Mülheim. Bei Abbrucharbeiten in Raadt könnten Asbestfasern freigesetzt worden sein. Das Gutachten steht noch aus. Die Stadt schaltete nun die Polizei ein.
Noch immer stehen vor dem idyllisch gelegenen Kinderspielplatz am Beekkamp in Mülheim-Raadt massive Absperrgitter. Der Zugang ist seit einer Woche verboten. Bei Abbrucharbeiten an einem Einfamilienhaus könnten Asbestfasern freigesetzt worden sein; die Gesundheit der Kleinen steht auf dem Spiel.
Laut Stadt haben Gutachter vor Ort Proben genommen. Ob eine Belastung vorliegt, wollen sie am Donnerstag mitteilen. Die Anwohner sind besorgt. Die Stadt hat unterdessen Strafanzeige gegen den Bauunternehmer gestellt.
„Wir haben einen Hinweis bekommen, wonach auch eine zweite Fassade des Hauses unsachgemäß abgebrochen worden sein soll“, so Stadtsprecher Volker Wiebels. Er erwähnt § 326 des Strafgesetzbuches, der den „unerlaubten Umgang mit Abfällen“ sanktioniert. Man habe der Baufirma vorab mitgeteilt, wie genau der Abriss vonstatten zu gehen hat, da man Schadstoffe schon vermutet habe. Würden diese nun tatsächlich nachgewiesen, müsse der Boden auf der Baustelle, am Spielplatz und anderswo ausgetauscht werden. Das Ordnungsamt habe festgestellt, dass die Abrissarbeiten „ohne notwendige Bewässerung“ vorgenommen wurden, der Baustellen-Staub also nicht gebunden werden konnte.
„Es ist ein Unding, wie die Baustelle betrieben wird“, schimpft ein Nachbar
Diese Beobachtung hat auch ein Nachbar gemacht. „Es ist ein Unding, wie die Baustelle betrieben wird“, schimpft er. „Da werden keine Arbeitsvorschriften eingehalten.“ Es gebe weder Wasser- noch Stromanschluss und tagelang habe es „gestaubt wie Hulle“. Offenbar unter Zeitdruck hätten die Arbeiter den Abbruch „immer schneller und rabiater“ vorangetrieben. Der Anwohner macht sich ernsthaft Gedanken über freigesetzte Schadstoffe. „Und ich finde es merkwürdig, dass nur an wenigen Stellen Proben genommen wurden.“
Von dem Abbruchhaus, dessen frühere Eigentümerin verstorben ist, steht mittlerweile nichts mehr. Am Mittwoch sind zwei Bauarbeiter mit dem Ausbaggern einer Grube für den Neubau beschäftigt. Auf den Vorgang angesprochen, reagieren sie nicht.
Eine Nachbarin fürchtet, dass der Regen jeden Nachweis vernichtet hat
Selina (7) und Kerim (4) aus der Nachbarschaft lieben den Spielplatz vor der Tür. „Sie sind normalerweise ständig da“, sagt Mutter Gülseren Dudziak (35). Auch sie wartet auf die Ergebnisse des Gutachtens: „Ich kann mir aber eigentlich nicht vorstellen, dass da noch etwas nachweisbar ist – es hat doch so viel geregnet und gestürmt.“ Sollte es anders sein, die Sachverständigen etwas ausfindig machen, würde Dudziak sich durchaus „Sorgen machen“.
Volker Gasch, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Am Flughafen, lobt derweil das Vorgehen der Stadt: „Es war richtig, den Spielplatz sofort zu sperren und abzuwarten, ob etwas kontaminiert wurde.“ Rutsche, Schaukel und Kletterstangen seien beliebt. „Wir haben viele kleine Kinder in der Siedlung.“ Die müssten geschützt werden.