mit Fakten widerlegt. Offizielle der Stadt Springfield hätten keine Erkenntnisse über mutmaßliche Katzen oder Hunde, die von Migranten gegessen würden. Auch die Polizei dementiert die Aussagen.

    Ähnlich funktioniern Mythen über angebliche „Machteliten“ eines „tiefen Staates“

    Darum aber geht es Verschwörungsideologen wie Trump nicht. Er setzt ein Gerücht in die Welt, es verbreitet sich durch seine Anhänger in kürzester Zeit in den sozialen Netzwerken – und es heizt die Stimmung an. Gegen Migrantinnen und Migranten, gegen Geflüchtete, gegen die demokratische Partei. Zugleich machen sich im Netz auch viele lustig über Trumps Äußerungen. Doch auch das ist in der Strategie der Verschwörer einkalkuliert. Denn auch wer sich lustig macht, verbreitet das Gerücht.

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    Ähnlich funktioniert es immer wieder mit Mythen und Lügen, die verbreitet wurden aus dem Lager der radikalen Trump-Fans, etwa, dass die „Machteliten“ in Washington Kinder in unterirdischen Gefängnissen verstecken und foltern würden. In diese Richtung stößt auch eine Ideologie, die von einem „tiefen Staat“ fantasiert, der quasi unsichtbar die Regierungen kontrolliert. Es sind immer wieder auch deutsche Rechtsextremisten und sogenannte „Reichsbürger“, die Verschwörungserzählungen verbreiten.

    Kandidatin der Demokraten: Kamala Harris.
    Kandidatin der Demokraten: Kamala Harris. © AFP | SAUL LOEB

    Die Erzählung ist keinesfalls neu

    Welches Kalkül betreibt Trump? Das ist ziemlich eindeutig. Migration und Flucht sind, wie in Deutschland aktuell, zentrale Themen auch im US-Wahlkampf. Und auch in der TV-Debatte geht es um eben dieses Thema. Kern der Trump-Truppe ist eine repressive Migrationspolitik, gespickt immer wieder mit Hetze und Falschaussagen gegen Menschen aus Südamerika oder gegen Muslime. Eine Studie der renommierten Standford-Universität in den USA hat untersucht, wie die Schärfe Rhetorik durch die Republikaner gegen Migranten in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Die Forschenden untersuchten dafür 200.000 Reden von Politikerinnen und Politikern der Partei seit 1880.

    Trump greift – typisch für moderne Verschwörungsideologen – auf Erzählungen zurück, die schon Jahrhunderte alt sind. Schon im 19. Jahrhundert wurden Einwanderer etwa aus China in den USA dadurch stigmatisiert, dass man ihnen den Verzehr von Haustieren andichtete. Italienische Migranten wurden als „Knoblauch-Esser“ beleidigt.

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      Die demokratische Kandidatin Kamala Harris reagierte auf Trumps Mythen mit einem Lachen. Dann erzählte sie, dass mehr als 200 frühere Republikaner sie als Demokratin nun unterstützen würden. Alles Politiker, die zwar in Trumps Partei sind, ihn aber nicht als US-Präsidenten sehen wollen. Darunter auch frühere Vize-Präsidenten wie Dick Cheney. Vielleicht, sagt Harris, seien Aussagen wie diese über Haustiere ja einer der Gründe, weshalb die Republikaner alle von Trump zu ihr überlaufen würden.

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