Hattingen. Hattingens Highlights im Jahr 2024: Was war der Aufreger des Jahres, was die Leistung, was der Abschied des Jahres? Ein spannender Rundumblick.
Was war der Aufreger des Jahres in Hattingen? Was war die Leistung des Jahres, was der Abschied des Jahres? Hier gibt es einen rein subjektiven Blick auf das Jahr 2024 in unserer Stadt – und was die meisten Menschen bewegt hat.
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Die Aktion des Jahres
Die Lichterfahrt der Landwirte wird jedes Jahr ein bisschen größer. Und jedes Jahr wird sie mehr von den Menschen an den Straßen in Hattingen und Sprockhövel verfolgt – 2024 trotzten auch alle dem Dauerregen.
Mehr als 50 Fahrzeuge sind im Advent unterwegs, geschmückt mit Lichterketten und anderer Weihnachtsdeko. Kaum biegt der erste Trecker um die Ecke, zücken die Menschen am Straßenrand ihre Handys und halten alles für die Ewigkeit fest. Sei es als Foto oder als Video.
Der Abschied des Jahres
Haus Kemnade ist eine Gastro-Größe der Region – und Heinz Bruns hat es dazu gemacht. Im Frühjahr verabschiedet sich das Urgestein aus Hattingen. Und bleibt doch: „Gut kochen und wirtschaftlich denken – ein Gastronom muss beides können“, weiß der 64-Jährige. Beides will er noch ein wenig weitergeben, deshalb ist er nun Berater.
„Ich bin hier aufgewachsen. Die Wasserburg ist meine Heimat, mein Wohnort, mein Arbeitsplatz, die Familie seit 1939 Pächterin“, erzählt er im WAZ-Gespräch. Und doch hat er noch nicht jeden Mythos rund um die alten Gemäuer in See-Nähe lüften können: „Es soll angeblich einen unterirdischen Gang zur Burg Blankenstein geben“, erzählt er. „Als ich Kind war, befand sich im Boden eine große Steinplatte mit einem Steinring. Dort sollte der Einstieg sein.“ Gefunden hat er den Geheimgang dennoch nicht.
Der Aufreger des Jahres
Schock-Moment für Kundinnen und Kunden am Bezahl-Automaten im Reschop Carré: Zum 1. August werden die Parkgebühren drastisch erhöht. Die Firma Saba-Parking nimmt plötzlich zwei Euro pro angefangener Stunde sowie 18 Euro für ein Tagesticket – eine neue Dimension für den Hattinger Parkraum. Josef Saller, Chef der Saller-Gruppe, die das Einkaufszentrum seit dem vergangenen Herbst betreibt, gefällt das ebenso wenig wie den Kundinnen und Kunden: „Diese Firma hat ein Interesse an möglichst hohen Parkgebühren. Wir haben ein Interesse an möglichst vielen Kunden.“
Eine Veränderung gibt es auch im Kaufland-Parkhaus: Die Schranken sind dauerhaft weg und mit ihnen auch das freie Parken für alle. Bei der Einfahrt wird das Kennzeichen wie im Altstadt-Parkhaus per Kamera erfasst. Vor der Ausfahrt muss man am Automaten sein Nummernschild eingeben, dann wird je nach Parkdauer der Tarif berechnet. Der ist bisher unverändert – 1 Euro pro angefangener Stunde. Eine Zahlung kann übrigens auch bis zu 48 Stunden nach der Ausfahrt nachgeholt werden. Im besagten Altstadt-Parkhaus läuft dieses Verfahren inzwischen reibungslos.
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Das Blaulicht des Jahres
Die Polizei stürmt am 13. März die Werkstatt in Halle 7 in einem Gebäudekomplex an der Kreisstraße, auch ein gepanzertes Fahrzeug fährt vor. Beamte tragen schusssichere Westen, andere SEK-Kräfte sind in chemikaliensicheren Schutzanzügen unterwegs. Spezialkräfte heben in Hattingen ein illegales Drogenlabor aus! Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 32 bis 54 Jahre alten Angeklagten in der Halle monatelang Amphetamin hergestellt und Ecstasy-Tabletten gepresst haben – mit zum Teil sehr hohen Wirkstoffgehalten. Außerdem soll mit Kokain, Marihuana, Haschisch und LSD gehandelt worden sein. Im August startet der Prozess am Landgericht Essen.
Acht Monate nach dem Einsatz wird der Haupttäter zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Zwei Mitangeklagte müssen ebenfalls ins Gefängnis. Nur zwei der Angeklagten kommen mit Bewährungsstrafen davon. Die Urteile sind kaum gesprochen, da fallen sich Angeklagte, Freunde und Familienangehörige in die Arme, Freudentränen fließen. „Schnell weg hier“, sagt einer der gerade Verurteilten, als ob er Angst hätte, die Richter könnten es sich noch einmal anders überlegen.
