Herne. Am Herner Steag-Kraftwerk wurde am Samstagmorgen Alarm ausgelöst: Explosion mit einem sich ausbreitenden Feuer. So lief die große Übung.
Wenn der Ernstfall eintritt, müssen die Einsatzkräfte der Herner Feuerwehr, aber auch von anderen Hilfsorganisationen vorbereitet sein. Mit einem Unglücksszenario am Herner Steag-Kraftwerk trainierten sie am Samstagmorgen - in Kooperation mit dem Uni-Klinikum Marien Hospital - den Ernstfall.
Das Szenario: Explosion, Brand - und Verkerhrsunfälle mit Linienbus und Pkw
Angenommen wurde eine Explosion mit einem sich ausbreitenden Feuer auf dem Steag-Gelände, wodurch mehrere Personen teilweise lebensbedrohlich verletzt wurden. Doch das Szenario war noch weiter gefasst: Abgelenkt durch die Explosion verunfallten ein Pkw und ein Linienbus auf der Hertener Straße, kurz vor dem Rhein-Herne-Kanal. Während der Busfahrer noch eine Gefahrenbremsung einleiten konnte und die meisten Fahrgäste mit weniger schweren Verletzungen davonkamen, prallte der Pkw gegen einen Baum. Die Insassen wurden durch die Wucht des Aufpralls lebensgefährlich verletzt und teilweise eingeklemmt.
Nicht nur für die Medizinstudenten, die an der Übung beteiligt waren, auch für erfahrene Einsatzkräfte sind solche regelmäßigen Übungen wichtig, damit die Abläufe bei einem Alarm sicher sitzen. „Eine solche Lage, bei der nicht nur eine Vielzahl von Personen versorgt und transportiert werden muss, sondern parallel die Brandbekämpfung und die technische Hilfeleistung ablaufen, ist auch für uns erfreulicherweise nicht alltäglich“, erklärt Philipp Hapig, Teamleiter Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr Herne.
Medizinstudenten übten den Einsatz als Notärzte
„Zur Förderung des medizinischen Nachwuchses und zur Übung der Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Rettungsdienst und Notärzten sind solche realistischen Übungen sehr wichtig“, erklärt Dr. Jan Wischermann, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am Marien Hospital Herne. Er hatte gemeinsam mit seinem Team die Übung als Teil der „Sommerakademie Notfallmedizin 2024“ für Medizinstudierende der Ruhr-Universität Bochum organisiert hat.
„Bei einer solchen Vielzahl von Patienten einen klaren Kopf zu bewahren und die nächsten Schritte zu priorisieren ist eine Herausforderung, die heute sehr gut geübt und gemeistert wurde.“ Vorbereitet wurden die Medizinstudierenden aus verschiedenen klinischen Semestern bereits eine Woche lang im Rahmen der Sommerakademie Notfallmedizin 2024 von erfahrenen Notfallmedizinern der Herner Klinik. Auf dem Stundenplan standen verschiedene Krankheitsbilder und praktische Übungen. Die Feuerwehr Herne stellte die Woche über einen voll ausgestatteten Rettungswagen zur Verfügung, damit die notfallmedizinische Versorgung unter möglichst realistischen Bedingungen dargestellt werden konnte.
Bei einer folgenden Analyse werden Verbesserungspotenziale gesucht
Um die Übung möglichst realitätsnah zu gestalten, wussten die am Einsatz beteiligten Kräfte im Vorfeld nicht, womit sie an der Einsatzstelle rechnen mussten. Vor Ort arbeiteten die Studierenden, eingesetzt als Notärzte, mit den eintreffenden Rettungskräften eng zusammen. Vom ersten Eintreffen und Sichten der Lage, über die Notfallversorgung vor Ort bis zum Abtransport mit den Rettungsmitteln wurde das Geschehen realistisch durchgespielt.
Doch der Einsatz hat noch ein „Nachspiel“: „Nun geht es für uns in die Detailanalyse dieser Übung, um mögliche Verbesserungspotenziale aufzudecken“, so Sandrina Dellwig, aus dem Team Einsatzplanung der Berufsfeuerwehr Herne.