Heiligenhaus. Joseph Kahlich ist ein wichtiger Mann – wenn es um das Thema Renovierung oder Abriss geht. Er ist Schadstoffgutachter und oft in Heiligenhaus.
Die Heiligenhauser kennen die Nachricht aus den letzten Jahren nur zu gut: Immer mal wieder kam es auf industriellen Entwicklungsflächen zu Baustopps. Der Grund: Schadstofffunde. Doch was heißt das eigentlich und was bedeutet das für den Weiterbau? Joseph Kahlich ist Schadstoffgutachter und hat auch bereits in Heiligenhaus das ein oder andere Bauprojekt gutachterlich betreut – und erklärt, was er da eigentlich macht.
Asbest, Asbest und immer wieder Asbest: Das leidige Thema jedes Bauherrn, jedes Immobilienbesitzers und Verwalters sind diese fiesen kleinen Fasern, die einst so beliebt beim Bauen waren, doch eklatante gesundheitliche Folgen haben. „Asbest ist ein hervorragender Baustoff“, urteilt Joseph Kahlich, „deswegen war der Zusatz von Asbestfasern in Baumaterialien viele Jahre so beliebt. Wenn er in Wänden fest gebunden ist, passiert auch nichts, doch sobald es freigesetzt wird, sind die unsichtbaren Fasern innerhalb der Raumluft eine gesundheitliche Gefahr.“
Wie Schadstoffe auf Heiligenhauser Baustellen entdeckt werden
Wie winzig klein diese Fasern sind, zeigt der 32-jährige selbstständige Schadstoffgutachter (13 Consult) auf einem Foto: „Viele haben ja irgendwelche Bilder von neongrünen, sickernden Flüssigkeiten und großen Metalltonnen vor Augen, wenn sie von Schadstofffunden in ehemaligen Industriegebäuden hören“, weiß er aus vielen Gesprächen, „doch es ist unspektakulärer als man denkt“, zeigt er Aufnahmen. Tatsächlich. Ganz fein sind diese kurzen Fasern auf diesem Bild zu erkennen, wie kleine Härchen, die jeder Katzen- und Hundebesitzer sie nur allzu gut kennt. Die größere Gefahr geht jedoch von sogenannten lungengängigen WHO-Fasern aus, die optisch gar nicht wahrgenommen werden.
Doch wie läuft eigentlich so eine Suche im Heuhaufen ab? „Es ist ein wenig wie bei der Trüffelsuche“, berichtet Kahlich. Seine Auftraggeber sind oft der Bauträger und Behörden, für sie geht er dann auf die Suche nach Schadstoffen, „oftmals ja auch in Schulen aus den 60er und 70er Jahren, da weiß man einfach, die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass man dort beispielsweise Asbest findet.“ Aber auch andere gesundheitsschädliche Stoffe, wie Polychlorierte Biphenyle (PCB), Künstliche Mineralfasern (KMF) oder Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) werden häufig angetroffen.
Bei positiven Befunden wird es teuer für den Bauträger
Dann entnimmt Kahlich ein paar Proben, schickt sie ins Labor. Sind die Befunde positiv, heißt das für ihn: Wenn hier abgerissen oder renoviert werden soll, müssen die Arbeiter nicht nur Schutzausrüstung tragen, sondern der Müll auch gesondert entsorgt werden. Und die Auftraggeber wissen: Es wird alles noch ein wenig teurer. Denn sobald die Bausubstanz eingegriffen wird, können diese Schadstoffe freigesetzt werden und sich in den Atemwegen festsetzen. „Asbest kann man überall finden, Es gibt über 3.000 Bauprodukte, die mit Asbestfasern versetzt wurden.“
Prinzipiell sei Asbest ein silikatisches Mineral, welches auch in der Natur in bestimmten Gesteinen vorkomme, berichtet Kahlich – der schon mal ein ganzes Alpendorf in Alarm versetzt hat, als er dort privat wandern war und ein ganzes Asbestfeld nach einem Steinrutsch vorfand. „Doch das war dort natürlich gewachsen, berichteten die Verantwortlichen vor Ort“, was den Sachverständigen nur minder befriedigte.
Asbest wurde aufgrund der Gefährlichkeit verboten als Baustoffzusatz
Bergflachs wurde Asbest auch historisch genannt – und war wegen seiner Festigkeit, Dämmfähig- und Hitzebeständigkeit besonders beliebt, bis in den 90er Jahren die Folgen immer bekannter wurden und ein generelles Verwendungs- und Herstellungsverbot eingeführt wurde. „Durch Asbestfasern können neben der relativ bekannten Asbestose noch weitere Erkrankungen, wie das Bronchialkarzinom oder das Mesotheliom hervorgerufen werden“, weiß Kahlich.
Doch natürlich geht es in seinem Job nicht nur um Asbest, „auch wenn das wirklich der Schadstoff ist, der bei den meisten Untersuchungen priorisiert wird. PCBs sind auch weit verbreitet kommt ebenfalls viel vor und sind nicht minder gefährlich“, erklärt Kahlich, der in Heiligenhaus schon einige industrielle Entwicklungsflächen begleitet hat. Derzeit kümmert er sich um die Baustelle ehemals Kaba Mauer, „hier habe ich lediglich geringes Schadstoffpotenzial antreffen können.“
Was empfiehlt Kahlich Privatleuten? „Bevor ich eine Immobilie erwerbe, vor allem, wenn diese vor 1993 gebaut wurde, sollten die paar hundert Euro in ein Schadstoffgutachten investiert werden. Das kann am Ende viele tausende Euro für nötige Sanierungsarbeiten sparen.“ Auch gelte das vor allem vor Umbau- und Abrissarbeiten.