Herne. Ist das der Impuls, der Wanne-Mitte neuen Schwung verleiht? Alles zu Wohnen, Handel, Dienstleistungen und Nachhaltigkeit des Rathauscarrés.
Das Rathauscarré in Wanne-Mitte ist so etwas wie ein Dekadenprojekt: Die ersten Aktivitäten begannen etwa 2018, die Fertigstellung könnte um das Jahr 2028 sein. Am Mittwoch, 4. September, war eine wichtige Wegmarke erreicht. Nachdem der Herner Rat am Dienstag zum Verkauf der erforderlichen Grundstücke zugestimmt hatte, stellte der Investor erstmals sich und seine Pläne vor.
Die WUREME GmbH will in den kommenden Jahren ein rund 11.000 Quadratmeter großes Areal entwickeln, das entlang der Hauptstraße, Haydnstraße und Hülshoffstraße liegt. Entstehen sollen dort unter anderem rund 10.000 Quadratmeter Wohnflächen, 40 Prozent davon als Sozialwohnungen. Ein Lebensmittelhandel als Vollversorger ist ebenso vorgesehen (Rewe muss zunächst weichen, soll aber wiederkommen) wie Räumlichkeiten für Büros, Dienstleistungen oder Arztpraxen.
Quartier soll zu 90 Prozent autark versorgt werden
Betrachtet man die technische Ausstattung, so könnte das Motto lauten: Wenn schon, denn schon. So soll ein Energiekonzept entwickelt werden, mit dem das neue Quartier zu 90 Prozent autark versorgt werden kann. Dazu würden neue Techniken genutzt. Auf den Flächen soll so viel wie möglich Grün entstehen, auf den Dächern sollen nicht nur Photovoltaikanlagen installiert werden, sondern auch mit einer neuen Windradtechnik. Die Gebäude sollen in verschiedenen Blöcken entstehen, unter fast der gesamten Fläche soll eine Tiefgarage entstehen, die aber längst nicht nur für Autos genutzt werden soll. Angedacht ist eine Radsharing-Station für das Carré mit bis zu 100 Rädern. Auch wenn längst noch keine Details feststehen - etwa Anzahl und Größe der Wohnungen - könnte das ganze Vorhaben zwischen 50 und 70 Millionen Euro kosten.
Investor Sascha Wurm gehört bereits das K-Haus
Und wer ist diese WUREME GmbH? Hinter der Abkürzung verbirgt sich ein durchaus bekannter Name: Denn neben Ralf Metrikat und Dominic Reitmayer gehört Sascha Wurm zu den Investoren. Ihm gehört bereits das K-Haus in Wanne, auch auf der Bahnhofstraße ist er aktiv.
Wurm zeigte sich bei der Präsentation des Projekts auf Nachfrage der Herner WAZ-Redaktion zuversichtlich, dass es mit Rathauscarré in Wanne-Mitte einen kompletten Wandel geben kann. Er wisse aus verschiedenen Gesprächen, dass es eine große Chance gebe, eine Gesamtentwicklung vorzunehmen und damit neue Kaufkraft nach Wanne-Mitte zu bringen. Und das Rathauscarré könne die Innenstadt wieder zusammenbringen und den Süden mit dem Norden verbinden.
OB: Jetzt kann man mit Optimismus auf die Entwicklung von Wanne schauen
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda wies darauf hin, dass das Rathauscarré keineswegs ein Solitär sei, sondern auch in im Zusammenhang mit der Entwicklung der Brache General Blumenthal gesehen werden müsse. Auch die Entwicklung des K-Hauses zum Urban Arts Center spiele eine Rolle - und er deutete an, dass es auch anderen Stellen in Wanne weitere Entwicklungen geben werde. „Jetzt kann man mit Optimismus auf die Entwicklung von Wanne schauen.“
Hernes neuer Planungsdezernent Stefan Thabe, der angesichts seiner noch kurzen Amtszeit einen neutralen Blick auf das Projekt habe, sieht einen entscheidenden Impuls, Wanne wieder nach vorne zu bringen. „Hier entsteht ein neues Stück Stadt.“
Allerdings: Bis die Abrissbagger anrollen - denn zunächst muss ja Platz geschaffen werden -, wird es noch eine Zeit dauern. Zunächst muss der Bebauungsplan aufgestellt werden, das kann mindestens 15 Monate in Anspruch nehmen. Deshalb seien die Visualisierungen längst keine endgültigen Versionen. Die Detailarbeit folge erst später. Der Zeitplan sehe aber vor, dass nach Übergabe aller Flächen innerhalb von vier Jahren die Fertigstellung aller Gebäude erfolge.