Das alte Hafthaus am Bergelmanns Hof soll in ein neues Justizzentrum integriert werden. Die Fusion der Amtsgerichte ist nun offiziell, nur der denkmalgeschützte Zellentrakt bereitet noch Kopfzerbrechen.

Das Landesgesetz zur Fusion der Amtsgerichte Herne und Herne-Wanne ist im Gesetz- und Verordnungsblatt veröffentlicht, jetzt können die Planungen für das neue Justizzentrum am Friedrich-Ebert-Platz in Herne-Mitte beginnen. Der mit dem Projekt betraute Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW mag sich aber noch nicht auf einen Zeitplan festlegen, wann Amtsgerichte, Arbeitsgericht und Bewährungshilfe schlussendlich unter einem Dach untergebracht sein werden.

Die Landespolitik hat die Zusammenlegung der örtlichen Amtsgerichtsbezirke zum 1. Januar 2012 beschlossen. Dies, so Helmut Heitkamp als Leiter der zuständigen BLB-Niederlassung Dortmund, sei nun das Startsignal für seine Behörde, in die Planung einzusteigen. Für den 1. April hat das Oberlandesgericht Hamm, das mit der Bündelung der Justiz-Baumaßnahmen betraut ist, Vertreter der Justiz und des BLB zu einem Auftaktgespräch am künftigen Standort des Zentrums eingeladen. Teilnehmen werden auch die Gerichtsdirektoren sowie Landgerichtspräsident Dr. Volker Brüggemann.

Für diesen Tag habe er „die Erwartung wie jeder Bauherr, der mit seinem Architekten das Gespräch beginnt”, so Holger Schulze-Engemann, Leiter des Amtsgerichtes Wanne, dessen Belegschaft sich wie die ortsansässige Anwaltschaft vergeblich gegen eine „Eingemeindung” gewehrt hat. Schulze-Engemann verspricht sich von dem ersten Termin, dass über den Bedarf Büros/Arbeitsplätze, Sitzungssäle, Sozialräume „und hoffentlich auch über Parkplätze” gesprochen wird. 150, 160 Beschäftigte der Justiz würden künftig im neuen Justizzentrum arbeiten, hinzu komme der Publikumsbetrieb – da gebe es einigen Parkraumbedarf. Vor allem viele der zahlreichen teilzeitbeschäftigten Frauen seien darauf angewiesen, einen nahen Parkplatz zu haben. „Sie sind darauf angewiesen, sich um 12 Uhr ins Auto zu schwingen und ihre Kinder aus der Kindertagesstätte oder der Schule abzuholen”, so der Amtsgerichtsdirektor. „Sie können nicht erst zum Blaupunkt-Parkplatz laufen.”

Schöne Aussichten? Foto: WAZ, Wolfgang Quickels
Schöne Aussichten? Foto: WAZ, Wolfgang Quickels © WAZ

Eine Herausforderung für die Zentrumspläne ist der Denkmalschutz, der seit 1991 für das Amtsgericht Herne samt angeschlossenen Zellentrakt gilt. Im Juni 2008 hatte der Leiter der zuständigen BLB-Niederlassung Dortmund, Helmut Heitkamp, gegenüber der WAZ zum Ausdruck gebracht, dass man, um das notwendige Raumprogramm für die Justiz schaffen zu können, „das Denkmal zwangsläufig in der Bausubstanz anpacken muss. Der Flügel wird zur Disposition stehen.” Die Bezirksregierung legte Veto ein, das Denkmal müsse geschützt bleiben. Am Montag nun zeigte sich Heitkamp zuversichtlich, dass „eine gute Lösung” möglich sei, die die Denkmalaspekte „durchaus würdigt”.

Wie berichtet, will das BLB nach Abstimmung mit der Justiz einen Architekten-Wettbewerb für den Bau des Justizzentrums ausschreiben. Zum Zeitplan mochte Heitkamp vor den Gesprächen nichts sagen. Nur eines machte er deutlich: Die organisatorische Fusion der Amtsgerichte Herne und Wanne zum 1. Januar 2012 sei das eine. Ob es bis dahin aber auch zur räumlichen Fusion kommen könne, sei noch nicht klar.

Aus dem Denkmal-Gutachten...

Die dunkel verklinkerte Fassade des alten Hafthauses am Bergelmanns Hof zeichnet sich durch strenge neoklassizistische Gestaltung aus. Foto: WAZ, Wolfgang Quickels
Die dunkel verklinkerte Fassade des alten Hafthauses am Bergelmanns Hof zeichnet sich durch strenge neoklassizistische Gestaltung aus. Foto: WAZ, Wolfgang Quickels © WAZ

„Innerhalb des Baugeschehens in der Stadt Herne stellen Amtsgericht und Gerichtsgefängnis hochwertige Bauten des späten Historismus dar am Übergang zu einer expressionistischen Formtendenzen verpflichteten und die Sachlichkeit betonenden Architektur”, heißt es in der Denkmalbegründung. Die Gebäude seien architektonisch bemerkenswert für den Aufstieg Hernes als junge Industriestadt. Zudem zählten die zwei Gebäude zum „Ensemble von hohem städtebaulichen Rang” rund um den Friedrich-Ebert-Platz, an dem der in Deutschland sehr einflussreiche Architekt Wilhelm Kreis planerisch maßgeblich beteiligt gewesen ist. Der Rathausplatz, so die Denkmal-Experten, „ist eines der wenigen sehr gut gelungenen und weitgehend erhaltenen bzw. gut wiederhergestellten Beispiele einer städtebaulichen und verwaltungstechnischen ,Neuen Mitte' im Ruhrgebiet”.