Essen. Die „größte Tarifreform seit Bestehen des VRR“: Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr plant, sein Ticketangebot für den ÖPNV drastisch zu verändern.

Nur noch drei Preisstufen statt bislang sieben, nur noch 150 statt bislang 650 verschiedene Ticketsorten: Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) will mit einer weitgehenden Reduzierung der Ticketangebote den Tarifdschungel im ÖPNV radikal lichten und damit eine jahrelange Forderung von Nahverkehrskunden erfüllen. „Wir planen die größte Tarifreform seit Bestehen des VRR, also seit 1980“, betonte VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke am Montag.

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Künftig soll es in VRR-Gebiet nur noch die Preisstufen A, B und D geben. Selten genutzte Ticketvarianten wie das Flex-Ticket und das 4er-Zusatzticket fallen ersatzlos weg. Auch die Kurzstrecke sowie die Stufen A1 und A2 sowie C verschwinden. „Für 90 Prozent der Kunden wird das neue Ticketsystem deutlich günstiger werden, wenn das richtige Ticket genutzt wird“, sagte Wittke. Teurer werde es nur in einigen wenigen Einzelfällen.

Erfolg des Deutschlandtickets: halbe Million neue Dauerkunden

Der VRR rechnet infolge des neuen Tarifsystems mit nur geringen Einnahmeausfällen, die nach einer internen Prüfung auf 300.000 Euro beziffert werden. Bei 1,3 Milliarden Euro Jahresumsatz liege der Betrag „im Bereich eines Rechenfehlers“, betonte Wittke.

Möglich gemacht hat die radikale Entschlackung des Tarifsystems offenbar der Siegeszug des Deutschlandtickets. Mittlerweile sind über 95 Prozent der Stammfahrgäste aus bestehenden Abonnements zum deutschlandweit gültigen 49-Euro-Tarif gewechselt. Der VRR will zudem über eine halbe Million neue Dauerkunden durch den Deutschlandtarif hinzugewonnen haben. Seit Einführung des Deutschlandtickets und der zunehmenden Nutzung des elektronischen Tarifs eezy werden viele Ticketvarianten zudem kaum noch oder gar nicht mehr nachgefragt. Umsatz und Absatz seien stark zurückgegangen, heißt es beim VRR. Auch der Verkauf der Tickets für Gelegenheitsfaher sei seitdem um rund 35 Prozent gesunken. Das alles dürfte den VRR-Verkehrsmanagern die Entscheidung leichter gemacht haben, den über die Jahre gewucherten Tarifdschungel zu durchkämmen.

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Ohnehin sind es am Ende nur fünf Ticketvarianten, die 90 Prozent des VRR-Gesamtumsatzes ausmachen: neben dem Deutschlandticket das Semesterticket für Studierende, der Monatstarif Ticket2000, der 4-Fahrtenschein und das Einzelticket. „Das Deutschlandticket ist gekommen, um zu bleiben. Es ist die tariflich größte Errungenschaft im ÖPNV der letzten Jahrzehnte. Die bisherigen Preisstufen und Geltungsbereiche des VRR-Tarifs passen teilweise nicht mehr zur aktuellen Kundennachfrage und wurden mit dem neuen Ticketangebot zum Teil obsolet“, sagte Wittke.

Seine Pläne absegnen lassen will sich das VRR-Management am 1. Oktober in der VRR-Verbandsversammlung. Ab 1. März 2025 soll das neue VRR-Tarifstystem dann an den Start gehen.

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