Hattingen. In diesem Monat hat die Bogestra bereits die Preise erhöht, im März fällt die Kurzstrecke weg. Wie reagieren die Hattinger auf die Tarifreform?
Zum 1. März hat der Verkehrsbund Rhein Ruhr (VRR) einige Änderungen in seinem Ticketsortiment angekündigt. Einige Angebote bieten Bogestra und VER, die hauptsächlich für Hattingens Nahverkehr zuständig sind, dann nicht länger an. Darunter auch das Kurzstreckenticket - bislang eine günstige Alternative zum regulären Einzelticket und den Vielfahrertarifen. Wie kommt das an?
Neben den im Januar bereits gestiegenen Preisen von durchschnittlich 5,5%, soll es bald statt sieben nur noch drei Ticket-Preisstufen geben. Als Alternative zu dem drei Haltestellen-Ticket bietet der VRR nicht nur die teurere Preisstufe A, sondern auch das digitale eezy-Ticket an, dessen Preis an der gefahrenen Luftlinie ermittelt wird. Der VRR lobt sein Vorgehen auf der eigenen Website. Die Veränderungen würden das Angebot für Fahrgäste „klarer und intuitiver gestalten“. Begründet sind die Entscheidungen außerdem in einem „zusätzlichen Finanzierungsbedarf“ und der Förderung des digitalen Tickets.
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Zur Einordnung: Bei der Bogestra kostet ein einzelnes Kurzstreckenticket im Januar 2025 2,20 Euro, ein Viererticket 7,60 Euro und ein Zehnerticket 17,40 Euro – eine Fahrt ist also ab 1,74 Euro möglich. Im vergangenen Jahr war die Kurzstrecke sogar noch günstiger: Damals kosteten zehn Fahrten 16,50 Euro. Wenn im März aber das Kurzstreckenticket komplett entfällt, kostet das günstigste Einzelticket für Erwachsene in der Preisstufe A dann laut VRR 3,60 Euro,
Digital statt analog: Das funktioniert nicht für alle
„Ich sehe viele, die das nutzen und ich verstehe nicht, warum das wegfällt“, erzählt Tahir Dzonlic in unserer Umfrage. Heike Rämer denkt an ihre Nachbarin, die als Gelegenheitsfahrerin die Einzeltickets nutzt und von den Änderungen betroffen ist. Und fragt sich: „Ich weiß gar nicht, ob die schon informiert ist.“
Viele Buskunden und -kundinnen berührt die Änderung wenig. „Mir ist das egal, ich habe das Deutschlandticket“, erzählt Rainer Kowalski. Auch in seinem Umfeld sei das Abonnement sehr beliebt. Der Verlust des Kurzstreckentickets ist für ihn daher kaum merkbar. Ein Hattinger Busfahrer, der lieber anonym bleiben möchte, begrüßt den Wegfall der Kurzstrecke sogar - weil es das zeitintensive Kassieren reduziert: „Dadurch haben wir weniger mit Kunden zu tun und es kommt natürlich zu weniger Verspätungen“, meint dieser. Am besten sei ein digitales Ticket, wie zum Beispiel das eezy-Ticket.
Unmut über steigende Preise
Karin Teuner, die selbst das Deutschlandticket nutzt, sieht in digitalen Angeboten trotzdem keine ausreichende Alternative. Sie selbst habe kein Smartphone und nutze ein analoges Abo-Ticket. Das Problem im zunehmend digital stattfindenden Ticketkauf für ältere Hattingerinnen und Hattinger– die sich von der Digitalisierung überfordert fühlen– sieht der Busfahrer auch. „Die werden damit nicht klarkommen“, antwortet er. Der regelmäßige ÖPNV-Nutzer Tahir Dzonlic stimmt ihm zu: „Es gibt ältere Leute, die keine Berührungspunkte mit Apps haben.“
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Überhaupt, viel mehr ärgern die Nahverkehrskunden die steigenden Ticketpreise. „Nach Sprockhövel und zurück – da ist man schon zehn Euro los. Einzeltickets sind auf jeden Fall zu teuer“, erzählt Frank G., der selbst froh über sein Deutschlandticket ist. „Die werden immer teurer, immer teurer, aber die Busse kommen trotzdem nicht“, meint er. Eine Frau, die lieber anonym bleiben möchte, findet, dass für die Höhe der Fahrscheinkosten der Service zu schlecht sei: „Schrecklich. Das ist Ausbeuterei!“
>> Diese Tickets fallen weg
Das Kurzstreckenticket ist nicht das einzige, welches der VRR aus dem Sortiment streicht. Betroffen sind unter anderem auch das 10er-Ticket, sowie einige Tariftickets. Der Kostengünstigste der wegfallenden Tarife, das YoungTicketPlus für Auszubildene, liegt mit 75€ preislich über dem Deutschlandticket für 58€. Ähnlich ist es auch mit dem BärenTicket und dem Ticket1000, zwei weiteren eingestellten Tarifen. Weil das Deutschlandticket eben deutschlandweit gilt und damit eine vielseitigere und günstigere Alternative ist, werden diese Tickets in Hattingen wohl kaum vermisst werden.
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