Herne. In Herne erhalten Schulen zehn Jahre lang von der Bundesregierung. Wie die Förderung aussieht, welche Schulen profitieren.

Geldsegen für einige Schulen in Herne: Sie sollen in den kommenden zehn Jahren von einem milliardenschweren Förderprogramm der Bundesregierung profitieren. Ab dem kommenden Schuljahr sollen unter dem Titel „Startchancen“ insgesamt 20 Milliarden Euro in Schulen investiert werden, die mit schwierigen Sozialstrukturen zu kämpfen haben. Allein in NRW sind 920 Schulen in der Vorauswahl. In Herne werden in einer ersten Runde acht Schulen bedacht; weitere folgen ein Jahr später. Die ausgewählten Schulen können das Geld etwa in zusätzliches Personal wie Schulsozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, in verbesserte Unterrichtskonzepte sowie in eine bessere Ausstattung investieren.

Grundlage für die Auswahl der Schulen ist der Schulsozialindex, der erst Anfang des Jahres neu erfasst wurde. Dieser berücksichtigt vor allem den Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Armutsgefährdung, Migrationshintergrund und Förderbedarf an einer Schule. „Diese Kriterien werden auch für die Auswahl der Schulen zugrunde gelegt, welche nicht vom Schulsozialindex erfasst werden“, teilt das NRW Schulministerium mit. In Herne profitieren beide Berufskollegs: Sowohl das Emschertal-Berufskolleg als auch das Mulvany sind unter den ersten acht Schulen der Vorauswahl.

Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini freut sich über finanzielle Unterstützung für zunächst fünf Grundschulen in Herne.
Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini freut sich über finanzielle Unterstützung für zunächst fünf Grundschulen in Herne. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wie viel Geld jede Schule genau erhält oder wie viel an Fördergeldern insgesamt nach Herne fließen, sei derzeit noch nicht bekannt, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini. „Wir müssen jetzt erstmal auf die Verfügungen warten.“ Zwar solle das wissenschaftlich begleitete Programm schon zum 1. August starten, sie fürchtet aber, dass es zeitlich knapp werden könnte. Denn noch lägen keine Details zur Höhe der Förderung und zur Höhe eines möglichen kommunalen Eigenanteils vor. Christoph-Martini zeigt sich aber optimistisch, dass die Stadt dies stemmen werde: „Herne war immer offen, auch zu investieren, wenn das Land etwas gibt. Hier ist immer der unbedingte Wille, die Situation zu verbessern.“

Beim Programm sollen insbesondere Grundschulen unterstützt werden, da in diesem Alter die Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt würden, so das Schulministerium. In Herne sind unter den acht Schulen deshalb auch fünf Grundschulen und mit der Gesamtschule Wanne-Eickel nur eine weiterführende Schule. Die Gesamtschule Mont-Cenis sowie die Realschule Crange dürfen mit einem Schulsozialindex von 7 sicherlich auf das kommende Jahr hoffen. Die Gesamtschule Erich-Fried sowie die Realschulen An der Burg und Strünkede könnten mit Blick auf den Sozialindex von 6 eventuell auch in der nächsten Runde noch profitieren.

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Da die Förderung sich streng am Schulsozialindex orientiere, könnten in Herne insgesamt zehn Grundschulen teilnehmen, erläutert Andrea Christoph-Martini. Sie ist davon überzeugt, dass die anderen fünf Schulen mit einem entsprechend hohen Sozialindex im nächsten Jahr dabei seien: „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Zwar komme auf die Schulleitungen durch die wissenschaftliche Begleitung auch eine Menge Arbeit zu, aber die sei es allemal wert, wenn dafür für die Schulen so viel herausspringe. „Alle Grundschulen in Herne möchten mitmachen“, so die Rückmeldung bei ihr.

„Wir hoffen auf mehr Unterstützung, auf mehr Personal“, fasst Monika Müller, Schulleiterin der Grundschule Kunterbunt in Herne-Mitte zusammen, die ab Sommer im „Startchancen“-Programm dabei ist. Zwar sei die Schule zuletzt schon umgebaut und die Klassenräume seien mit interaktiven Boards ausgestattet worden. Aber sie sieht neben dem personellen Bedarf zur Unterstützung der Lehrkraft in sehr großen Klassen mit bis zu 30 Kindern auch weiteren: „Der Schulhof ist eigentlich viel zu klein. Vielleicht kann man da was ergänzen“, so Müller. Auch die Flure seien zu schmal für die Kinderanzahl, die sie nutze. „Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt, aber wir haben schon so viele Anträge für Projekte geschrieben; diese Arbeit schreckt uns nicht ab.“

Diese Schulen profitieren in Herne

  • In der ersten Vorauswahl für das Schuljahr 2024/25 sind in Herne folgende Schulen teilnahmeberechtigt: die Berufskollegs Mulvany und Emschertal, die Grundschulen Josefschule (Schulsozialindex: 9), Ohmstraße, Freiherr-vom-Stein und Kunterbunt (Sozialindex jeweils bei 8) sowie die Grundschule Südschule (Sozialindex 6). Als einzige weiterführende Schule ist die Gesamtschule Wanne-Eickel dabei, die einen Sozialindex von 9 hat.
  • Werden in der zweiten Runde alle Schulen mit einem Sozialindex bis einschließlich 6 berücksichtigt, könnten zum Schuljahr 2025/26 folgende Schulen profitieren: die Grundschulen Claudiusschule, Forellstraße, Jürgens Hof, Laurentiusschule und Max-Wiethoff-Straße (alle Sozialindex 6). Bei den weiterführenden Schulen könnten die Gesamtschule Mont-Cenis sowie die Realschule Crange (jeweils Sozialindex 7) dabei sein sowie die Gesamtschule Erich-Fried und die Realschulen An der Burg und Strünkede (beide 6).
  • In Nordrhein-Westfalen starten zum Schuljahr 2024/2025 zunächst insgesamt rund 400 Schulen in das Programm. Weitere rund 500 Schulen werden laut Schulministerium zum Schuljahresbeginn 2025/2026 folgen.