Herne. .
„Die Justiz verpasst eine Chance“ – mit diesen Worten kommentiert Jochen Gronski, Chef des Amtsgerichts in Herne-Mitte, das Aus für das Justizzentrum am Friedrich-Ebert-Platz.
Gronski hatte die Behörde über zwei Jahren lang maßgeblich mitgeplant und wäre ihr erster Direktor geworden. Wie berichtet, hat Justizminister Thomas Kutschaty mit Verweis auf Mehrkosten die Notbremse gezogen. Die Amtsgerichte in Herne-Mitte und Wanne-Eickel sowie Arbeitsgericht und Bewährungshilfe, so will es Kutschaty, sollen nicht mehr unter dem Dach eines Justizzentrums vereinigt, sondern selbstständig bleiben.
Jochen Gronski wurde von der Entscheidung aus Düsseldorf, wie weitere Beteiligte, „absolut überrascht“. Er sei enttäuscht, halte sie für falsch, akzeptiere sie aber, sagt Gronski der WAZ. Eine Zusammenlegung der Behörden hätte zu zahlreichen Synergieeffekten geführt, die nun wegfielen. So wären Strukturen vereinfacht worden, Vertretungen leichter zu organisieren und zusätzliche Mitarbeiter für neue Aufgaben frei gewesen. Kurz: „Ein Justizzentrum hätte uns die Arbeit erleichtert.“ Auch die Innenstadt in Herne-Mitte habe nun das Nachsehen, zeigt er sich überzeugt.
Bis zum Bau des Jusitzentrums hätte Gronski, Jahrgang 1949, die neue Behörde Anfang 2012 schon mal vorab organisatorisch zusammengeführt. Die Planungen der neuen Strukturen, mit denen er sich in den vergangenen mehr als zwei Jahren maßgeblich beschäftigt hat, will er nun stoppen. Auf die Entscheidung des Landtags, der Kutschatys Pläne noch absegnen muss, will der Amtsgerichtsdirektor nicht warten. Doch er weiß: „Wenn das Gesetz scheitert, haben wir ein Problem.“
Der Justizminister hatte das Aus für das Justizentrum mit Miet-Mehrkosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro begründet. „Diese Zahl halte ich für zu hoch“, sagt Gronski.
Er stellt sich ab sofort auf die alten Strukturen ein. Dabei bleiben viele Fragen (vorerst) offen: Was passiert mit dem alten Hafthaus am Bergelmanns Hof, das für ein Justizzentrum weichen sollte? Wer leitet das Amtsgericht Wanne-Eickel, und wer wird sein Direktor? Und nicht zuletzt: Was wird mit dem geplanten Behördenviertel in Herne-Mitte, in das das Justizzentrum integriert werden sollte? Eine Frage, immerhin, kann Jochen Gronski schon jetzt beanworten, und zwar jene nach dem Zustand der beiden Amtsgerichte in dieser Stadt. Der bauliche Zustand sei gut, einer weiteren Selbstständigkeit der beiden Einrichtungen stehe nichts im Wege.