Hattingen. Verfolgt und vernichtet – doch der selige Nikolaus Groß aus Hattingen-Niederwenigern lebt weiter: Erinnerungen und eine Mahnung seines Enkels.
Widerstandskämpfer Nikolaus Groß aus Niederwenigern wird am 23. Januar 1945 von den Nazis hingerichtet. Zweifellos ist er eine von Hattingens mutigsten Persönlichkeiten, tief im Glauben an Gott verwurzelt, von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2001 seliggesprochen. Zum 80. Jahrestag seines Todes bekommen die Ehrenamtlichen des Nikolaus-Groß-Hauses jetzt seinen Rosenkranz und das Sterbekreuz überreicht, die künftig in der Dauerausstellung gezeigt werden.
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„Der Glaube hat meinen Großvater maßgeblich getragen. Auch in den Wirren des Krieges“, sagt Enkel Thomas Groß (65) jetzt in einem Gespräch mit dem Ruhrbistum, das dem Seligen im rechten Seitenschiff des Essener Doms eine eigene Gedenk-Kapelle gewidmet hat. „Er hat damals große Charakterstärke gezeigt, indem er gegenüber dem Nationalsozialismus nicht nachgelassen hat. Das zeigt sich zum Beispiel in seinen vielen Schriften, die millionenfach verbreitet wurden. Darin hat er seinem Glauben entsprechend politische Zeichen gesetzt.“
Nikolaus Groß war weit gereist und doch so bodenständig. Der Wennische war gerne von all seinen Lieben umgeben, aber genauso oft alleine am Schreibtisch. Er war herzensgut und doch so energisch streitbar. „Wenn sein Lebenswerk Sinn und Zweck in der heutigen Zeit haben soll, dann müssen wir wachsam sein im Hinblick auf aktuelle politische Tendenzen. Wo es in Richtung Entrechtung geht, wenn man Fremdenfeindlichkeit oder Ausgrenzung von Schwachen und Minderheiten spürt, dann sind alle Generationen gefragt, dagegen einzutreten“, so Thomas Groß.
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Im August 1944 wird Nikolaus Groß im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat verhaftet, obwohl er damit nichts zu tun hat. Ihm werden aber Kontakte zu Kreisen um Claus Schenk Graf von Stauffenberg nachgesagt. „Vati, wohin gehst du“, fragt die gerade fünf Jahre alte Leni, nicht wissend, dass es die letzte Begegnung mit ihrem geliebten Vater ist.
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Schwere Tage für die Familie, Mutter Elisabeth hofft bis zuletzt auf ein Wiedersehen. Am 15. Januar 1945 wird er vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt und acht Tage später hingerichtet. „Er schwamm mit im Verrat, muss folglich auch darin ertrinken”, so die zynische Begründung der Nazis.
Theodor Hüpgens, ein Freund von Nikolaus Groß, überbringt seiner Familie Anfang Februar 1945 die Todesnachricht aus Berlin – eine offizielle gibt es bis heute nicht.
Auszug aus dem Abschiedsbrief von Nikolaus Groß
„Habt keine Trauer um mich – ich hoffe, dass mich der Herr annimmt“, schreibt Nikolaus Groß in seinem Abschiedsbrief am 21. Januar 1945, der auch als Faksimile im Essener Dom hängt. „Hat er nicht alles wunderbar gefügt. Er ließ mich in einem Hause, in dem ich auch in der Gefangenschaft manche Liebe und menschliches Mitgefühl empfing. Er gab mir über fünf Monate Zeit – wahrlich eine Gnadenzeit – mich auf die Heimholung vorzubereiten. (...) Sieh’, liebe Mutter, so menschlich schwer und schmerzlich mein frühes Scheiden auch sein mag – Gott hat mir gewiss eine große Gnade erwiesen.“
Papst Johannes Paul II. spricht den Widerstandskämpfer Nikolaus Groß aus Niederwenigern am 7. Oktober 2001 auf dem Petersplatz selig. Er ist der einzige aus dem Ruhrbistum, dem diese Ehre zuteilwird.
Enkel Thomas Groß mahnt im Jahr 2025, 80 Jahre nach dem Tod des Großvaters, den er nie kennengelernt hat: „Wir wissen, was die Zeit zwischen 1933 und 1945 gebracht hat: Not und Tod. Ich hoffe, dass es in Deutschland genügend standhafte Menschen gibt. Damit sich Geschichte nicht wiederholt.“
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>>> Der Gedenk-Gottesdienst für den Seligen Nikolaus Groß in seiner Taufkirche St. Mauritius (Domplatz 7, Niederwenigern) mit Weihbischof Stefan Zekorn aus Münster beginnt am Samstag, 25. Januar, um 17.30 Uhr. In dieser Messe werden Mitgliedern des Vereins Nikolaus-Groß-Niederwenigern der Rosenkranz und das Sterbekreuz übergeben.