Herne. Corona traf Restaurants mit voller Wucht. Die Notlösung der „Guten Stube“: eine Kita mit Essen beliefern. Seitdem wächst die Nachfrage ständig.

Die Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte St. Marien an der Bismarckstraße waren die ersten, die ab Sommer 2021 in den Genuss des „Junior Catering by Parkhotel Herne“ gekommen sind. Es war der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte, die so zu Beginn gar nicht gedacht war.

Den Impuls für dieses „Tochterunternehmen“ der Guten Stube lieferte die Pandemie. Während der Lockdowns waren auch die Restaurants geschlossen, sodass Hendrik und Christina van Dillen als Betreiber vor der Frage standen: „Wie können wir das Kochteam weiterbeschäftigen?“ Bei vielen anderen Gastronomen lautete die Antwort auf diese Frage: Außer-Haus-Verkauf und Lieferservice, van Dillen entschieden sich für das Kita-Catering. Das Ergebnis: Kein Koch musste entlassen werden. „So sind wir mit einem blauen Auge durch Corona gekommen“, erzählen van Dillens im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.

Erst eine Kita, jetzt 17 Einrichtungen

Mehr noch: Inzwischen beliefert das Team 17 Einrichtungen, Kitas, aber auch Schulen in Herne und Castrop-Rauxel, darunter sind auch die Mont-Cenis-Gesamtschule oder die Quinoa-Schule. Nicht nur die Zahl der Einrichtungen und Kinder ist gewachsen, auch das Küchenteam: Ein gelernter Koch, zwei Küchenhilfen und fünf weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nun ausschließlich für das Catering verantwortlich. Bis zu 1000 Essen müssen pro Tag gekocht, portioniert und ausgeliefert werden.

Koch Tim Zimmermann und Küchenhilfe Anja Cech bereiten in der Küche der „Guten Stube“ den Nachtisch vor.
Koch Tim Zimmermann und Küchenhilfe Anja Cech bereiten in der Küche der „Guten Stube“ den Nachtisch vor. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Das Besondere: Das Essen werde an jedem Morgen frisch gekocht, morgens um 5.30 Uhr stünden die ersten Töpfe auf dem Herd, erzählt Christina van Dillen. Das Wachstum habe sich sehr schnell eingestellt. Als sie die ersten Kitas angeschrieben hätten, seien sie auf riesiges Interesse gestoßen. Später seien auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda weitere Einrichtungen hinzugekommen. „Und der Bedarf ist sicher noch größer, als wir es leisten können. Wir sind limitiert.“ Der Grund: Mit der vorhandenen Logistik an der Guten Stube sei man nah an die Kapazitätsgrenze gekommen. Um noch weiter zu wachsen, müsste das Team in eine echte Großküche samt Lager umziehen und wohl noch einen Lieferwagen zusätzlich anschaffen - ein riesiger Schritt. Den würden van Dillens nur gehen, wenn gewährleistet sei, dass sie an einem anderen Ort lange Zeit bleiben können. „Wenn sich die Gelegenheit bietet, sind wir nicht abgeneigt, größer zu werden.“

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Dass van Dillens quasi als Start-up gegen Branchenriesen wie Apetito bestehen können, hänge sehr stark mit dem Umstand zusammen, dass die Mahlzeiten frisch gekocht werden. „Das Essen wird eben nicht schockgefrostet angeliefert und in der Einrichtung wieder erwärmt.“ Dabei gehe Qualität verloren. Der andere große Pluspunkt sei die Flexibilität. „Wir können auch auf Wünsche eingehen.“ Wenn sich eine Kita mal einen Kaiserschmarrn wünsche, würde das möglich gemacht. „Als kleines Unternehmen kann man flexibler agieren als andere“, so van Dillen. „Und wir kennen alle Ansprechpartner vor Ort. Das macht es für die Einrichtungen persönlicher.“

Christina und Jan Hendrik van Dillen haben eine Notlösung zu einem Erfolgsmodell ausgebaut.
Christina und Jan Hendrik van Dillen haben eine Notlösung zu einem Erfolgsmodell ausgebaut. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Selbstverständlich werde bei der Speiseplanung darauf geachtet, dass das Essen auch gesund ist. Manche Gemüsesorten müssten Kinder mehrfach probieren, bis sie Geschmack daran finden. „Wir haben als Grundgerüst eine Sechs-Wochen-Rotation, aber wir experimentieren auch“, erzählt Christian van Dillen.

Die Kostensteigerungen der vergangenen Jahre sind auch nicht am Junior-Catering vorbeigegangen. 2022 habe man die Preise erhöhen müssen, „auch zum neuen Schuljahr werden wir wohl eine kleine Anpassung machen müssen“, so Hendrik van Dillen. Aber eine Portion koste nach wie vor weniger als vier Euro, das sei bei einem frisch gekochten Essen ein guter und wettbewerbsfähiger Preis.