Die Leistung des Jahres
Mejra Tutic ist Hattingens Super-Abiturientin: Ja, okay, ein Abi mit 1,0, das hört man schon mal. Mejra Tutic hat am Gymnasium Waldstraße aber 858 von maximal möglichen 900 Punkten gesammelt und damit rein rechnerisch sogar ein Abi von 0,9 geschafft – natürlich ist es das beste Abitur ihres Jahrgangs. Ihren Studienplatz für Psychologie hat sie damit sicher, obwohl der Numerus Clausus sehr hoch ist.
Drei weitere Abiturientinnen und Abiturienten schaffen an Hattingens Schulen in diesem Jahr einen 1,0-er-Schnitt: Ryu Offermann, Fynn Birke (beide Gymnasium Holthausen) und Svea Stritzke (Waldstraße). Dieser ist der beste, der offiziell vergeben wird – bei 823 bis 900 Punkten. Noten unter 1,0 sind reine Rechenspielereien.
Die Natur-Laune des Jahres
Über die Weihnachtstage und danach stand der Fluss um die sechs Meter hoch – es ist einer der höchsten Pegel, den der Ruhrverband seit seiner Zuständigkeit im Jahr 1968 gemessen hat. Beim Jahrhundert-Hochwasser im Juli 2021 lag er mit 6,99 Metern aber beispielsweise noch einmal deutlich darüber.
Es regnet wieder. Und regnet und regnet und regnet. Und der Ruhr-Pegel in Hattingen steigt wieder – schon an Weihnachten 2023 auf um die sechs Meter, und auch im neuen Jahr wird es tagelang nicht besser.
Die Party des Jahres
Hattingens Altstadtfest hat wieder Größe: Am Bunker wird feist gerockt, auf dem Untermarkt tanzt die Menge ab und auf dem Kirchplatz schwelgen sie alle – kein Zweifel, die Nummer 47 ist ein Erfolg! Knapp an die 40.000 Menschen strömen Anfang Juni nach Hattingen. DJ Quicksilver, Abbafever und My’tallica – gleich drei Top-Acts haben parallel den Samstagabend bespielt. In früheren Jahren wären die Macher wohl froh gewesen, wenn sie nur einen aus dieser Güteklasse bekommen hätten.
Das Beste: Der „Rock am Bunker“ ist dank des Engagements von Alfred Schulte-Stade zurück – fulminant und mit Vehemenz! Wer glaubt, dass es hier vor allem ein Angebot für die Jugend gibt, reibt sich die Augen, denn es sind eher (wenige) kleine Kinder, deren Eltern und Großeltern, die bei My’tallica die Pommesgabel-Fäuste in die Höhe recken – die Jugend geht unterdessen beim DJ-Event steil.
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Der Verkauf des Jahres
Mehr als 100 Jahre alt ist sie eine der traditionsreichsten Firmen Hattingens: In diesem Jahr ist die Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling verkauft worden. Alstom hat den Betrieb übernommen – und damit heißt Reuschling ab sofort Alstom Reuschling Service GmbH & Co. KG und ist eine Tochtergesellschaft der Alstom Lokomotiven Service GmbH.
Reuschlings Historie ist beeindruckend: Im Jahr 1977 etwa wurde in Hattingen die erste Diesellok mit einer Funkfernsteuerung ausgestattet. Der heutige Chemiepark in Marl-Hüls orderte in den 1990ern gleich sieben Werkslokomotiven, ein lukrativer Auftrag von zwei Millionen DM. Immer wieder stand die Expertise der Fachkräfte im Blickpunkt.
„Das Unternehmen ergänzt das Service-Portfolio von Alstom mit Engineering-Kompetenzen in verschiedenen Bereichen. Reuschling ist spezialisiert auf zukunftsweisende Innovationsthemen wie alternative Antriebslösungen für einen sauberen Rangierverkehr, ferngesteuerten Fahrzeugbetrieb oder die Digitale Automatische Kupplung“, heißt es in der Pressemitteilung von Alstom.
Der Verlust des Jahres
Hattingens Stadtgesellschaft ist traurig: Egon Stratmann ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein Leben bewegte sich zwischen Hüttenkampf und Kirchenkunst – auf jeden Fall aber immer in Blankenstein. Er war der prägendste Künstler dieser Stadt. Nein, er sei kein Künstler, hat er immer wieder betont. „Ich mag den Begriff nicht“, sagt er einmal im WAZ-Gespräch. Denn: „Es gibt heute so viele Künstler. Ich bin Maler und Gestalter.“
Vor fünf Jahren hat er der Henrichshütte ein Denkmal gesetzt: Gut 30 Jahre nach ihrem Ende hat Stratmann Geld für sein Projekt gesammelt und die Skulptur „Schmelzer – Menschen in Aluminium“ in Welper aufgestellt. Da stehen die beiden nun auf dem Marktplatz – „100, 200, 500 Jahre“, meinte Stratmann bei der Enthüllung. „Oder wie bei Mark Aurel in Rom 2000 Jahre.“