Herne. Böse Überraschung bei der Innenstadt-Entwicklung: Die Umwandlung des alten Hafthauses in Mikroappartements kommt vorerst nicht.
Exakt vier Jahre ist es her, dass im Herner Rathaus die Pläne für die Revitalisierung des denkmalgeschützten Hafthauses präsentiert wurden. In dem Gebäude, das seit fast 20 Jahren leer steht, sollten etwa 40 Mikroappartements entstehen. Und die zeitlichen Vorstellungen der Investoren waren optimistisch. Ende 2021 hätten die ersten Mieterinnen und Mieter einziehen sollen. Doch davon ist überhaupt nichts zu sehen, am Hafthaus wurde bislang kein einziger Handschlag gemacht. Und daran dürfte sich in der näheren Zukunft nichts ändern.
„Der BLB ist nach wie vor Eigentümer des alten Hafthauses“
Der Grund dafür überrascht: Auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion teilt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) in einer kurzen Mitteilung mit: „Der BLB NRW ist nach wie vor Eigentümer des alten Hafthauses in Herne, das sich weiterhin im Verkaufsprozess befindet.“ Dabei hatte alles danach ausgesehen, dass dieser Verkauf längst über die Bühne ist und die Investoren inzwischen Eigentümer des Gebäudes sind; Sebastian Fesser und Florian Krutemeyer hatten sich in einem Bieterverfahren, das der BLB 2017 angestoßen hatte, durchgesetzt. Das aktuelle Statement liest sich anders.
Während sich der BLB nicht weiter zu dem Thema äußert, wird Sebastian Fesser im Gespräch mit der Herner WAZ deutlicher: „Es zieht sich wie Kaugummi, wir haben unterschiedliche Ansichten. Wir haben einen gültigen Kaufvertrag, das sieht der BLB aber anders.“ Der habe den Kaufpreis widerrufen. Der BLB stehe auf dem Standpunkt, dass die Käufer mit der Überweisung des Kaufpreises in Verzug seien, doch nach Fessers Ansicht gibt es gar keine Fälligkeit, um diese Summe zu überweisen. Denn das Hafthaus und das unmittelbar angrenzende Amtsgericht befänden sich auf einem Flurstück. „Und für die Fälligkeit des Kaufpreises ist die Teilung des Flurstücks notwendig.“
Doch bei dieser Teilung gebe es ein Problem: Es existiere ein Fenster, dass aus Brandschutzgründen verschlossen werden müsste, doch der Denkmalschutz verbiete diese Schließung. Sobald die Teilung vollzogen sei, werde auch der Kaufpreis überwiesen.
„Die Lust auf dieses Projekt ist nicht mehr da“
„Wir gehen mittlerweile in sechste Jahr. Wir sind mit großer Motivation gestartet, doch die ist inzwischen auf der Strecke geblieben, die Lust auf dieses Projekt ist nicht mehr da“, so Fesser. Wenn er die bisher entstandenen Kosten in Höhe von etwa 200.000 Kosten ersetzt bekäme, würde er das Projekt abwickeln. Schon vor einiger Zeit hatte Fesser gegenüber der WAZ seinen Unmut geäußert. Dabei ging es allerdings um die Tatsache, dass seine Pläne im Herner Gestaltungsbeirat nicht auf ungeteilte Gegenliebe trafen. Die Zeit der Untätigkeit überbrückte er, indem er das Hafthaus als Filmkulisse zur Verfügung stellte.
Und so dämmert das Hafthaus weiterhin im Immobilienkoma. Dazu muss man wissen: Auch in der Vergangenheit hatte es schon große Pläne für das Gebäude in bester Innenstadt-Lage gegeben. 2009 sollten aus den Zellen Büros für ein Justizzentrum werden, das an der Stelle entstehen sollte. Es wurde nie verwirklicht.
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Stadt Herne bleibt in dem Streit nur die Zuschauerrolle
Auch wenn die Pläne für die Mikro-Appartements vor vier Jahren im Rathaus vorgestellt wurden: Der Stadt bleibt bei diesem Streit nur die undankbare Zuschauerrolle. Auf Anfrage der Herner WAZ teilt sie mit: „Aufgrund der exponierten Lage im Stadtzentrum hat die Stadtverwaltung Herne ein großes Interesse an einer modernen, in die Zukunft gerichteten Nutzung des ehemaligen Hafthauses und des Umfeldes. Mit erheblichem finanziellen Aufwand beginnt bald die Umgestaltung der direkt angrenzenden Parkanlage am Bergelmannshof, und der innerstädtische Bereich wird erheblich aufgewertet. Die Stadtverwaltung unterstützt an allen Stellen, an denen wir das können, eine positive Entwicklung des Hafthauses. Die Eigentumsfrage liegt allerdings außerhalb unserer Einflussmöglichkeiten.“
Das liest sich neutral, doch es braucht keine große Fantasie, um auf den Gedanken zu kommen, dass man im Rathaus alles andere als erfreut ist über diese Hängepartie.