Herne. Der Kauf für das alte Herner Polizeigebäude ist besiegelt, nun beginnen die Planungen für den Umbau. Bei einem anderen Projekt läuft es langsam.

Der Kaufvertrag ist seit Anfang Juni unterschrieben, nun kann Jan Thürmer in die Planungen einsteigen, das denkmalgeschützte Polizeigebäude am Friedrich-Ebert-Platz in ein Zentrum für Musik und Klavierbau umzugestalten. Am Donnerstag gaben Thürmer und Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda über den Stand der Planungen informiert. Bei einem anderen Projekt am Friedrich-Ebert-Platz scheint es nach einigem Leerlauf auch weiterzugehen.

Polizeiwache soll noch in diesem Jahr umziehen

Thürmer vermittelte den Eindruck, als ob er gar nicht abwarten könne, in dem Gebäude loszulegen: „Ich freue mich genau auf diese Projekt.“ Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, denn die Polizei nimmt weite Teile des fünfgeschossigen Hauses gar nicht mehr in Anspruch. Inwiefern in der zweiten Jahreshälfte schon Hand angelegt werden kann, wird sich zeigen. Nach den Worten des Oberbürgermeisters soll der Umzug der Polizeiwache noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Für die Planung des Umbaus des fast 100 Jahre alten Gebäudes wird das Herner Architekturbüro Laboda verantwortlich zeichnen.

Im März konnten Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (l.) und Jan Thürmer verkünden, dass Thürmer den Zuschlag für das denkmalgeschützte Polizeigebäude bekommen hat.
Im März konnten Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (l.) und Jan Thürmer verkünden, dass Thürmer den Zuschlag für das denkmalgeschützte Polizeigebäude bekommen hat. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Wer und was in das Gebäude einziehen soll, das mehr als 9000 Quadratmeter Platz bietet, ist in den Grundzügen klar: Thürmer wird seine Manufaktur mit etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Bochum nach Herne verlagern. Daneben sind unter anderem Wohnungen für Professoren, Gästeappartements für Musiker auf Tournee, Studentenappartements, ein Instrumentenmuseum sowie ein Kammermusiksaal geplant. Auch ein Museum mit Pianos soll dort Platz finden. Darüber hinaus könnte Herne eine Adresse für Folkwang werden. Einerseits über das Projekt „Folkwang junior“, das bereits eine Kooperation mit der Herner Musikschule hat, andererseits könnte die Folkwang-Stiftung zumindest teilweise nach Herne ziehen. Dass Jan Thürmers eigene Stiftung einzieht, ist selbstverständlich.

Polizeigebäude als Beispiel für die Wandlung der Innenstädte

Für Oberbürgermeister Frank Dudda ist der Umbau des Polizeigebäudes ein Musterbeispiel dafür, wie sich Innenstädte wandeln müssen, um in Zukunft nicht zu veröden. Städte würden daran gemessen, ob sie über Immobilien verfügen, die einen sozialen Einfluss haben. Dabei handele es sich um Immobilien, die eine gesellschaftliche Relevanz hätten. Mit einem Zentrum für Musik und Klavierbau werde der Gesellschaft auch etwas zurückgegeben. Das vermittele eine positive Atmosphäre, die hoffentlich auf die Stadt ausstrahle. Mit dem Zentrum erklinge Herne bald neu.

Dudda verwies auch darauf, welche Zeiträume benötigt werden, um solche großen Projekte zu realisieren. Der erste Kontakt mit Jan Thürmer habe vor fast genau vier Jahren stattgefunden. Einen langen Zeitraum wird auch ein anderes Projekt in Sichtweite in Anspruch nehmen: der Umbau des Hafthauses.

Langsamer Planungsfortschritt bei Umgestaltung des Hafthauses

Dafür wurden nun auch schon vor fast zwei Jahren die Pläne öffentlich präsentiert. Die privaten Investoren Sebastian Fesser und Florian Krutenmeyer wollen das seit 2005 leerstehende Gebäude mit Mikroappartements füllen. In einem Neubau sollen zusätzliche Einheiten entstehen. Doch seitdem ist es still geworden, ins Bewusstsein rückte das Hafthaus lediglich vor einigen Monaten, weil dort Dreharbeiten stattfanden.

So sollen später die Mikro-Appartements im Herner Hafthaus aussehen.
So sollen später die Mikro-Appartements im Herner Hafthaus aussehen. © Unbekannt | Orange Architecture

Wie Investor Sebastian Fesser vor wenigen Wochen im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion sagte, seien Filmarbeiten - es gab inzwischen mehrere - eine Möglichkeit, um die Zeit bis zum Baubeginn zu überbrücken. Das Hafthaus als Drehort spreche sich herum. Es sei aber nach wie vor der fest Plan, die ursprünglichen Pläne umzusetzen. Die Bauvoranfrage für das denkmalgeschützte Gebäude sei positiv beschieden, doch es mache aus Kostengründen erst Sinn mit dem Umbau zu beginnen, wenn dies auch für den Neubau der Fall ist. Allerdings sei die Zusammenarbeit mit dem Gestaltungsbeirat für den Neubau noch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, deshalb habe man ein internationales Architekturbüro beauftragt. Fesser ließ sein Missfallen deutlich durchblicken, dass die Pläne im Gestaltungsbeirat durchgefallen sind.

Der OB sagte am Donnerstag auf Anfrage, dass es bei dem Projekt durchaus Fortschritte gebe. Zu den Fragen, die zu klären gewesen seien, habe der Abstand zur Grünfläche Bergelmanns Hof gehört, die bekanntlich in einen Park umgewandelt werden soll. Dudda geht davon aus, dass es noch in diesem Jahr beim Hafthaus etwas zu zeigen gebe.